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Innovationspreis Mitteldeutschland 2022 geht nach Jena

Mit Lichtteilchen abhörsicher verschlüsselt

Quantum Optics Jena hat eine Verschlüsselung entwickelt, die mit Lichtteilchen statt Algorithmen arbeitet. Sie ist mit bekannten Mitteln nicht zu knacken. Für den Ansatz auf Basis von Quanten-Technologie siegte das Fraunhofer-Spinoff beim Innovationspreis Mitteldeutschland in zwei Kategorien, inklusive des Gesamtsieges.

Das Team der Quantum Optics Jena GmbH mit den Preisstiftern enviaTEL GmbH und GISA GmbH und Unterstützer Cluster IT Mitteldeutschland e.V.; (v.l.) Jürgen Klaus (GISA GmbH), Jens Heinrich (Cluster IT Mitteldeutschland e.V.), das Team der Quantum Optics Jena GmbH um Geschäftsführer Dr. Kevin Füchsel und Dr. Oliver de Vries (erste Reihe, mittig), Dirk Schüppel (envia Tel GmbH) (Bild: ©Tom Schulze)

Das Team der Quantum Optics Jena GmbH mit den Preisstiftern enviaTEL GmbH und GISA GmbH und Unterstützer Cluster IT Mitteldeutschland e.V.; (v.l.) Jürgen Klaus (GISA GmbH), Jens Heinrich (Cluster IT Mitteldeutschland e.V.), das Team der Quantum Optics Jena GmbH um Geschäftsführer Dr. Kevin Füchsel und Dr. Oliver de Vries (erste Reihe, mittig), Dirk Schüppel (envia Tel GmbH) (Bild: ©Tom Schulze)

Bisher wird der Daten- und E-Mail-Verkehr von Regierungen, kritischen Infrastrukturen und Privatpersonen durch mathematische Algorithmen gesichert, die theoretisch immer zu knacken sind. Quantum Optics Jena entwickelte einen Ansatz, der Daten mit Hilfe von Lichtteilchen abhörsicher verschlüsselt. Für die Quantentechnologie-Innovation wurde das Unternehmen vor Kurzem mit dem Clusterpreis Informationstechnologie sowie dem Gesamtsieg des 18. IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet.

Quantentechnologie praktisch anwenden

„Hackerangriffe auf Behörden oder andere kritische Informationsträger häufen sich und sind zu einer ernsten Bedrohung geworden. Dabei entstand ein Wettlauf um die größte Rechenleistung, mit der Sicherheitssysteme immer wieder zu knacken sind. In der Quantum Optics GmbH fanden sich in Jena einige der wenigen Experten, die das Zukunftsfeld Quantentechnologie überhaupt beherrschen und zudem praktisch anwenden. Sie heben damit Cybersicherheit auf ein völlig neues Level – und das mit einfacher Integration in die Praxis. Kombiniert mit der ansteckenden Motivation und Begeisterung des Gründerteams sehen wir hier das Potential für eine echte Schlüsseltechnologie, von der die gesamte digitalisierte Gesellschaft profitiert“, begründet Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH, die Entscheidung der Jury.

Verschlüsselung ohne Mathematik

In der Quantum Optics Jena GmbH haben sich Experten des Fraunhofer Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik in einem Spin-Off zusammengetan, um eine neue Art von Schutz zur Produktreife zu bringen. Sie nutzen dafür Quantentechnologie, die zwar eine neue Generation von Hochleistungsrechnern verspricht, aber bisher Zukunftsmusik für die Forschung war. Die Technik steckt in einer kleinen Box, die in das IT-Netzwerk integriert wird. Diese erzeugt zwei Lichtteilchen, die wie Schlüssel ineinanderpassen. Jeder Empfänger bekommt eines davon. Nur wenn am anderen Ende beide Teile korrekt und gleichzeitig wieder zusammengefügt werden, ist die Information lesbar. Das Besondere: Die Verschlüsselung funktioniert nicht mathematisch, sondern nach den Gesetzen der Physik rein zufällig. Ein Auslesen von Dritten ist damit unmöglich. Kommt eines der Teilchen zum Beispiel durch einen Hackerangriff abhanden, ist die Information wertlos. Die Innovation ermöglicht damit ein völlig neues Level an Sicherheit. Nach dem bereits laufenden Einsatz in der Forschung soll die Technologie zuerst bei Regierungen, der Energieversorgung, dem Finanztransfer oder bei sensiblen Gesundheitsdaten zum Einsatz kommen.

Weitere Clustersieger aus Mitteldeutschland

Der Gesamtpreis des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro wurde gemeinsam von den Industrie- und Handelskammern aus Halle-Dessau, Leipzig und Ostthüringen gesponsert. Außerdem wurden im Rahmen der Preisverleihung vier weitere Clustersieger sowie die Gewinner der lokalen IQ-Wettbewerbe Halle (Saale) und Leipzig bekannt gegeben. Diese sind:

Cluster Automotive: Antacon GmbH, Mittweida

Cluster Chemie/Kunststoffe: LuxChemtech GmbH, Freiberg

Cluster Energie/Umwelt/Solarwirtschaft: CE Cell Engineering GmbH, Kabelsketal

Cluster Life Sciences: Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden

IQ Innovationspreis Leipzig: RWInnoTec GmbH

IQ Innovationspreis Halle: IdentMe GmbH

Der mit 7.500 Euro dotierte Clusterpreis Informationstechnologie wurde gemeinsam von der GISA GmbH und der envia TEL GmbH vergeben. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von rund 60.000 Euro vergeben.


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