Beitrag drucken

Von der Entwicklung bis zur Bestellung

Mit ERP-Software näher an die Kunden gerückt

Zur Eigentümernachfolge kam beim Unternehmen WBE Werkzeug und Maschinenbau noch der digitale Transformationsprozess hinzu – die Firma wollte näher ihre Kunden rücken, um möglichst schon bei der Entwicklung neuer Baugruppen im Bilde zu sein. Das digitale Abbild der Prozesskette in der ERP-Software WinLine bildet die Basis dafür.

(Bild: ©jirsak/stock.adobe.com)

(Bild: ©jirsak/stock.adobe.com)

Seit mehr als 40 Jahren ist das Unternehmen WBE Werkzeug- und Maschinenbau – ehem. Peter Brauer Werkzeugbau – Partner von Industriekunden in ganz Europa. Das Unternehmen fertigt Präzisionsteile im Fräs-/Dreh- oder Schleifverfahren und entwickelt sowie montiert Baugruppen. Seit drei Jahren vollzieht sich im Unternehmen ein Generationenwechsel. Gründer und Eigentümer Peter Brauer suchte einen Nachfolger und fand ihn in Patrick Eikelmann. Mit der Planung zur Firmenübernahme wurde im Unternehmen gleichzeitig ein Digitalisierungsprozess gestartet. Kern des Vorhabens war es, die eigenen Prozesse näher an die Kunden heranzuführen, um möglichst schon bei der Entwicklung neuer Baugruppen mitzuwirken. Ziel war die komplette Übernahme der Bestelldaten in Form von Stücklisten aus der Entwicklung des Kunden bis hin zum eigenen Beschaffungsprozess. Dafür wurde die ERP-Software WinLine von Mesonic genutzt und mit externer Unterstützung so konfiguriert und erweitert, dass die Prozesskette durchgängig abgebildet wird. Diese beginnt mit der Bestellung des Kunden, der neben den kaufmännischen Daten auch die Stücklisten sowie die Zeichnungen übermittelt. Diese Informationen werden in das ERP-System importiert und falls nötig durch weitere Daten ergänzt – für die Produktion sind dies beispielsweise Ressourcen und Tätigkeiten. Das Material kann aus den Stücklisten gefiltert werden, wodurch Bestellvorschläge und Bestellungen direkt erstellt und elektronisch an die jeweiligen Lieferanten übermittelt werden können. Für solche Import- und Exportfunktionen bietet die ERP-Lösung unterschiedliche Standardschnittstellen, so dass Daten aus verschiedenen Systemen übernommen bzw. an diese übergeben werden können.

Die Produktion im Blick

Nach der Bestellung folgt der Materialfluss im Unternehmen. Während die ERP-Lösung alle kaufmännischen Prozesse bei WBE unterstützt, wurde für die Abbildung der konkreten Produktion das Zusatzmodul M-Prozesse integriert, das vom Mesonic-Partner S&S Software und Service entwickelt wurde. Mit dem Modul kann der Materialfluss inklusive der Fertigungsprozesse abgebildet und dokumentiert werden. Die Integration in die ERP-Software führt dazu, dass beim Wareneingang alle Bestellungen bekannt sind und durch Touchgeräte erfasst werden können. Die automatische Synchronisation beider Systeme aktualisiert alle Datenstände und gibt somit aktuelle Auskunft über Lager- und Produktionsbestände.

Automatisierungspyramide: Kommunikationsstruktur in der automatisierten Produktion (Bild: © 2021 mittelstandssoftware.de / mesonic)

Automatisierungspyramide: Kommunikationsstruktur in der automatisierten Produktion (Bild: © 2021 mittelstandssoftware.de / mesonic)

Arbeitsschritte werden dokumentiert

Die Mitarbeiter haben einen Überblick über die anstehenden Arbeiten. Die Auftragslage ist transparent und die einzelnen Arbeitsschritte sind genau geplant und dokumentiert. Arbeitsschritte, die WBE nicht selbst erledigen kann, werden an Dienstleister ausgelagert. Der Warenausgang dorthin wird mit den Daten für die Rücklieferung bedacht, sodass der Zulieferer sowohl den Materialfluss als auch die Termintreue beachten kann.

