Produkt- und Prozesshistorie von Bordnetzen
Track and Trace in jede Richtung
Drei Schritte bis Auslieferung
Im ersten Schritt werden Kabel automatisiert von Maschinen zugeschnitten, die gleichzeitig die Ummantelung entfernen und Stecker anbringen. Die daraus resultierenden Stücke werden danach in Bündeln in den Produktionsbereich P2 weitergeleitet, wo sie im zweiten Schritt an halb-manuellen Arbeitsplätzen vormontiert werden. Im dritten Schritt werden die benötigten Teile in die Endmontage gebracht und auf Legebrettern von Hand zusammengesetzt. Zum Schluss werden die fertigen KSK verpackt und an die Fahrzeughersteller geliefert. In den ersten beiden Schritten, sprich beim Zuschneiden und in der Vormontage, werden die Teile meist noch gescannt, Prozesseigenschaften festgehalten und Kabelbündel mit Barcode-IDs versehen. Oft gehen die Informationen jedoch bei der Übergabe in die Endmontage verloren und damit auch eine korrekte Rückverfolgbarkeit.
Extrem hohe Varianz
Hinzu kommt, dass Bordnetzdesigns in der Automobilindustrie aus verschiedenen Gründen häufig geändert werden. So schlagen sich kontinuierliche Modifikationen in Elektronik- und Sensorkomponenten beim Zulieferer in der Form von Anpassungen in den Bordnetzen nieder. Da Endkunden Autos zudem sehr individuell konfigurieren, wächst die Anzahl an Bordnetzvariationen quasi ins Unermessliche. Unter diesen Bedingungen sind Prozesse weder leicht zu standardisieren noch können sie stabil gestaltet werden. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Prozesse ergänzen und anpassen
Die von den digitalen Zwillingen benötigten Informationen müssen also, bevor sie ihnen zur Verfügung gestellt werden, operativ, technisch sowie organisatorisch aufbereitet werden. Auf der operativen Ebene sollten Prozesse beispielsweise um das Scannen von Produkten oder die Qualitätsdokumentation ergänzt werden. Methoden wie FIFO (First in – First out) oder Poka Yokes können dabei bei der Vereinfachung von Prozessanpassungen Unterstützung leisten. Auf technischer Ebene müssen Geräte, die sich zur Datenerfassung eignen, für die digitalen Zwillinge verfügbar sein. Hier kann es sich um Scanner- oder Update-Installationen sowie neue Maschinenkonfigurationen handeln. Objekte, die rückverfolgt werden sollen – sogenannte Trace-Objekte – müssen außerdem definiert und mit eindeutigen Trace-Referenzen versehen werden. Trace-Objekte umfassen unter anderem Bündel, Teile, Material, Maschinen sowie Arbeitsplätze. Prozessparameter stellen dabei dynamische Trace-Objekte dar und erhalten daher zur Referenzierung einen Zeitstempel. Die Qualität der Digitalen Zwillinge hängt nicht nur von den operativen und technischen Faktoren ab. Eine organisatorische Perspektive trägt ebenso maßgeblich zum Wert bei, da Mängel bei der Prozessausführung inkorrekte und vage Datensätze zur Folge hätten. Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Anpassungsfähige MES
Wollen Bordnetzhersteller digitale Zwillinge einsetzen, sollten sie früh damit anfangen, ihre Prozesse anzupassen, da die Umsetzung der nötigen Änderungen in der Produktion Zeit benötigt. Der Übergang wird wahrscheinliche einige Jahre in Anspruch nehmen. Dabei sind flexible MES-Lösungen gefragt, die den Herstellern unter die Arme greifen. Sie sollten in der Lage sein, eine vertikale Rückverfolgbarkeit durch die Aufzeichnung sämtlicher relevanter Zukaufteile und KSK-Komponenten einzurichten. Des Weiteren müssen sie wesentliche horizontale Rückverfolgbarkeitsdaten berücksichtigen können.