Technisches und businessorientiertes Setup

IIoT-Plattform skalieren

Damit IIoT-Plattformen skalieren und allen Nutzern weiterhelfen, sollten die drei Ebenen Use Cases Journey, Plattformstrategie und Market Journey sowie deren Wechselwirkung betrachtet werden. Es gilt die Plattformstrategie und die darin definierten technologischen und business-orientierten Aspekte zu berücksichtigen.

IIoT-Plattformodell (Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH)
IIoT-Plattformodell (Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH)

IIoT-Plattformen stellen ein Kernelement der digitalen Transformation dar. Denn sie bilden die Middleware mit deren Hilfe heterogene Systeme, Devices und andere Entitäten innerhalb des Industrial Internet of Things kommunizieren. Darüber hinaus ermöglichen sie die baukastenorientierte Bereitstellung von Softwarelösungen, wodurch Engineering-Ressourcen effizienter genutzt werden können.

Das Problem mit der Skalierung

Industrie-übergreifend werden IIoT-Plattformen aufgebaut bzw. adaptiert. Experten und Expertinnen schätzen, dass bis in drei Jahren 50 Prozent aller Industrieunternehmen IIoT-Plattformen nutzen und 25 Prozent eine eigene IIoT-Plattform erwerben oder selbst aufbauen. Doch nur wenige IIoT-Plattformen skalieren innerhalb oder gar außerhalb des Unternehmens wirklich gut. Die Skalierung einer Plattform ist aber eine wesentliche Voraussetzung für ihren Erfolg, da durch die Vernetzung der Marktteilnehmer Netzwerkeffekte entstehen: Je mehr Use Cases die Anbieter bereitstellen, desto attraktiver ist die Plattform für die Nutzer. Und je mehr mitmachen, desto mehr lohnt es sich für die Anbieter, Use Cases zu entwickeln. Die Realität sieht so aus, dass die Provider von IIoT-Plattformen deren Skalierung mangels Netzwerkeffekte durch kurzfristige Initiativen wie finanzielle Anreize beschleunigen müssen. Doch diese greifen häufig zu kurz, helfen nur punktuell, behandeln lediglich Symptome und lassen die Ursache außen vor: eine nicht vorhandene oder unzureichend beschriebene Plattformstrategie.

Drei Ebenen – Drei Erfolgsfaktoren

Diese ist eine wesentliche Voraussetzung für die Skalierung von Use Cases (Use Case Journey) sowie der Plattform selbst im Zielmarkt (Market Journey). Die Plattformstrategie stellt die zentrale Komponente zwischen diesen beiden Skalierungs-Ebenen dar, wie im IIoT-Plattformmodell links zu sehen ist. Es gilt ein Verständnis für die Wechselwirkung der drei Ebenen aufzubauen, um die Umsetzung und Skalierung zu ermöglichen. Die Komplexität dieser Beziehungen zu verstehen, kann Projektbeteiligten auf unterschiedlichen Ebenen der IIoT-Plattform helfen, ihren Herausforderungen mit Analysen und Maßnahmen zu begegnen. Den Ausgangspunkt bildet die Aufteilung zwischen technischen und business-orientierten Strategieclustern, welche notwendige Aspekte einer Plattformstrategie strukturiert und methodisch in Handlungsfelder unterteilen. Jedes davon besteht aus Kernelementen, die wiederum in handlungsfeld-übergreifenden Abhängigkeiten zueinanderstehen. Im Folgenden werden zwei praktische Herausforderungen von IIoT-Plattform-Providern hinsichtlich der relevanten Strategiecluster und deren Kernelementen analysiert.

Strategische Handlungsfelder aus technologischer und Business-orientierter Sicht (Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH)
Strategische Handlungsfelder aus technologischer und Business-orientierter Sicht (Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH)

Use Cases enden als Rohrkrepierer

Use Cases entstehen häufig nach dem Bottom-up-Ansatz, die Ideen stammen von einzelnen Teams oder Fachbereichen. Häufig adressieren solche Use Cases nur die Anforderungen der entwickelnden Organisationseinheit und bieten anderen Usern kaum einen Mehrwert. Das gilt beispielsweise, wenn spezifische Excel-VBA-Programmierungen auf die Plattform migriert werden. Solche Use Cases skalieren nicht und enden dann als Rohrkrepierer. Ursächlich für solche Entwicklungen ist, dass Aspekte des business-orientierten Clusters zu wenig oder gar nicht berücksichtigt wurden. Beispielsweise wurde auf eine Problemanalyse des Zielmarkts verzichtet oder auf eine Marktpriorisierung innerhalb des Handlungsfelds Value Proposition. Auch ineffiziente Governance-Struktururen können problematisch sein. Dabei sollte das Plattform Operating Model als schlanke Organisationsstruktur nach dem Motto ‘Steuern nur so viel wie möglich und nur da wo nötig’ etabliert werden. Auch wenn es nicht an der Value Proposition und der Governance liegt und eine hervorragende Plattformstrategie besteht, können Use Cases scheitern. Das liegt dann in der Regel daran, dass die Kommunikation nicht durchdacht ist. Eine Plattformstrategie sollte daher den One-Sentence-Check (die Value Proposition ist in einem Satz erklärbar) bestehen und besonders den Service-Providern verdeutlichen, welche Use Cases gefordert sind, um die Value Proposition der Plattform zu erfüllen und skalierbare Use Cases bereitzustellen.

Das Plug&Play-Märchen

Aus technischer Sicht ist der Gedanke, Use Cases so einfach wie Apps aus einem Appstore zu implementieren, bereits als nicht umsetzbar verworfen worden. An dieser Stelle versuchen die Plattform-Provider durch kostenintensives Software-Engineering Use Cases auf die spezifischen Gegebenheiten beim User zurechtzuschneiden. Dieses Vorgehen ist allerdings wenig nachhaltig. Denn an dieser Stelle gilt es die technischen Anforderungen zu betrachten. Neben einer im Einklang mit der Value Proposition ausgerichteten Datenstrategie kommt es auf die richtige Plattform-Architektur an. Diese sollte idealerweise bereits über funktionale und standardisierte Bausteine verfügen, welche bei der Use-Case-Architektur (bspw. Connectivity und Interfaces) aufgegriffen werden können. Die Ableitung von Architekturvorgaben und deren Umsetzung durch einheitliche Services und Applikationen bildet in diesem Kontext den Rahmen für die signifikante Reduktion von Engineering-Aufwand bei allen Akteuren im Markt.







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