Wie können produzierende Mittelständler zukunftsfähige, digitale Innovationen entwickeln und damit auf dem Markt bestehen? Ein Patentrezept gibt es nicht, aber einige empfehlenswerte Schritte.
Häufig zeigt sich folgendes Szenario in mittelständischen Unternehmen: Die Auftragsbücher sind voll und die Firma fährt Vollgas, um alle Kunden zu bedienen. Eine neue IT-Lösung ist eingerichtet, der Maschinenpark sogar IoT-fähig. Die Personalabteilung denkt darüber nach, einen Chief Digital Officer einzustellen. Drei Einzellösungen. Soweit, so gut. Leider zeigt sich nicht so häufig ein ganzheitliches Konzept hinter solchen Maßnahmen.
Doch bei derart vereinzelten Digitalprojekten wird oft zu kurz und in einzelnen Prozessen gedacht, anstatt die gesamte Wertschöpfung von Grund auf zu betrachten. Diese Denkweise könnte gefährlich werden, wenn sich Technologien schneller entwickeln, als das eigene Unternehmen reagieren kann. Selbst hochwertige Erzeugnisse könnten dann einfach überflüssig werden. Braucht man in zehn Jahren noch den Dübel, den Heizkörper, die Nähmaschine? Oder sind solche typischen Qualitätsprodukte dann längst von neuen Verfahren überholt? Wenn es sie noch geben sollte, hat sich womöglich die Wertschöpfung hin zum Kunden grundlegend verändert. In digitalen Märkten kommt die Konkurrenz zuweilen aus dem Nichts und erschließt sich einen neuen Markt, der bisher etablierte Lösungen obsolet macht. Den Fokus nur auf das Tagesgeschäft zu richten, ist vor diesem Hintergrund zu kurz gegriffen.
Bevor über zukunftsfähige, neue Geschäftsmodelle in der digitalen Welt nachgedacht wird, und bevor weiter in vermeintlich hilfreiche Einzelmaßnahmen investiert wird, sollte eine zukunftsfähige Strategie festgelegt werden. Die folgenden fünf Schritte helfen dabei, die digitale Transformation als mittelständisches Unternehmen erfolgreich zu bewältigen.
Disruptiv denken
Digitale Transformation sollte immer in den Köpfen beginnen – auch losgelöst von den herkömmlichen Denkmustern entlang der Produktionswege. Der Fokus richtet sich nicht auf die einzelnen Prozesse, sondern erfasst das ganze Unternehmen. Wie hat sich das Geschäftsmodell im Laufe der Firmengeschichte verändert, wie die Vertriebswege, Produkte oder Kunden? Die rasante Entwicklung neuer Technologien in der heutigen Zeit bedeutet oft ein radikales Umdenken der bisherigen Wertschöpfungsketten. Statt in das nächste, vermeintlich digitalisierende Tool zu investieren, sollte im Unternehmen zuerst ein grundsätzliches Verständnis für den digitalen Wandel geschaffen werden – und zwar auf der gesamten Management- und Entscheiderebene. Ein Bewusstsein für digitale Möglichkeiten fördert disruptives Denken und verankert dieses in der Unternehmenskultur.
Das Umfeld im Blick
Alle verfügbaren Datenquellen wie Nutzerzahlen auf der Website, Social-Media-Kanäle, Daten aus dem Maschinenpark und der IT, Kundendaten und auch Daten aus Listening-Tools, die das Web nach Erwähnungen und Stichworten durchsuchen, lassen sich nutzen, um das Umfeld des Unternehmens zu beobachten und zu analysieren. In sinnvoll erhobenen Daten steckt ein enormes Potenzial. Eine Datenstrategie sollte dafür sorgen, nicht einfach nur unbezwingbare Datenmengen anzusammeln, sondern diese sinnvoll zu filtern. So können die Daten in Echtzeit Hinweise auf die Zielgruppen liefern, auf die Produkte, auf das Unternehmen und dessen Marktumgebung. Die Analyse der Daten selbst und der Gewinn von Erkenntnissen aus den Analysen gehören zu den wichtigsten Kompetenzen in der Digitalisierung. Sie bilden die Grundlage zukünftiger Entscheidungen und Handlungen und sorgen dafür, dass sich die Zukunft des Unternehmens besser steuern lässt.
