IW-Konjunkturumfrage

Industrie und Bauwirtschaft zeigen sich pessimistischer

Hohe Energiepreise und Unsicherheiten infolge des Ukraine-Konflikts haben die Geschäftserwartungen vieler Unternehmen für 2022 verschlechtert. In der aktuellen Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen sich besonders die Industrie und Bauwirtschaft pessimistischer.

Bild: ©Gina Sanders/stock.adobe.com
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Waren die Wachstumserwartungen für 2022 Anfang des Jahres noch zuversichtlich, kühlt der Krieg sie jetzt deutlich ab. Das ist das Ergebnis der IW-Konjunkturumfrage, für die fast 3.000 Unternehmen zwischen Anfang März und Mitte April befragt wurden.

Industrie nahe an der Rezession

In der Industrie sind 28 Prozent der befragten Unternehmen pessimistisch gestimmt, doppelt so viele wie im November 2021. Die Optimisten blieben mit 37 Prozent zwar weiterhin dominierend, die Industrie befände sich aber nahe an der Rezession, heißt es seitens des IW. Besonders die hohen Energiepreise machen der Industrie zu schaffen. Hinzu kommt die Angst vor zusätzlichen Material- und Lieferschwierigkeiten.

Nur noch etwa 30 Prozent der befragten Unternehmen aus der Bauwirtschaft rechnen mit einer Produktionszunahme im Jahr 2022. Dabei ist die Zahl der Pessimisten seit Herbst vergangenen Jahres um sieben Prozentpunkte gestiegen und hält sich mit der Zahl der positiv eingestellten Unternehmen fast die Waage. Laut Umfrage rechnen mehr Baufirmen mit sinkenden Investitionen sowie mit wenig Beschäftigungsimpulsen. Die Branche hat weiterhin mit Materialengpässen zu kämpfen.

Im Dienstleistungssektor haben die Optimisten mit fast 50 Prozent weiter die Oberhand. Hier erwarten viele Unternehmen durch das Ende der Corona-Einschränkungen bessere Geschäfte. Die überwiegende Mehrheit rechnet laut Umfrage sogar mit steigenden Investitionen und zunehmender Beschäftigung.

Regionale Unterschiede

Die Erwartungen sind regional sehr unterschiedlich. Unternehmen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen zeigen sich in der Umfrage überwiegend positiv gestimmt. Weil Lieferprobleme weiter die Automobilindustrie belasten, fallen die Erwartungen der Wirtschaft in Baden-Württemberg überschaubar aus. Im Norden sind die Pessimisten in der Mehrheit. Die geplatzten Kooperationen mit Russland – wie bei dem Pipelineprojekt Nord-Stream 2 – hätten den Nord-Osten stark getroffen, so die IW-Experten. Hier zeigen sich mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen pessimistisch.

Trotz all der Belastungen durch den Krieg und die Pandemie bleibt bei knapp 40 Prozent der Unternehmen die Erwartung, dass sich das Jahr noch zum Besseren wendet. Verglichen mit der Umfrage im November 2021 ist das zwar ein Rückgang von zehn Prozentpunkten, jedoch erwarten vor allem die Dienstleistungsunternehmen, dass die Bundesbürger das in der Pandemie angesparte Geld nun ausgeben. Zudem wollen die Unternehmen ihre aufgeschobenen Investitionen nachholen, so die Hoffnung. „Die optimistischen Produktionserwartungen der Unternehmen in Deutschland lassen insgesamt nicht auf eine Beschäftigungs- und Investitionskrise schließen“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Angesichts einer sich abrupt ändernden geopolitischen Lage kann sich die Stimmung der Unternehmen jedoch schnell ändern.“