Auf der elektronischen Kanban-Tafel des Manufacturing Execution-Systems Hydra von MPDV sieht der Werker auf einen Blick, in welchem Zustand sich die einzelnen Kreisläufe befinden. Zentrale Eingriffe sind nicht nötig. Bild: MPDV

Materialflüsse dezentral sicherstellen

Ein einfaches Beispiel einer dezentralen und selbstregelnden Anwendung ist Kanban. Zur Erinnerung: Bei Kanban geht es darum, bestimmte Teile nur dann zu fertigen, wenn sie benötigt werden – und dann nur in einer vorgegebenen Menge, so dass keine übermäßigen Bestände aufgebaut werden. Oftmals ist auch vom Pull-Prinzip oder Supermarkt die Rede. In der klassischen Form ist Kanban sogar so dezentral, dass ein zentraler Eingriff das System empfindlich stören würde. Durch die Erweiterung um eine elektronische Komponente werden die Abläufe transparenter und können so mit anderen Prozessen synchronisiert werden. Man spricht dann von eKanban. Der dezentrale Charakter, dass der Auslöser zur Nachproduktion aus dem Feld und nicht aus der zentralen Planung kommt, ist auch bei eKanban ein wichtiges Merkmal und Garant für die Effizienz der Methode.

Auch ein modernes Transportmanagement kann dezentral organisiert werden. Hierzu bekommt der Werker an der Maschine beziehungsweise am Arbeitsplatz die Möglichkeit, Transportaufträge zu generieren: zum Beispiel, wenn eine volle Palette abgeholt und eingelagert werden soll. Sobald der Transportauftrag mit Quelle, Ziel und zu transportierender Ware angelegt ist, kann der nächste freie Staplerfahrer diesen reservieren und anschließend durchführen. Auch der Transport von Rohmaterial zu Beginn eines Produktionsauftrags oder die Anlieferung eines Werkzeugs zum Rüsten der Maschine ist mit solch einem dezentralen Ansatz möglich. Durch ein intelligentes Verteilungsverfahren und die Entscheidungsfreiheit der Transporteure wird sichergestellt, dass kein zentraler Eingriff nötig ist. Trotzdem weiß die Zentrale, welche Transporte aktuell durchgeführt werden und welche noch anstehen.

Weniger Aufwand für Planung und Koordination

Sowohl bei eKanban als auch bei einem dezentralen Transportmanagement fällt bei Unternehmen geringer Planungs- und Koordinationsaufwand an, da die beiden Systeme dies per Definition selbst erledigen. Kombiniert man nun eKanban mit einem Transportmanagement, so reduziert sich der Aufwand weiter: Immer dann, wenn ein leerer oder neu befüllter Behälter bewegt werden soll, wird automatisch ein passender Transportauftrag generiert. Dadurch wird gleichzeitig sichergestellt, dass jeder Kanban-Behälter wieder in den richtigen Kreislauf eingespeist wird. Parallel dazu zeigt die eKanban-Tafel den aktuellen Zustand aller Behälter im Kreislauf. Zur Unterstützung können wiederbeschreibbare RFID-Tags verwendet werden, die Informationen über den Kanban-Kreislauf sowie über das Material im Behälter dezentral speichern.

Alternativ ist die Kennzeichnung der Behälter mit einem Barcode möglich, wobei alle zugehörigen Informationen zentral im System gespeichert werden. Denkt man das bisher entwickelte Szenario noch einen Schritt weiter, so könnte das Transportmanagement über eine Schnittstelle mit einem führerlosen Transportsystem gekoppelt sein. Dann würden die Transportaufträge dort mittels Routenoptimierung in eine passende Reihenfolge gebracht und automatisch abgearbeitet werden. Alternativ unterstützen mobile Anwendungen den reibungslosen Ablauf und erhöhen die Flexibilität bei der Generierung von Transportaufträgen. So könnte auch mittels einer mobilen App ein Transportauftrag generiert werden, sobald etwa ein Transportmittel ausfällt und die liegengebliebenen Aufträge von einem anderen Transporteur übernommen werden müssen.