Es hilft wenig, wenn sich die digitale Denkweise nur in einzelnen Köpfen abspielt. Das gesamte Management und alle Entscheider sollten in etwa über den selben Wissensstand verfügen, denn sie bestimmen den digitalen Reifegrad eines Unternehmens. Bei einem durchgehenden, ähnlich differenzierten Verständnis kann die Führung die operativen und strategischen Herausforderungen besser identifizieren und bewältigen. Die digitale Denkweise gilt es, losgelöst vom Tagesgeschäft, stetig weiterzuentwickeln. Die Unternehmensziele bleiben dabei immer im Blick und werden im Lauf des Lernprozesses stetig überdacht und weiterentwickelt. Ein Zeitplan ist hierfür absolut essentiell.
Schneller Neues schaffen
Das Zusammenspiel aus den Beobachtungen des Unternehmens und des Marktes, von den Datenanalysen und von der Etablierung der digitalen Denkweise führt möglicherweise zu einer neuen Erkenntnis. So zeigen die Datenanalysen und das Online-Listening vielleicht, dass eigene Herangehensweisen oder eigene Produkte bald überholt sein könnten, dass sich die veränderte Mediennutzung auf das Entscheiderverhalten auswirkt, oder dass die Smarthome-Steuerung den klassischen Lichtschalter überflüssig macht.
Das Vorhaben sollte losgelöst vom Tagesgeschäft in Angriff genommen werden, damit Prioritäten klar bleiben und ausreichend Aufmerksamkeit auf die digitale Transformation gerichtet wird. Was schief gehen kann, wenn das gelingt, lässt sich häufig bei Digitalprojekten beobachten, die nebenbei betrieben werden. Besser umsetzen lässt sich das Vorgehen, wenn eigens dafür ausgewählte Mitarbeiter, vielleicht auch gemeinsam mit externen Beratern, unabhängig vom Unternehmensalltag neue Geschäftsideen entwickeln können. Gerade kleinere Unternehmen, die agiler und risikofreudiger agieren können, sind meist in der Lage, solche Veränderungen intern abzubilden.
Je größer das Unternehmen ist, umso sinnvoller könnte die Auslagerung solcher Projekte sein: Eine Gründung in eine rechtliche Körperschaft beispielsweise kann helfen, abseits der festen Unternehmensstrukturen zu handeln. Je weniger Zeit und Raum im Tagesgeschäft für innovative Ideen aufgebracht werden kann, umso besser gelingt dies in einem sogenannten Inkubator. Dieser kann sich als unabhängige Projektstruktur oder als eigenständiges Startup weiterentwickeln und vielleicht später wieder zurück ins Kerngeschäft integriert werden – oder als Wachstumstreiber immer weitere innovative Ideen entwickeln.
Hilfe von außen
Gerade in traditionsreichen, seit Generationen familiengeführten Unternehmen wird oft deutlich: Es ist nie leicht, die vertrauten, gewachsenen Strukturen zu verlassen. Dazu gehören Unternehmermut und der Drang, etwas verändern zu wollen. Zudem ist es oft außerhalb einer Organisation leichter, disruptiv und innovativ zu denken. Diesen externen Blick können sich Unternehmen über einen Beratungsdienstleister ins Projekt holen.
Mittelständische Unternehmen investieren selbst in schwierigen Zeiten in Microsoft-Technologien, weil sie überzeugt sind, dass ihre Mitarbeiterproduktivität steigt und sich ihre Kostenstruktur bessert. Microsoft hat mit dem Microsoft-Partner-Network ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. Für unsere Leser gibt die Microsoft-Partnerübersicht in Ausgabe Juli/August der IT&Production Tipps für die Suche nach einer geeigneten Branchen- oder Speziallösung im Bereich des produzierenden Gewerbes.
Auf der Suche nach Innovation, nach neuen Lösungen und der Abgrenzung zum Mitbewerb vernetzen sich zunehmend mehr Unternehmen mit externen Experten und Partnern. SAP hat mit dem SAP-Ecosystem ein Netzwerk aufgebaut, das ein Forum für den Aufbau von Partnerschaften, Zugang zu Ressourcen und einen Rahmen für Dialoge und Kooperationen bietet. In der Maiausgabe der Fachzeitschrift IT&Production erhalten unsere Leser einen aktuellen Überblick zum SAP-Ecosystem im Bereich des produzierenden Gewerbes.
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