Bereit für IoT und Cloud Computing

Steiniger Weg zu den Wolken

Für die Umsetzung von IoT-Projekten ist nicht nur eine präzise fachliche Planung des Anwendungsfalls von Bedeutung, sondern eine vorherige Überprüfung des Reifegrads der IT-Organisation sowie des Reifegrads der IT im Umgang mit Cloud-Technologien.

Bild: ©contrastwerkstatt/stock.adobe.com
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Aktuellen Studien zufolge beträgt die durchschnittliche Time-to-Market für ein IoT-Projekt etwa 12 bis 24 Monate und etwa 75 Prozent aller IoT-Initiativen erreichen nicht die gesteckten Ziele, Umsetzungszeit und Budget. Die Gründe dafür sind vielfältig, häufig liegen die Ursachen aber in einer unzureichenden Planung und Vorbereitung der gesamten IoT-Initiative, insb. die notwendige Vorbereitung und Einbettung in die IT-Landschaft des Unternehmens. Eine erfolgreiche Umsetzung von IoT-Initiativen erfordern eine skalierbare, hoch entwickelte und mit Cloud-Services integrierte IT-Infrastruktur mit der dazugehörigen IT-Ablauf- und Aufbauorganisation als Grundvoraussetzung. Nur so kann IoT-Technologie helfen, Geschäftsprozesse zu optimieren sowie Wettbewerbsvorteile und Effizienzen zu erzeugen. Dazu gehören u.a. Erfahrung im Umgang sowie eine durchgängige Nutzung und Einbettung von Cloud-basierten IT-Architekturen in die gegenwärtigen Unternehmens IT (Anwendungen, Cloud Infrastrukturnutzung, performanter Daten-Analyse und Tools). Daneben gilt es, Lösungen spezialisierter Drittanbieter mit ihren Cloud-basierte Services, welche für den IoT-Anwendungsfall sinnvoll und notwendig sind – nahtlos zu integrieren.

Für klare Verhältnisse sorgen

Sehr häufig fehlt es der internen IT von Unternehmen am Wissen im Umgang und der Integration von Cloud-basierten Diensten. Dabei reicht das Feld von einer unzureichenden Integrationsfähigkeit spezifischer Cloud Services bis zum vollständigen Fehlen einer IoT-Integrationsfähigen Unternehmens-IT für die Public Cloud Services. Folgende Fragen sollten Firmen vorab klar beantworten:

  • Public Cloud Plattform: Welche Public-Cloud-Plattformen liegen im strategischen Leistungsportfolio des Unternehmens? Welche Verträge existieren dazu? Welche dieser Plattformen werden für den IoT Use Case benötigt?
  • IT-Cloud Security: Welche Cloud IT- sowie Datensicherheitsvorschriften wie DSGVO gelten im Unternehmen? Was bedeutet die IoT-Umsetzung, die Nutzung von dritten Infrastrukturen, Cloud-Umgebungen sowie Fremddienstleistern und welche Governance und Compliance Mechanismen sind vorhanden oder müssen geschaffen werden?
  • Public Cloud Services Integration: Welche Public Cloud Plattformen sollen und werden aktuell technisch unterstützt? Welche dieser Plattformen werden für den IoT Use-Case benötigt? Werden Edge-Systeme für Echtzeitanwendungen benötigt?
  • Datenmanagement: Welche Datenmanagement- und Backupverfahren werden derzeit genutzt? Unterstützen diese Verfahren Cloud-basierte IoT-Anwendungsfälle? Sind diese Verfahren geeignet, auch exponentielles Datenwachstum im Rahmen der Nutzung von Analysesoftware performant zu unterstützen? Ist das Stammdaten-management verantwortlich geregelt?
    IT-Organisation, Cloud-Governance: Welche Skills werden für den IoT-Anwendungsfall benötigt, welche sind im Unternehmen vorhanden? Welche Fremddienstleister und / oder Cloud-basierte Services sollen für den IoT-Anwendungsfall genutzt werden und wo setzt die prozessuale Steuerung und Integration dieser Dienste durch die Unternehmens-IT an?
  • Cloud-IoT Hard- und Software-Plattformen: Welche Hard- und Softwarekomponenten werden für den IoT-Anwendungsfall benötigt und wie und wo werden diese verwaltet? Sind existente Cloud-Deployment-Prozesse performant aufgesetzt, um IoT-Anwendungsfälle performant zu unterstützen? Welche Lizenz-Metriken kommen zum Einsatz?

Neben diesen Fragestellungen ist das Unternehmen gut beraten, im Rahmen der hoch gesteckten IoT-Projektziele und Geschäftserwartungen die Umsetzungs- und IT-Ertüchtigungskosten sowie die Betriebskosten dafür im Blick zu behalten.

