Resilienz und Effizienz im Einklang

Lean Production vs. Agile Produktion

Straffe Abläufe in der Fertigung sind zwar effizient, büßen bei Planabweichung jedoch häufig viel von ihrem Vorteil ein. Mit Software lassen sich Informationen so verteilen, dass Werker bei Abweichungen zielgerichtet an einem Strang ziehen, um den Prozessstandard wieder zu erreichen. Eine Symbiose von Lean Production mit agiler Fertigung wird möglich.

Für die Produktionsoptimierung reicht es nicht, einfach alle Maßnahmen aus einem Lean-Production-Handbuch umzusetzen. Gerade bei Unternehmen aus dem Segment Maschinen- und Anlagenbau ist festzustellen, dass Unternehmen bei Verbesserungsvorhaben an bestimmte Grenzen stoßen. Nach dem Motto ‚Kill the Muda‘ (Muda ist japanisch für ’sinnlose Tätigkeit‘) werden potenzielle Verschwendungen ermittelt und Maßnahmen ergriffen, diese zu beseitigen. Und gewiss gibt es hier viel Potenzial zu erschließen, etwa bei den Lauf- und Transportwegen, Zugriffszeiten auf Werkzeuge und allgemein den Suchzeiten. Doch ab einem gewissen Umsetzungsgrad einer Lean-Production-Strategien, lassen sich Erfolge erst durch den Einsatz zusätzlicher Hilfsmittel erreichen.

Lean kann Flexibilität kosten

In der Praxis lässt sich beobachten, dass Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau durch die Umsetzung ihrer Lean-Konzepte ein gewisses Maß an Flexibilität einbüßen. Diese Beweglichkeit ist aber eine wichtige Fähigkeit in der Branche. Generell gilt, dass das Vereinfachen von Prozessen und die Beseitigung allem (scheinbar) Überflüssigen die Resilienz der Produktion negativ beeinflussen kann. Ein weiteres Problem bei Lean-Vorhaben sind Verschwendungen, die nicht offensichtlich sind. Sie sind zwar permanent aber kommen in einem so geringen Maß vor, dass sie in Multimomentaufnahmen nicht erfasst oder nicht zugeordnet werden können. Hier helfen Manufacturing Execution-Systeme weiter, bei denen die Agilität und der ganzheitliche Blick auf die Produktion im Vordergrund stehen.

Mit einem MES agil produzieren

Ein gut integriertes und konsequent genutztes MES hilft, ansonsten verborgene Verschwendungen aufzudecken. Auf der anderen Seite sind die Systeme mächtige Werkzeuge, um die Agilität einer Produktion zu unterstützen. Eine Schlüsselkompetenz dieser Systeme ist die Informationsverteilung. Nach dem Grundsatz ‚Wer sein Problem kennt, der kann sein Problem lösen‘ lassen sich Informationen dem richtigen Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt ausgeben. Das erleichtert die Zusammenarbeit der Werker und sie können nach einer Planabweichung in der Fertigung zügig wieder den ‚Pfad‘ zum Standardprozess einschlagen. So werden Planabweichungen Teil der Betrachtung ihrer Gesamtprozesse. Die Fähigkeit zur Planabweichung ist eine Maßeinheit für Agilität. Somit kann man sagen, das Lean-Production und Konzepte zur agilen Produktion durchaus in einer Fertigung umgesetzt werden können. Wie bei Salz und Zucker, führt das richtige Verhältnis zum perfekten Ergebnis.


Marcus Niebecker ist Produktmanager bei der Proxia Software AG.