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Kanban-Board für die Lebensmittelindustrie

Auftragssteuerung per App

Für die Lebensmittelherstellung hat 5thIndustry ein digitales Kanban-Board zur Auftragssteuerung umgesetzt. Dabei waren die Mitarbeiter von Beginn an mit im Boot, was sich positiv auf deren Akzeptanz auswirkte. Der Nutzen: Mehr Transparenz und Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit.

Bild: ©JackF/stock.adobe.com

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Entscheidungsträger in der Industrie sind mit dem Fortschritt der Digitalisierung oft unzufrieden. Dabei schätzen Fachleute, dass durch die Digitalisierung eine Produktivitätssteigerungen bis zu 30 Prozent möglich sind. Unternehmen sind immer weniger bereit, komplexe und langwierige IT-Projekte abzuwickeln. Schlanke und modular aufgebaute Projekte, die in kurzen agilen Sprints zu Prozessverbesserungen führen können, bieten einen anderen Ansatz. Das Personal kann so von Anfang an einbezogen werden. Wie dies umgesetzt werden kann, zeigt die Implementierung eines digitalen Kanban-Boards mit der 5thIndustry-Applikation 5i.Progress in einem Betrieb der Lebensmittelindustrie. Dort werden Früchte für die anschließende Verarbeitung vorbereitet. Ziel war war eine Darstellung der Auftragsreihenfolge, optische Hinweise auf dringende oder verspätete Aufträge sowie ein intuitives Nutzererlebnis für das Personal.

Projektumsetzung

Die Umsetzung des Projekts erfolgt mit dem Modul 5i.Progress aus der 5i.Manufacturing Excellence Cloud von 5thIndustry. Die Implementierung erfolgte mittels der am Design-Thinking orientierten Methode ‚5 Steps to Live Operations‘: Dazu wurden im ersten Schritt typischen Nutzerrollen (Personas) identifiziert. In diesem Fall wurden die Shopfloor-Mitarbeiter, der Schichtleiter sowie die Anlagenführer des Produktionsbereichs in den Fokus gerückt. Zu jeder Persona wurden durch Interviews auf dem Shopfloor Bedürfnisse identifiziert und dokumentiert. Dafür eignen sich einfache Statements wie ‚Ich als Nutzer möchte‘. Auf Basis dieser Informationen entstehen sogenannte User Journeys, also die in der Applikation durchzuführenden Arbeitsschritte und klickbare Prototypen der künftigen Bedienoberfläche. Diese ersten Schritte sind wichtig, da sie die künftigen Nutzer in die Gestaltung ihrer digitalen Arbeitsumgebung einbinden.

Die Applikation ist per internetfähigem Gerät aufrufbar. (Bild: ©Prostock-studio/stock.adobe.com)

Die Applikation ist per internetfähigem Gerät aufrufbar. (Bild: ©Prostock-studio/stock.adobe.com)

Anbindung an die Systemlandschaft

Parallel erfolgte die Anbindung an die Systemlandschaft, in diesem Fall ein on-premise installiertes ERP-System. Auf Basis der in der 5i.Manufacturing Excellence Cloud verfügbaren Lösung entstand so innerhalb weniger Wochen ein voll funktionales MVP (Minimum Viable Product). Auf dessen Go-Live folgte eine Phase der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Optimierung, parallel zum produktiven Betrieb der Anwendung. Heute nutzen die Mitarbeiter die Anwendung mittels in der Produktion installierter Informationsmonitore und Dashboards.

Betrieb in der Cloud

Die Bedarfstermine aus den Prozessanlagen werden in der Applikation in einzelne Aufgaben aufgeteilt, Arbeitsstationen zugewiesen und mit einem Kanban-Board für die Mitarbeiter in der Produktion dargestellt. 5i.Progress erfasst zudem Auftrags- und Störungsmeldungen. Die Anlagenführer im Produktionsprozess werden in Echtzeit über den Arbeitsfortschritt und die Verfügbarkeit der Materialien informiert. Der Betrieb der Software erfolgt cloudbasiert (Microsoft Azure und Amazon Web Services). Nutzer benötigen somit nur ein internetfähiges Gerät um per Browser auf die Software zugreifen zu können. Die Vorteile der Cloud liegen etwa in der Bereitstellung, der zentralen Wartung – lokal Server müssen nicht betrieben werden – sowie der IT-Sicherheit. Die 5thIndustry erforderte einen unidirektionalen Datenaustausch: Das in einem gekapselten Netzwerk befindliche ERP-System leitet in einem festgelegten Intervall Auftragsdaten in einer CSV-Datei aus und legt diese auf einem Server ab, der Zugriff zum Internet hat. Ein in Powershell 7 geschriebener Service schickt die Daten verschlüsselt an einen AWS S3 Bucket. Dort wird eine AWS-Lambda-Funktion ausgelöst, die die Datei ausliest und letztendlich in die Software überträgt.

Prozesse verbessert

Prozessverbesserungen durch die Applikation zeigte sich nach kurzer Zeit. Die Verfügbarkeit von Echtzeit-Informationen, wie Änderungen der Produktionsplanung oder der Verfügbarkeit von Materialien schafft Informationssymmetrie und erhöhte die Transparenz. Mehrkosten durch Ausschuss und Fehlproduktion wurden reduziert und der Anlagennutzungsgrad (OEE) erhöht. Durch den Einbezug der Mitarbeiter und die Veränderungsgeschwindigkeit in das Projekt erhöhte sich auch deren Akzeptanz.

Im Vorteil

Die Veränderungsgeschwindigkeit ist ein Erfolgsfaktor für Digitalprojekte auf dem Shopfloor. Der schnelle Einsatz von Standardelementen für die Gestaltung eines digitalen Arbeitsumfeldes sind dafür ein Schlüssel. Dabei sind spezifisch auf die Anforderungen der Produktion abgestimmte Applikationen hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit und Prozessintelligenz im Vorteil gegenüber Low Code-Lösungen und Powerapps. Die Akzeptanz steht und fällt mit der Einbeziehung der Mitarbeiter.


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