Bessere Verteidigung gegen industrielle Schadsoftware
Seit der Entdeckung von Stuxnet im Jahr 2010 gab es bei industrieller Schadsoftware einige evolutionäre technologische Sprünge, aber auch massive Schäden sowohl bei Unternehmen als auch bei staatlichen Einrichtungen. Malware für ICS (Industriesteuerungen) ist nicht mehr länger eine Waffe, die nur Insidern zur Verfügung steht und die lediglich zur Wirtschaftsspionage genutzt wird.
An aktuellen Beispielen wie LogicLocker (Ransomware), Industroyer aber auch Trisis (Triton/Hatman) lässt sich ablesen, dass Angreifer heute auch Wirtschaftssabotage im Sinn haben. Unterstützt wird die These von den zurückliegenden Vorfällen rund um das ukrainische Stromnetz Mitte Dezember 2015. Leider sind diese Angriffe immer erfolgreicher, was nicht nur daran liegt, dass sie immer ausgefeilter und zielgerichteter erfolgen, sondern auch, weil viele Hersteller und Unternehmen es versäumen in die Sicherheit der Systeme zu investieren. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Sabotage-Malware – ein aktueller Überblick
Am Anfang stand eine Software, die dafür entwickelt wurde, die Urananreicherung in Zentrifugen zu sabotieren. Mit Stuxnet wurde für die Welt der Industriesteuerung im Grunde genommen die Büchse der Pandora geöffnet. Wie einschneidend dieses Ereignis für die Branche war, ist daran erkennbar, dass alle nachfolgenden Bedrohungen mit Stuxnet verglichen werden. Die Malware zeigte, dass Automatisierungssysteme ähnlich durch Softwaremanipulationen gefährdet sein können wie IT-Systeme. Eine direkte Konsequenz war, dass nach dem Aufdecken von Stuxnet, Sicherheitsexperten auf der ganzen Welt begannen, gezielt nach Schwachstellen in Industriesoftware zu suchen. Die Schwachstellenmeldungen stiegen daraufhin sprunghaft an. Eine beliebte Quelle, die auf unsichere, direkt am Internet betriebene Industriesysteme hinweist, ist noch heute die Webseite https://www.shodan.io/explore/category/industrial-control-systems . Die erste Ransomware, die nachweislich auch Industriesteuerungen in Geiselhaft nehmen kann, ist LogicLocker. Diese wurde als Proof-of-Concept entwickelt und ist bisher noch nicht im Feld aufgetaucht, deshalb ist es schwer zu sagen, wie gefährlich diese Bedrohung wirklich ist. Das Manufacturing Execution System (MES) HYDRA optimiert Produktionsprozesse für Fertigungsunternehmen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. ‣ weiterlesen
MES-Integrator und 360-Grad-Partner für optimierte Fertigung
Industroyer
Anders verhält es sich mit Industroyer. Die Schadsoftware löschte alle Registry-Keys, die mit bestimmten System-Services in Verbindung stehen, überschreibt bestimmte ICS-Konfigurationsdateien auf den Festplatten und manipuliert Daten auf Netzwerklaufwerken, die mit einer bestimmten Controller-Software in Verbindung stehen. Darüber hinaus werden auch gewöhnliche Windowsdaten überschrieben. Die Schadsoftware war auch in der Lage eine Konfigurationsdatei auszulesen, stoppte alle Master-Prozesse eines Energieautomatisierungssystems auf dem Host des Opfers, tarnte sich als neuer Master und löste autonom vier Arten von Schalthandlungen aus. Sie scheint außerdem für den Stromausfall in der Ukraine verantwortlich zu sein, Angriffe mit dieser Software auf Stromnetze in Deutschland sind ebenfalls prinzipiell denkbar, da die gleiche IEC-Protokollfamilie auch von deutschen EVUs eingesetzt wird. Bislang zielt sie primär auf kritische Energieinfrastrukturen, sie wurde jedoch auch in anderen Infrastrukturen entdeckt. Triton/Trisis/Hatman stehen für ein und dieselbe Malware, die Ende 2017 auf einem SIS (Safety Instrumented System)-Controller gefunden wurde. Sie modifiziert mit einem py2exe kompilierten Python Script den Speicher der Anwendung auf dem Controller. Allerdings kann das Script noch deutlich mehr. Die erste bekannt gewordene Infektion trat auf einem Windows-PC auf, der mit einem SIS-Gerät verbunden war und die daraufhin das Verhalten des Geräts veränderte. Die Spuren, die dabei hinterlassen werden, können von der Malware wieder gelöscht werden, sodass eine forensische Untersuchung nach der Entdeckung sehr schwierig ist. Wirklich bemerkenswert ist jedoch, dass die Schadsoftware nicht nach Schwachstellen im SIS selbst sucht, sondern sich das Design der Netzwerkarchitektur zunutze macht, um den Angreifern die Möglichkeit zu geben, die Befehle direkt an die Controller zu senden. Das vermutliche Ziel dieser Malware war die kritischen Betriebszustände des primären Automatisierungssystems zu erzeugen und dann zu unterbinden, sodass das Safety System (SIS) das Eintreten dieser Betriebszustände verhindert.