Praxisbeispiel Maschinenbau

Am Beispiel eines international tätigen Maschinen- und Anlagenbauers lässt sich die Beutung eines planmäßigen Vorgehens illustrieren. Zur künftigen Nutzung von IoT-Anwendungen in den Produktionsbereichen wurde dort ein Projekt zur Überprüfung des Reifegrades in Bezug auf den IT- und Cloud Reifegrad aufgesetzt. Das Ziel war es dabei, technologische, prozessuale und organisatorische Handlungsbedarfe der vor einiger Zeit begonnenen Infrastruktur Cloud-Transformation zu erfassen und zu schließen.

Die Projektziele im Einzelnen

  • IT-Organisation und Verfahren: Erfassung des Ist-Zustands und Umsetzung einer performanten Cloud-Governance (Rollen, Skill-Profile und Aufgaben) sowie Best-Practices im Bereich Cloud-Infrastruktur Provisionierung.
  • Cloud-Backup- und Datenmanagement: Welche Cloud-basierten Datenmanagement- und Backupverfahren werden derzeit genutzt? Unterstützen diese Verfahren Cloud-basierte IoT-Dienste? Sind diese Verfahren heute wie auch zukünftig für die Anforderungen geeignet?
  • Public Cloud Rightsizing: Die IoT-indizierte Puplic-Cloud-Infrastruktur und deren Datenhaltung soll unter Einhaltung der Performance- und Verfügbarkeits-anforderungen im Hinblick auf sofortige Kostensenkung untersucht und optimiert werden.

Projektergebnisse

Beim Maschinenbauer ließ der vorwiegend nach klassischem Modell orientierter IT-Betrieb (Plan, Build, Run) die agile Projektierung und Umsetzung von IoT-Use Cases und ein IT-Service-basiertes Rollenmodell kaum zu. Für dieses Rollenmodell wurden die IT-Services auf Basis von Best Practices beschrieben und Rollen sowie Verantwortlichkeiten definiert und implementiert. Kernelement dabei war die Erfassung und Konsolidierung der IT-Projektinitiativen sowie die Etablierung eines IT-Portfolio-Managements. Daneben wurde eine Planungsinstitution für den kurz- und mittelfristigen IT-Bedarf geschaffen. Zudem wurden erste DevOps-Einheiten eingesetzt, um Geschäftsanwendungen für die IoT- und Cloud-Services schneller erstellen zu können. Neue Monitoring- und Reportingfunktionalitäten im Projektmanagement und ein Cloud-Infrastruktur-Ressourcenmanagement wurden eingerichtet, um die IoT-Projekten besser zu steuern und dabei stets die Kosten im Blick zu halten, insbesondere die der Public-Cloud-Infrastruktur. Ein Change-Projekt für die Mitarbeiter begleitete die Vorhaben.

Probleme finden und lösen

Bei der Ist-Analyse fiel auf, dass die verschiedenen Backupsysteme und -verfahren bei Cloud-basierten IoT-Anwendungsfällen mit exponentiellem Datenwachstum an Grenzen stoßen würden. Daher nahm der Maschinenbauer eine neue Backup-Lösung in Betrieb, die eine ressourcenschonende, performante und zuverlässige Sicherung von Unternehmensdaten in einer hybriden Cloud-Infrastruktur ermöglichte. Dieses Projekt für sich machte sich nach 18 Monaten bezahlt. Eine weitere Ist-Analyse zeigte, dass auch die Public-Cloud-Infrastruktur Einsparpotential bot. Im Anschluss an eine Business-Impact-Analyse ließen sich die tatsächlichen Anforderungen der Firma mit den gebuchten Server- und Storage-Ressourcen sowie der Leistungsklasse harmonisieren. Diese Szenarien beinhalten neben einer grundlegenden Überprüfung des provisionierten Typus, jeder virtuellen Server Maschine, anhand des jeweiligen Anwendungsfalls, weitere Konsolidierungs- und Bündelungseffekte über Produktfamilien und Leistungsmerkmale auf der Public-Cloud-Umgebung. Tatsächlich sind diese technischen Optimierungsmöglichkeiten vielfältig und Fachwissen sowie Erfahrung sind gefragt, um die passendste Optionen zu finden. Dabei geht es um eine Balance zwischen SLA, Performanz und Kosten. Der Maschinenhersteller konnte mit dem Rightsizing-Projekt seine jährlichen Cloud-Infrastruktur-Plattformkosten um eine kleinere siebenstellige Summe reduzieren, rund 15 Prozent der dafür anfallenden Ausgaben. Ohne eine vorbereitete IT-Infrastruktur mit der dazugehörigen IT-Ablauf- und Aufbauorganisation können IoT-Projekte sehr schnell in einem kommerziellem Desaster für das Unternehmen enden.

Im Fallbeispiel konnte der Maschinenbauer mit einem Rightsizing-Projekt die Ausgaben für seine Public-Cloud-Infrastruktur um mehr als eine Millionen Euro reduzieren. (Bild: ©itchaznong/stock.adobe.com)
Im Fallbeispiel konnte der Maschinenbauer mit einem Rightsizing-Projekt die Ausgaben für seine Public-Cloud-Infrastruktur um mehr als eine Millionen Euro reduzieren. (Bild: ©itchaznong/stock.adobe.com)