Risiken mit Cloud-Hilfe beurteilen

CE-Zertifikat leicht gemacht

Die Lebenszeit einer Maschine beträgt von Konstruktion und Bau bis zur Verschrottung oft 30 Jahre oder mehr. Für den gesamten Zeitraum sind Hersteller und Betreiber über Verordnungen und Gesetze dazu verpflichtet, das Betriebsrisiko zu beurteilen und die Unbedenklichkeit für Mensch und Umwelt zu dokumentieren. Software hilft den Unternehmen dabei, diese Aufgabe mit vertretbarem Aufwand zu erledigen.

CE-Zertifikat hilft Risiken mit Cloud-Hilfe zu beurteilen
Bild: ©Tristan Vankann/Fotoetage

In der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG – Anhang I findet sich die gesetzliche Anforderung: „Der Hersteller einer Maschine oder sein Bevollmächtigter hat dafür zu sorgen, dass eine Risikobeurteilung vorgenommen wird, um die für die Maschine geltenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen zu ermitteln. Die Maschine muss dann unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Risikobeurteilung konstruiert und gebaut werden.“ Um diese Bewertung von Risiken zu erleichtern, hat die CE-CON GmbH, Dienstleister für Maschinensicherheit, die Anwendung CE-CON Safety programmiert. Die Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG hat sich dazu entschieden, diese Software zu nutzen.

Risikobeurteilung in der Praxis

Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und Produktion von Schutzgasschweiß- und Schneidbrennern für die Verfahren MIG/MAG, WIG/TIG und Plasma spezialisiert. Sie ist das Headquarter der Abicor Binzel-Gruppe, die mit über 30 Tochtergesellschaften und weltweit über 1000 Mitarbeitern in mehr als 50 Ländern aktiv ist. Gefertigt wird im Stammhaus in Buseck bei Gießen und in Dresden, in den USA, Brasilien, Indien, China und Russland. Die vom Gesetzgeber geforderte Risikobeurteilung zur CE-Kennzeichnung bildet das Unternehmen mit CE-CON Safety ab. In der Cloud-basierten Software finden sich die neuesten Normen und Richtlinien, die für Risikobeurteilungen im Rahmen der CE-Zertifizierung relevant sind.

Recherche für die Bewertung von Risiken

Die Verantwortlichen im Unternehmen wählten bewusst eine Cloud-Lösung, da diese weltweit vernetztes Arbeiten erlaubt und sich für den Zugriff auf die Daten von mehreren Standorten eignet. Funktional ist es von zentraler Bedeutung, dass alle aktuellen Richtlinien im System enthalten sind und Mitarbeiter bei der Recherche unterstützen. Darüber hinaus liefert die Software 3500 bibliographische Daten harmonisierter Normen. Durch die Eingabe von Suchbegriffen in CE-CON Safety lassen sich die Normen gezielt suchen, die gemäß EG-Richtlinien für das jeweilige Produkt zutreffen. Weiterhin steht den Awendern eine Auswahl von Daten internationaler Standards wie ANSI, NFPA, ISO und IEC zur Verfügung. Dies erleichtert die Zertifizierung für verschiedene Märkte. Für die Bewertung von Risiken bietet die CE-Software zwei verschiedene Systeme, die den Anforderungen der internationalen Norm ISO 12100:2010 entsprechen. „Wir verwenden das international bekannte Verfahren der HRN (Hazard Rating Numbers) zur Bewertung von Gefährdungen an Maschinen“, sagt Udo Kessler, Leiter der Elektronikentwicklung bei der Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG.

Basis für Bedienungsanleitungen

Nach der Bewertung der Risiken folgen notwendige Maßnahmen. Die Norm EN ISO13849-1 beschreibt das Verfahren zur Quantifizierung von Gefährdungen und zur Ermittlung des Performance Level (PL) für Sicherheitsfunktionen. Der zweite Teil der Norm EN ISO13849 gibt vor, wie das in der Risikobeurteilung geforderte Performance Level (PLr) für jede steuerungstechnische Maßnahme errechnet und validiert wird. Für zahlreiche Maßnahmen stehen in der Software Typen mit vordefinierten Feldern zur Verfügung. Diese erleichtern den Verantwortlichen die Eingabe und liefern Ideen, welche Informationen zu bestimmten Maßnahmen gehören (beispielsweise neben der Maßnahme ‚Sicherheitslichtgitter‘ noch den Typ des Lichtgitters, Abstand zur Gefahrenstelle oder Nachlaufzeit). Im Alltag bedeutet das, die richtige Schutzeinrichtung für jede Anwendung zu finden, die Bauteildokumentation zu sichten und notwendige Kenngrößen herauszufiltern. Im Anschluss wird auf Knopfdruck die Nachweisdokumentation entsprechend der anzuwendenden Richtlinien gedruckt. Dazu zählt die Risikobeurteilung in verschiedenen Varianten sowie Checklisten etwa für Piktogramme und Benutzerinformationen. Die Risikobeurteilung stellt die Grundlage für die Erstellung der Bedienungsanleitung dar. Das bedeutet, dass die Bedienungsanleitung die aus der Risikobeurteilung bekannten Restgefahren, Piktogramme und Hinweise widerspiegelt. Beim Aufbau und der Formulierung von Sicherheitshinweisen richtet sich das Unternehmen nach dem europäischen Stand der Technik. Im letzten Schritt werden die Produkte, entsprechend der Bedienungsanleitung, gekennzeichnet.

Die Lösung pflegt der Anbieter

Ein Vorteil der Cloud-Lösung ist, sich die Installation und Pflege der Software sparen zu können. Ein Auswahlkriterium beim Anwender war, dass die Mitarbeiter stets auf die neuesten Normen und Richtlinien für die CE-Zertifizierung zugreifen können. Dafür muss der Softwarehersteller seine Lösung laufend aktualisieren. Die Mehrbenutzerfähigkeit erlaubt verschiedenen Mitarbeitern, zur gleichen Zeit am gleichen Projekt zu arbeiten, Dokumente und Bilder zur Risikobeurteilung beispielsweise einzusehen.

Bewertungen leicht erstellen

„Besonders schätzen wir, dass wir von der Software durch die Prozesse hindurch begleitet werden, automatisch Hinweise erhalten, wenn etwas fehlt, und beispielsweise Projekte einfach kopieren können“, sagt Kessler. Im Ergebnis geht die Risikobeurteilung nun wesentlich schneller von der Hand als früher.







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