Verschwendung in der Produktion auf der Spur

Im ersten Baustein wird der Status Quo im Betrieb geklärt. Sehr gut dafür geeignet ist beispielsweise eine Wertstromanalyse: Vom Eingang des Kundenauftrags aus richtet sich der Blick auf das gesamte Wechselspiel und die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Prozess-Schritten, den Unterstützungsprozessen sowie den Planungs- und Informationsabläufen. Im nächsten Baustein geht es um schlanke Produktionsprozesse – als die Etablierung von ‚Lean Manufacturing‘. Insbesondere ist das Ziel, offensichtliche und verdeckte Verschwendungen in den einzelnen Prozessschritten zu verringern. Dazu zählen zum Beispiel unnötige Bestände, Stillstände, Fehler, ineffiziente Bearbeitung, Ausschuss oder Nacharbeit. Hierbei kommen neben der 5S-Methode auch Praktiken wie Total Productive Maintenance (TPM) oder eine Rüstzeitreduzierung nach der ‚Single Minute Exchange of Die‘ (SMED) zum Einsatz.

Schnelle Informations- und Regelkreise etablieren

Manufacturing Execution-Systeme (MES) dienen als Basis für den dritten Baustein. Die produktionsnahe Software wird eingesetzt, um umfassende Informationen aus allen Prozessen in Echtzeit zu erfassen. Dadurch können Mitarbeiter schneller auf Ereignisse reagieren, und Kennzahlen werden automatisch berechnet. Das Ziel des vierten Bausteins sind bessere Informations- und Planungsabläufe sowie schnelle Regelkreise. Hierzu muss die Planung jederzeit über den aktuellen Zustand in der Produktion informiert sein. Am besten funktioniert das ohne Schnittstellen, Produktionsbesprechungen, Insellösungen oder Excel-Tools. Zudem können so die Stammdaten im übergeordneten Enterprise Resource Planning-System (ERP) anhand der Echtzeit-Informationen aus dem MES auf den Prüfstand genommen werden. Der fünfte Baustein des Beratungskonzeptes beschäftigt sich mit der Manufacturing Scorecard. Kennzahlen sind dabei eine wichtige Voraussetzung, um künftige Prozessverbesserungen messbar zu machen. Dazu zählen zum Beispiel ein ‚Overall Equipment Effectiveness‘-Index (OEE), Termintreue, Durchlaufzeit oder Prozesswirkungsgrad. Der letzte Baustein umfasst keine einmalige Aktion, sondern besteht vielmehr aus einem kontinuierlicher Überprüfungs- und Optimierungsansatz. Die Ergebnisse der ersten fünf Bausteine werden dazu in einem jährlichen Workshop analysiert und bewertet. Analog zur fünften Stufe der 5S-Methode – ‚Shitsuke‘ oder Selbstdisziplin – soll so die Nachhaltigkeit des Optimierungsprozesses sichergestellt werden.

 

Bild: MPDV Campus

Ausbildung innerbetrieblicher 5S-Trainer in der Praxis

Die Firma Nordgetreide GmbH & Co. KG produziert an drei Standorten Mühlenprodukte und Frühstückscerealien für Discounter und Großabnehmer. Im Zuge der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Prozesse hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, die 5S-Methodik unternehmensweit einzuführen. Für die Umsetzung des Vorhabens wurde ein ‚Train-the-Trainer‘-Konzept aus dem Beratungsportfolio des MPDV Campus ausgewählt. In einer gemeinsamen theoretischen und praktischen Ausbildung wurden anschließend sieben Multiplikatoren aus den drei Standorten der Nordgetreide zu 5S-Trainern ausgebildet. Nach dem ersten Ausbildungsblock setzten die angehenden Trainer in den Standorten eigenständig Projekte um. In einem anschließenden werksübergreifenden Erfahrungsaustausch wurden dann die Projekte vorgestellt und die Trainerausbildung offiziell abgeschlossen. Somit stehen nun allen Standorten 5S-Trainer zur Verfügung, um Kollegen bei der flächendeckenden Einführung der Methodik in der Produktion sowie in der Verwaltung mit Rat und Tat zu unterstützen. Michael Heimberg, Bereichsleiter Produktion und Technik bei Nordgetreide, zeigt sich mit dem gewählten Ansatz und der Umsetzung gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen sehr zufrieden: „Die Wichtigkeit von 5S als Basistool für weitere Verbesserungen wie Rüstzeitreduzierung und Verbesserung der Transparenz steht außer Frage. Durch das Train-the-Trainer-Konzept des MPDV Campus können wir die Geschwindigkeit und die Schwerpunkte des weiteren Roll-outs der 5S-Methodik in den Standorten selbst bestimmen und das Thema kann von innen heraus wachsen. Die regelmäßigen 5S-Audits der Trainer werden uns helfen, die hoch gesteckten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und letztendlich einen Kulturwandel bei Nordgetreide zu unterstützen.“