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Fraunhofer-Studie

Daten für die Produktentstehung nutzen

Wo stehen Unternehmen, wenn es darum geht, Daten aus Produkten zu erfassen und sie für die Entwicklung von neuen Produkten zu nutzen? Das haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in einer Studie untersucht.

Bild: ©ipopba/stock.adobe.com

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Werden die Funktionen meines Produkts überhaupt genutzt? Welche können weggelassen werden? Für Unternehmen ist es oft eine Herausforderung, Ansprüche dieser Art zu identifizieren und ihre Produkte daran anzupassen. „Der Kundenbedarf wird bisher nicht ausreichend an die Hersteller zurückgespiegelt“, erklärt Henry Himmelstoß vom Kompetenzzentrum DigITools am Fraunhofer IPA und Leiter der Studie. Hier knüpft die datengestützte Produktentstehung an: Werden Daten von Produkten erfasst, die bereits im Einsatz sind, können neue Produkte zielgerichteter am Bedarf der Kunden ausgerichtet werden. Außerdem können Entwicklungszeiten verkürzt und auch die Erfolgsaussichten der Produkte erhöht werden.

Inwiefern das bereits umgesetzt wird, wurde in der in der Studie ’Datengestützte Produktentstehung’ untersucht. Himmelstoß und sein Team werteten dafür die Herangehensweise von Unternehmen in den Bereichen Datenmanagement, -analyse und -nutzung aus. Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage unter 58 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ergänzt wurde sie durch fünf Experteninterviews mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern.

Produktdaten aus dem IoT noch selten

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Produktdaten bislang über klassische Wege und nicht über das Internet of Things (IoT) erfasst werden, etwa aus Feedback des Vertriebs (20,4 Prozent) oder von Wartungseinsätzen vor Ort (18,5 Prozent). Erst danach folgen Rohdaten über IoT (8,1 Prozent) und vorverarbeitete Produktdaten über IoT (7,1 Prozent).

Mehr smarte Produkte und fehlende Methodik

Smarte Produkte sind unter den befragten Unternehmen derzeit noch eine Seltenheit. Ein Großteil (43 Prozent) gibt an, dass sich in ihrer Produktpalette lediglich knapp zehn Prozent (9,9 Prozent) oder weniger smarte Produkte befinden. Das soll sich mit Blick in die Zukunft ändern: Innerhalb der nächsten fünf Jahre erwarten die befragten Unternehmen einen spürbaren Anstieg smarter Produkte. Diese Entwicklung trifft bisher noch auf eine fehlende methodische Vorgehensweise bei der Datenanalyse. Mehr als zwei Drittel (68,4 Prozent) der befragten Personen geben an, dass in ihrem Unternehmen keine systematische Vorgehensweise zur Analyse etabliert sei.

Neben bestehenden Herausforderungen gibt es auch Potenziale. So sind mehr als die Hälfte der Befragten (56,6 Prozent) grundsätzlich bereit, ihre erhobenen Produktdaten mit anderen – etwa mit anderen Herstellern – zu teilen. Gleichzeitig geben 42,6 Prozent der Befragten an, dass sie derzeit nur bei wenigen Kunden Daten erfassen dürfen.

Positiv falle auf, so die Studienautoren, dass die technischen Bedingungen zur Erfassung von Produktdaten meistens fortschrittlich ausgebildet seien. So benutze bereits die Hälfte der Unternehmen digitale Abbilder, um Produktdaten zu erfassen. Damit können bereits die Produktnutzung, Störungsmeldungen und Betriebsdaten erfasst werden – die technischen Möglichkeiten sind also kein limitierender Faktor. Die Befragten geben stattdessen an, dass in der Produktentstehung vor allem eine höhere Verlässlichkeit (32,6 Prozent) und erhöhte Zweckdienlichkeit (30,3 Prozent) der Daten hilfreich wären. Die Experteninterviews geben Aufschluss darüber, dass für diese Entwicklung in Zukunft mehr Fachkräfte und eine erhöhte Datensensibilität der Mitarbeitenden nötig sind.

Entstanden ist die Studie im Rahmen des Forschungsprojekts ’Future Work Lab’, einem Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik am Standort Stuttgart, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.


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