Mit dem Wandel von klassischen Lieferketten zu verzweigten Wertschöpfungsnetzwerken rücken zunehmend die Schnittstellen zwischen den Akteuren in den Fokus. Mit Supply Chain Collaboration ist bereits ein Begriff gefunden. Dahinter steht die Bemühung, die Kooperation zwischen zwei Teilnehmern des Netzwerkes gezielt auf ein höheres Niveau zu heben, um neue Hebel der Optimierung zu erschließen.
Bild: FIR e. V. an der RWTH Aachen
In den vergangenen Jahren haben die Logistiker und Supply Chain Management-Spezialisten (SCM) den Wandel vom klassischen Transport-/Umschlags-/Lagerungsgeschäft hin zum globalen, netzwerkintegrierenden Aufgabenfeld vollzogen. Dieser Wandel basiert einerseits auf marktseitigen Entwicklungen und wird andererseits von den Unternehmen selbst vorangetrieben. Seit den 90er Jahren hat sich der Ausdruck der Vuca World, ein Akronym der englischen Wörter für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Unklarheit, für die Beschreibung der Unternehmensumwelt etabliert. Die Vuca World veranlasste Unternehmen dazu, Fertigungstiefen zu reduzieren, mit der Folge einer Auffächerung der Wertschöpfungsketten zu komplexen Wertschöpfungsnetzwerken. In diesen Netzwerken hängt die Wirtschaftlichkeit von der Effizienz logistischer Prozesse ab, wodurch sich der Optimierungsfokus zunehmend auf die Schnittstellen zwischenbetrieblicher Zusammenarbeit verlagert. Laut einer aktuellen Studie der Bundesvereinigung Logistik (2017) befindet sich mit Vernetzung/Zusammenarbeit ein Schnittstellenthema unter den Top 5 der unternehmensinternen Trends in Logistik und SCM. Gleichzeitig fühlen sich 55 Prozent der Unternehmen nicht anpassungsfähig genug, um diesen Trends zu folgen. In diesem Zusammenhang können Supply Chain Collaboration-Konzepte (SCC) dazu beitragen, die Effizienz logistischer Prozesse in der Lieferkette zu erhöhen.
SCC ist bis dato im wissenschaftlichen Umfeld nicht eindeutig definiert. Eine Definition von Togar u. Sridharan besagt, dass zwei oder mehrere Partner in der Lieferkette zusammenarbeiten, um einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen, indem sie Informationen austauschen und gemeinsame Entscheidungen treffen. Laut Soosay u. Hyland müssen solche Partner darüber hinaus einen angemessenen Vertrauensgrad festlegen und Prozesse der Lieferkette integrieren, um Leistungsverbesserungen durch die Zusammenarbeit zu erreichen. Eine einheitliche Definition von Collaboration wird zusätzlich durch die Ähnlichkeit der Begriffe Cooperation und Coordination erschwert, da die Begriffe oftmals als Synonyme aufgefasst werden. Nur Singh u. Power differenziert die Begriffe. Collaboration zeichnet sich demnach durch eine hohe Intensität der Beziehung zwischen den Partnern aus. Coordination und Cooperation beschreiben dabei eine niedrigere Intensität der Beziehung. SCC lässt sich ebenfalls von SCM abgrenzen. Unter SCM wird die Betrachtung und Optimierung des Gesamtflusses der Wertschöpfungskette samt aller Teilnehmer verstanden. Im Gegensatz dazu fokussiert das Konzept SCC die Schnittstellen zwischen beteiligten Partnern der Wertschöpfungskette und zielt auf deren Leistungssteigerung ab. In der morphologischen Klassifizierung können Kollaborationskonzepte zum Beispiel in die Bereiche Planungsunterstützung, Planungs-/Abwicklungsunterstützung und Abwicklungsunterstützung klassifiziert werden. Häufig in der Praxis eingesetzte Konzepte sind beispielsweise Collaborative Planning, Forecast and Replenishment (CPFR), Just-in-Time (JiT)/Just-in-Sequence (JiS) und Kanban.
Während beim CPFR als Vertreter der Klasse der Planungsunterstützung Aspekte der intensiven partnerschaftlichen Planung und Koordination im Vordergrund stehen, liegt der Fokus der Abwicklungsunterstützung auf operativen Gesichtspunkten wie der Organisation der unternehmensübergreifenden Datenübermittlung. Neben der konzeptionellen Ausgestaltung der Kooperation existieren ebenfalls Technologien, die Hürden zwischen unabhängigen Mitgliedern der Lieferkette abbauen. Der Trend, Sensorik zur Überwachung und Datenerfassung einzusetzen, bietet oft Wachstumspotenzial. Mit sogenannter Radiofrequenzidentifikation (kurz RFID) können aktuelle und produktbezogene Daten erfasst werden. Auch der ursprünglich in der Finanzbranche angesiedelte Technologietrend Blockchain rückt zunehmend ins Blickfeld. So bietet er auch in der Logistik Potenziale zum Aufbau flexibler und kosteneffektiver Netzwerke. Aktuell erfordert der Transfer sensibler Daten durch einen zentralen Akteur ein großes Maß an Vertrauen in dessen Diskretion, Verantwortungsbewusstsein und Kompetenz. Durch die Verkettung der unveränderbaren Transaktionshistorie sowie die dezentrale Kontrollfunktion des Netzwerkes gilt Blockchain als Technologie, die die Sicherheit, Transparenz und Kollaboration in der Lieferkette fördern könnte. Die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Vuca World sowie die zunehmende Digitalisierung in Logistik und SCM haben ebenfalls Auswirkungen auf die Kompetenzanforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte. Der zukünftige Collaboration-Manager müsste über umfangreiche Kenntnisse sowohl im Bereich IT/Datenverarbeitung als auch über betriebliche Geschäftsprozesse verfügen.
Autoren:Daniel Pause ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Adema arbeitet als Fachgruppenleiter Supply-Chain-Management und Jan Winitzki ist Mitarbeiter in der Fachgruppe Supply-Chain-Management am FIR e. V. an der RWTH Aachen.
Autoren: Daniel Pause ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dipl.-Wirt.-Ing. Jens Adema arbeitet als Fachgruppenleiter Supply-Chain-Management und Jan Winitzki ist Mitarbeiter in der Fachgruppe Supply-Chain-Management am FIR e. V. an der RWTH Aachen.
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