Beispiel für eine Variantenbaumstruktur: Anhand von Funktionen und Montageanforderungen lassen sich die abzubildenden Produktvarianten identifizieren. Bild: Dr. Wüpping Consulting

4. Produktarchitektur und Produktstruktur

Zur Erarbeitung der zukünftigen Produktarchitektur sind mehrere Arbeitsschritte notwendig:

  • Definition der Produkt-Programm-Breite als Ergebnis der Kombinatorik der physischen Module und der Verwendungslogik zum Markt hin
  • Analyse und Festlegung von Baugrößen und Leistungssprüngen nach Verwendung und Gängigkeit
  • Ablösung der Produktsicht durch das Herausstellen der kombinierbaren Modulsichten aus dem geplanten Produktbaukasten

Die vertikale Produktstruktur hingegen wird durch die Isolierung der Varianten- und Komplexitätstreiber sowie, der Fixierung der Produkt-Prozess-Gestaltung in Abstimmung mit Fertigungs- und Montagebereichen aufgebaut. Eine ’gekippte’ Produktstruktur kann dabei als Vorlage oder ‘Master’ für Fertigungs- und Montageabläufe dienen. Auf diese Weise lassen sich die Strukturelemente des hierarchischen Produktaufbaus definieren. Dies erfolgt nach wertschöpfungs- und logistikoptimierten Gesichtspunkten unter Berücksichtigung möglicher Dispositions- und Bestandsstufen.

5. ‘Design to cost’ und Wertanalyse

Um kostenoptimierte Produktbaukästen zu entwickeln, erfolgt parallel zur Entwicklungsphase der Aufbau einer Kostenkalkulation für die jeweiligen Funktionsvarianten. Zunächst wird eine ‘Baseline’ aus gängigen Referenzprodukten, beispielsweise aus der abzulösenden Produktgeneration, definiert, auf deren Grundlage die Kostenvergleiche stattfinden können. Neben den Herstellkosten sind die Variantenkosten im Rahmen einer Prozesskostenbetrachtung zu ermitteln und zu bewerten, die in den Prozessen und Gemeinkosten entstehen. Wertanalytische Betrachtungen auf Basis der Baseline oder den Modulentwürfen für den Produktbaukasten können weitere wertvolle Ansätze zur Kostensenkung liefern. Ziel des Arbeitsschrittes ist die Ausarbeitung von varianten- und wertanalytisch-optimalen Produkt- und Kostenstrukturen.

6. Disziplinübergreifendes Produktprozess-Engineering

Im letzten Arbeitsgang wird die Wertschöpfungs- und Zulieferstruktur an die neu erarbeiteten Produktarchitekturen und -strukturen angepasst, um das bestmögliche Zusammenspiel zwischen den Disziplinen zu gewährleisten. Dabei muss das Fertigungs- und Montagekonzept samt Logistik und Kommissionieren sowie das Zulieferkonzept nach Gesichtspunkten der schlanken Produktion erarbeitet werden. Der modulare Produktaufbau mit den verbundenen Effekten ermöglicht hierbei den Einsatz von Methoden wie beispielsweise Taktmontage von Baugruppen, späte Kundenkopplung und Variantenentstehung sowie eine stabile Produkt-Prozess-Segmentierung in den Wertschöpfungsbereichen.

Entlastung zahlreicher Unternehmensbereiche

Modulare Produktstrukturen können maßgeblich die Generierung von Skaleneffekten in Baugruppen und Einzelteilen unterstützen, ohne die vom Markt geforderte Vielfalt einzuschränken. Zudem lasssen sich vielfach Senkungen von Herstell- und Prozesskosten realisieren. Dadurch lassen sich produktbezogene Unternehmensbereiche von der Entwicklung über Einkauf und Beschaffung, Qualitätsmanagement, Materialwirtschaft, Fertigung und Montage inklusive Inbetriebnahme sowie Vertrieb und Produktmanagement entlasten.