BaSys 4.0

Auf dem Weg zum Serviceanbieter

2016 startete das Projekt ’Basissystem Industrie 4.0‘. Ziel war die Entwicklung einer Middleware, die die erforderlichen Dienste für die Industrie 4.0 bereitstellt. Zwei Szenarien zeigen beispielhaft, wie auf dieser Grundlage neue Geschäftsmodelle etabliert werden können.

Bild: Objective Partner AG
Bild: Objective Partner AG

Nicht zuletzt haben die Pandemie sowie der Krieg in der Ukraine vor Augen geführt, wie fragil Wirtschaft und Lieferketten sein können. Aber auch verändertes Kundenverhalten beeinflusst die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. In einer aktuellen Studie von Accenture wurden mehr als 3.000 Verbraucher in 15 Ländern auf fünf Kontinenten zu ihrem Verbraucherverhalten befragt. Demnach müssen Unternehmen flexibel und agil reagieren können, um auch zukünftig für Verbraucher und Kunden relevant zu sein. Eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group zeigt ein Umdenken in der Industrie: Drei Viertel der befragten Manager möchten demnach in Zukunft die Produktion flexibler an Nachfrageänderungen anpassen können. Aber nicht nur Flexibilität spielt eine zentrale Rolle. Nachhaltigkeit und Resilienz stehen im Fokus. Doch wie ist dies zu erreichen?

Betrachtet man die historische Entwicklung hin zur Industrie 4.0 zeigt sich, dass während der ersten drei industriellen Revolutionsstufen der Fokus auf Mechanisierung, Massenproduktion und Automatisierung lag. Heute geht es mehr um die Herstellung kostengünstiger, individueller Einzelstücke durch eine flexible, selbstorganisierte Fertigung. Darüber hinaus ermöglichen neue Geschäftsmodelle den Schritt vom Produktanbieter in Richtung Serviceanbieter. Und all das gelingt auf Basis der richtigen Technologie.

Ein Betriebssystem für die Industrie 4.0

„Industrie 4.0 ist nur dann erfolgreich, wenn wir neue Silos vermeiden. Dafür brauchen wir Plattformen, Middleware, bzw. ’Betriebssysteme’ für die Fertigung“, so Andreas Bader, CEO von Objective Partner. 2016 startete das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt ’Basissystem Industrie 4.0‘ (BaSys 4.0). Darin wurde eine Middleware entwickelt, die die erforderlichen Dienste für die Umsetzung der Industrie 4.0 bereitstellt und miteinander verknüpft (mehr Informationen). Objective Partner hat BaSys 4.0 um anwendungs- und geschäftsmodellspezifische Dienste und Integrationen in SAP-Prozesse, Systeme und Services erweitert. Dies soll die Grundlage für neue Geschäftsmodelle wie etwa Asset-as-a-Service legen.

Beispiele aus der Praxis

Ligenium und Franka Emika haben den ersten Schritt auf dem Weg vom Produktanbieter zum Lösungsanbieter geschafft. Mit dem Asset-as-a-Service-Framework wurden die Weichen gestellt für nachhaltiges Wachstum, höhere Wettbewerbsfähigkeit und stärkere Resilienz.

Nicht Roboter sondern Skills kaufen

Der Franka Emika Robot verfügt über einen Tastsinn und kann somit Berührungen wahrnehmen. Zudem ist der Roboter auch ohne Robotik-Kenntnisse programmierbar. Im Zuge der Corona-Pandemie hat Franka Emika einen Skill für den Roboter entwickelt, durch den dieser Corona-Tests durchführen kann.

In Kooperation mit SAP hat Objective Partner einen digitalen Zwilling entwickelt, der eine intelligente und digitale Vernetzung ermöglicht. Daraus entstand ein Geschäftsmodell: Robot-as-a-Service. Anwender müssen den Roboter nicht mehr kaufen, sondern zahlen für die Durchführung eines Skills (z.B. Pick and Place). Und auf einem Skill-Marktplatz können je nach benötigter Tätigkeit neue Skills hinzugekauft werden.

Ladungsträger tracken

Ligenium ist ein Hersteller von Ladungsträgern, die etwa für den Transport von Motorhauben verwendet werden. Die Kunden des Unternehmens wissen jedoch selten, wo welcher Ladungsträger im Einsatz ist, ob dieser noch funktionsfähig ist und wann er wieder beladen werden kann.

Mit digitalen Mehrwertdiensten am Ladungsträger sollten Kunden nun ihren Transport völlig neu denken. Nach der Integration von Sensoren wurde der ’echte’ Ladungsträger in einen digitalen Zwilling überführt und die Sensorik und Integration in ein cloudbasiertes SAP-System angebunden. „Dadurch optimiert der Kunde nicht nur seine Fertigung, sondern auch die Logistik, kann die CO2-Emissionen am Ladungsträger verbessern und tracken”, erklärt Christoph Alt, Geschäftsführer von Ligenium. Die Ladungsträger müssen nicht mehr gekauft werden, sondern lassen sich für den jeweiligen Transport als Pay-per-use Modell mieten.

Die beiden Szenarien zeigen beispielhaft, wie sich das Potenzial neuer Technologie und Industrie 4.0 nutzen lässt.





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