Jederzeit auskunftsfähig

Ein weiteres Ziel von WBE war es, gegenüber den eigenen Kunden jederzeit auskunftsfähig zu sein, falls es beispielsweise zu Verzögerungen, Fehllieferungen oder Unterbrechungen kommt. In einem solchen Fall muss schnell reagiert werden, um größere Schäden zu vermeiden. Ist die Ware auslieferungsbereit, wird der Lieferschein innerhalb des ERP-Systems erstellt. Dabei sind alle Informationen des Fertigprodukts im Informationsfluss enthalten. Dies ist speziell bei Maschinenbauteilen wichtig, da diese Informationen Aufschluss über Haltbarkeiten, Sollbruchstellen oder Materialschwächen geben.

Zusammenwirken von Software, Technik, Menschen

Auf dieser Entwicklungsreise sind agile Reisebegleiter von hohem Wert. Sie lösen Aufgaben, geben Anregungen, haben wiederum selbst Partner und liefern Know-How sowie Lösungen. Gerade im Bereich der Prozessdigitalisierung ist eine hohe interdisziplinäre Fähigkeit, verbunden mit Prozessverständnis, von enormer Bedeutung – und Prozesse meint hier das Zusammenwirken von Software, Technik und vor allem Menschen.


Schritte zur Digitalisierung von Fertigungsprozessen
  • Die Grundvoraussetzung ist ein ERP-System zum Informationsaustausch zwischen Kunden und Lieferanten auf allen Ebenen.
  • Import- und Exportfunktionen für unterschiedliche Formate im ERPSystem zur automatisierten Stammdatenanlage und -pflege.
  • Nachvollziehbarkeit von Informationen sowie aktuelle Stücklisten mit jeder Bestellung.
  • Elektronischer Datenaustausch zwischen allen Prozessbeteiligten (Kunden und Lieferanten).
  • Additive Datenhaltung: Jeder Prozess bringt seine Daten mit und gibt sie an den nächsten Schritt weiter, ggf. mit Ergänzungen und Aktualisierungen.
  • Die Abbildung und Dokumentation externer Fertigungsschritte erhöht die Transparenz und ist hilfreich, wenn es einmal unangenehm wird.
  • Für die Mitarbeiter ist die Bedienbarkeit ein wichtiger Faktor. Hier haben sich insbesondere in der Fertigung (mobile) Touchsysteme etabliert.


Das könnte Sie auch interessieren:

Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wird der 11. Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und löst Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer nach fast elf Jahren ab.‣ weiterlesen

Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender bei DMG Mori, hat am Donnerstag sein Amt niedergelegt. Sein Vertrag wurde im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung einvernehmlich beendet. Alfred Geißler wurde vom Aufsichtsrat zum Nachfolger bestellt.‣ weiterlesen

Microsoft feiert 40. Geburtstag in Deutschland und eröffnet ein europäisches Experience Center in München. Es ist eines von vier Experience Centern weltweit.‣ weiterlesen

Expertinnen und Experten der Plattform Lernende Systeme beleuchten in einem neuen Whitepaper, wie es um die Entwicklung europäischer bzw. deutscher KI-Sprachmodelle bestellt ist.‣ weiterlesen

Cyber-physikalische Systeme (CPS), wie etwa Autos oder Produktionsanlagen, stecken voller elektronischer und mechanischer Komponenten, die von Software gesteuert werden. Jedoch ist es eine Herausforderung, die Systemarchitekturen solcher Systeme fortwährend konsistent zu halten. Neue Methoden dafür soll ein Sonderforschungsbereich (SFB) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeln.‣ weiterlesen

Mit der Akquisition der Pod Group hat G+D bereits 2021 sein Portfolio im IoT-Bereich erweitert. Durch den Erwerb von Mecomo geht das Unternehmen nun einen weiteren Schritt in Richtung IoT-Komplettanbieter im Transport- und Logistikbereich.‣ weiterlesen

Die Grimme-Gruppe produziert individuell konfigurierte Landmaschinen. Was für den Wettbewerb Vorteile bringt, ist allerdings mit großem Aufwand verbunden - so verwaltete Grimme Kundenanfragen lange über ein Excel-Tool. Mit dem Softwareanbieter Slashwhy zusammen wurde dies durch ein webbasiertes Anfragemanagement-Programm abgelöst.‣ weiterlesen

Die Software Moryx hilft der Fertigungssteuerung, Maschinen schnell auf einen neuen Kurs zu bringen oder sie für den nächsten Auftrag anzupassen. Mit seinen einheitlichen Bedienoberflächen und seiner niedrigen Einstiegshürde ist das Tool von Phoenix Contact insbesondere auf den Einsatz in Fertigungen mit der Losgröße 1 ausgerichtet.‣ weiterlesen