Systems Engineering bei Palfinger

Parameter-Management für Kran-Steuergeräte

Auch in Kran- und Hebelösungen ist immer mehr Software enthalten, die Komplexität der Entwicklung steigt. Um die Steuergeräte-Parameter aller Hebelösungen zuverlässig zu verwalten, suchte Palfinger nach einer passenden Software – und fand sie beim Unternehmen Pure-Systems, die kürzlich von PTC gekauft wurden. Zwei Jahre nach Projektstart verlassen die Ladekrane die Produktion mit der neusten Steuergeräte-Generation.

 (Bild: Palfinger)
(Bild: Palfinger)

Als Produzent und Anbieter von Kran- und Hebelösungen ist Palfinger global aktiv. Waren die angebotenen Kran- und Hebelösungen früher nahezu ausschließlich mechanisch, läuft heutzutage vieles durch Software automatisiert ab. „In vielen Produkten steigt der Software-Anteil massiv, was eine große Herausforderung für Entwickler darstellt“, sagt Dr. Christian Zingel, Leiter des Competence Clusters ‚Systems Engineering‘ bei Palfinger. „Unsere Aufgabe ist es, allen Produktentwicklern dabei zu helfen, die komplexen Systeme weiterhin zu überblicken.“ Die neuen TEC-Ladekrane etwa sind mit Steuergeräten ausgestattet, die je nach Modell hunderte oder gar tausende Parameter verarbeiten müssen. Das führt letztlich zu einer Summe an Konfigurationsmöglichkeiten, die mit herkömmlichen Mitteln und Systemen kaum beherrschbar ist.

Startschuss für das IT-Projekt

Vor zwei Jahren schließlich gab das Management beim internationalen Technologie- und Maschinenbauunternehmen das Ziel aus, ein neues System für das Parameter-Management zu finden. Denn den Führungskräften und Entwicklern war klar, dass die alten Tools an Grenzen stoßen würden. Da rund 800 Entwickler für Palfinger arbeiten, war von einem komplexen Projekt auszugehen. Dennoch hat es Zingel mit seinem Team und Kollegen aus anderen Abteilungen geschafft, die Vorgaben des Managements innerhalb des straffen Zeitplans umzusetzen. Der Weg führte die Verantwortlichen zur Firma :EM Engineering Methods, in der Zingel damals noch als Leiter des MBSE-Beraterteams arbeitete. Auch nach seinem Wechsel zu Palfinger blieben die Spezialisten für digitales Engineering an Bord.

Möglichst wenig Restriktionen

Als der auf Systems Engineering spezialisierte Christian Zingel mit seinem Team nach einem geeigneten IT-Werkzeug für das Parameter-Management der neuen Produkt-Generationen suchte, fiel nach ausführlicher Recherche die Wahl schließlich auf die Software Pure::Variants des IT-Anbieters Pure-Systems. „Die meisten anderen Lösungen, die zur Auswahl standen, waren zu restriktiv“, erinnert sich Zingel. „Mit Pure::Variants haben wir nun genau die Lösung, die wir benötigen, um auch den spezifischen Ansprüchen von Palfinger gerecht zu werden“, sagt der Leiter des Bereichs Systems Engineering.

Individuelle Systeme

Um die Performance der Krane zu optimieren, wird jeder Kran bei Palfinger auf seine individuelle Konfiguration hin parametriert und kalibriert. Da aufgrund der Konfigurationsvielfalt jeder Kran eine eigene Parameterkombination und spezifische Einstellwerte erhält, sind die Daten hochvariabel. „Jedes Detail muss letztlich berücksichtigt und alle Daten fehlerfrei gemanagt werden, damit der einzelne Kran perfekt funktioniert“, erläutert Zingel. „Und genau deshalb haben wir uns für Pure::Variants entschieden, denn so können wir die enorme Varianz und große Breite verschiedener Konfigurationsmöglichkeiten effektiv managen“, schildert Zingel. „Software ist die Intelligenz der Systeme. Deshalb ist es wichtig, dass man trotz der Menge an hochvernetzten Daten stets den Überblick behält. Jede Information muss verfügbar sein, um sie gegebenenfalls einzubeziehen“, fügt Zingel hinzu.

Neue Funktionen lassen sich künftig per Update ausrollen, in Zukunft auch über Funk. (Bild: Palfinger)
Neue Funktionen lassen sich künftig per Update ausrollen, in Zukunft auch über Funk. (Bild: Palfinger)

Updates bald über Funk

Unternehmensweit nutzt der Technologiekonzern derzeit elf Floating-Lizenzen für über 30 Nutzer. Künftig könnten es noch mehr werden, denn die Akzeptanz der Entwickler ist groß, und weitere Produktlinien haben bereits die Einführung der Software gestartet. „Das ist eine Investition, die sich eindeutig gelohnt hat“, sagt Christian Zingel. Die erste Serie an Ladekranen mit den neuen Steuerungsgeräten ist mittlerweile auf dem Markt, weitere werden folgen. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie schnell und professionell dieses Projekt bei Palfinger umgesetzt wurde“, sagt Dr. Michael Schulze, der das Einführungsprojekt seitens Pure-Systems begleitet hat. Heute ist Palfinger in der Lage, neue Software-Funktionen per Update zur Verfügung zu stellen, um etwa eine höhere Auslastung der Krane zu ermöglichen. Updates sollen in naher Zukunft auch ‚Over the air‘ – also per Funk – aufgespielt werden. „Pure::Variants hilft uns dabei, derartige Leistungen anbieten zu können“, erläutert Zingel. Die verschiedenen Konnektoren zu anderen Autorensystemen, etwa zu Anforderungsmanagement- oder Systemmodellierungswerkzeugen des Systemes werden derzeit bei Palfinger noch nicht genutzt. „Dennoch ist es gut zu wissen, dass diese Optionen verfügbar sind, denn so sind wir weiterhin zukunftssicher aufgestellt“, blickt Zingel nach vorn.

Zwei Jahre bis zum Produkt

„Der Kick-off bei Palfinger war gerade einmal vor zwei Jahren und die heiße Phase hat vor sechs Monaten begonnen. Und bereits jetzt gibt es die ersten Produkte auf dem Markt: Das ist ausgesprochen schnell und sehr erfreulich“, zieht Zingel Bilanz. Dass hier richtig gute Arbeit geleistet wurde, bestätigt übrigens auch der TÜV Süd. Die Betreiber können sich also weiterhin auf die Sicherheit der Produkte verlassen, die Palfinger seit 1932 produziert.