Planung der Montage

Darüber hinaus wollte KHS die stücklistenbasierte Software Hsmont nutzen, um exakte Vorgabezeiten zu ermitteln. Das Programm übernimmt die Auftragsstückliste aus dem ERP-System und ordnet den jeweiligen Positionen regelbasiert den betreffenden Montage- oder Demontageaufwand zu. Beim Öffnen einer Baugruppe zur Bearbeitung erfolgt die Referenzierung auf vorhandene Artikel. Handelt es sich nicht um Wiederholteile, also nicht zuvor bewertete Teile, kann auch im Dialog eine manuelle Zuordnung vorgenommen werden. Dieser Montageaufwand entspricht jeweils den Tätigkeiten für den Einbau eines Teiles oder einer Baugruppe in die nächst höhere Strukturebene. Neue Kauf- und Eigenfertigungsteile müssen einmalig bewertet werden. Baugruppen, in denen unbewertete Positionen enthalten sind, werden speziell gekennzeichnet. „Nachdem sich Hsplan mit Abschluss der ersten Einführungsphase in der mechanischen Fertigung etabliert hatte, startete man ein Hsmont-Pilotprojekt. Das Planungsobjekt beinhaltete die Montageprozesse zur Produktion einer Etikettiermaschine. Die Ergebnisse aus der Sollzeitermittlung und der generierten Arbeitspläne waren durchaus passabel. Allerdings ließ uns der Ersterfassungsaufwand zurückschrecken, der insbesondere auf die sehr komplexen Baugruppen zurückzuführen war. Daher legten wir diesen neuen Ansatz zur Seite und verblieben zunächst bei unserem bisherigen Schätzverfahren“, sagte Jean Pierre Huxsohl, zuständig für die Arbeitsplanung im Montagebereich der KHS GmbH.

Mit 600 Positionen umgehen

Dann ergab es sich, dass von einem anderen KHS-Werk ein Gebindetransport zur Montage in Dortmund zu übernehmen war. Die Übernahme von Aufwandsdaten und die Nutzung der auf Excel basierten Berechnungen waren sehr aufwendig, obwohl diese Erfahrungswerte der Kollegen zugrunde lagen. Für jede Baugruppe existierte eine eigene Excel-Tabelle. Die Stücklisten verfügen häufig über 500 bis 600 Positionen. „Mit der Aufgabe begaben wir uns quasi auf Neuland. Aufgrund der Kenntnisse im Umgang mit Hsmont erschien uns der Einsatz dieses Planungswerkzeugs als geradezu prädestiniert. Denn simpel formuliert: Wir lesen eine Stückliste ein und erhalten entsprechende Zeiten, welche in den Montagearbeitsplan einfließen“, schildert Huxsohl. Vorher passten Produzent und Softwarehersteller die Lösung noch ein wenig an. Es galt, Funktionsanforderungen zu formulieren, Zeitdaten in Tabellen zusammenzustellen und ins System einzupflegen. Mit Zuschlagsfaktoren lassen sich Mehraufwände, wie weiter Transportweg oder Zugänglichkeit berücksichtigen. Denn obwohl es sich mitunter um dasselbe Teil handelt, kann sich der Montageaufwand aufgrund der Randbedingungen deutlich unterscheiden. Dabei ist es durchaus sinnvoll, im System festzuhalten, dass die Befestigung mit einer M2-Schraube länger dauert als mit einer M8. Handelt es sich jedoch um eine M8, wird weniger Zeit gegenüber einer M16 oder M30 benötigt. Um den Abbildungsaufwand zu reduzieren, wurden Cluster durch Gruppierung von Normteilen gebildet. Die Nutzung von Hsmont zeigte so zufriedenstellende Ergebnisse, dass sukzessive auch für weitere insbesondere neue Baugruppen die Arbeitspläne mit diesem Planungswerkzeug generiert wurden. Bei zugekauften Baugruppen fängt das zu erfassende Tätigkeitsprofil mit dem Auspacken an.

Grundlage für die Feinplanung

Mit dem Einsatz der Software kamen immer wieder Änderungs- und Erweiterungswünsche auf, die sich auch stets umsetzen ließen. Ein Beispiel dafür war im Zusammenhang mit dem Gebindetransport die Frage, ob nicht auch Zeitbewertungsprozesse auf die Vormontagen anzuwenden seien. Betrachtet man dabei beispielsweise die Baugruppe ‚Förderer‘. So konnte bislang für diese Baugruppe nur eine Komplettzeit hinterlegt werden. Da eine derartige Baugruppe verschiedene Vormontagebausteine beinhaltet, ist es von Vorteil, jeweils über eine detaillierte Abbildung von den einzelnen Bausteinen zu verfügen. Denn auf diese Weise lässt sich in der Montage eine noch bessere Feinplanung erzielen. HSI wurde mit dieser Änderung beauftragt und konnte die Funktionalität nach einer Testphase auf dem Entwicklungssystem Anfang 2017 auf das Produktivsystem von KHS in Dortmund ausrollen. Der Vorteil liegt in der Präzision des Zahlenmaterials, das schnell zur Verfügung steht. Das System bietet dem Anwender die Möglichkeit, die Technologiedaten und Regelwerke jederzeit entsprechend neuer Erkenntnisse zu modifizieren. Auf diese Weise kann über Jahre hinweg die fertigungstechnologische Entwicklung im Unternehmen im Kalkulations- und Planungssystem abgebildet werden. Diese permanente Prozessoptimierung sowie die Nutzung der aktuellen Wissensbasis sorgen für eine längere Investitions- und höhere Planungssicherheit in der Arbeitsvorbereitung.