Emissionsdaten im Transport- und Logistiksektor erfassen
Ein Unternehmen mit Produktionsstandorten in Europa, Asien oder Südamerika arbeitet mit hunderten, teils tausenden Logistik- und Transportdienstleistern zusammen. Die eigene Lieferkette zu überblicken, ist daher die Herkulesaufgabe bei der Ermittlung des Carbon Footprints. Ein Produkt dafür bietet das Unternehmen Shipzero, das eine Datenplattform zur Messung von CO2-Emissionen extra für die Transport- und Logistikbranche entwickelt hat. Die Anwendung ermöglicht den Datenaustausch zwischen Verladern und Dienstleistern, ermittelt präzise Scope-3-Emissionen und identifiziert Maßnahmen zur Dekarbonisierung.
Die Firmengründer Mirko Schedlbauer (l.) und Tobias Bohnhoff (r.). (Bild: Appanion Labs GmbH)
Das Prinzip einer Datenplattform ist schnell erklärt: sie vereinfacht. Sie unterstützt den Austausch und die Zusammenführung von Daten, sowohl intern als auch zwischen Vertragspartnern. Statt mit vielen Dienstleistern individuelle Vereinbarungen zu schließen und Daten auszutauschen, laufen solche Vorgänge gebündelt über die Plattform. Im Fall von Shipzero handelt es sich dabei um Emissionsdaten.
Logistik- und Transportdienstleister spielen ihre Verbrauchsdaten auf die Datenplattform und Verlader erhalten Transparenz über ihre Scope-3-Emissionen. Dabei übernimmt das System die Berechnung der CO2-Emissionen über die Transportmodi hinweg, die Zuordnung auf Transport- und Sendungsebene sowie die Erstellung von Reports. Diese werden anschließend für die interne Berechnung des Corporate Carbon Footprints oder für externe Audits und Nachhaltigkeitsberichte genutzt.
Welche Daten werden zur Emissionserfassung benötigt?
Je mehr Daten für die Berechnung von CO2-Emissionen zur Verfügung stehen, desto präziser die Kalkulation. Dies umfasst zum einen die Transport- und Auftragsdaten, wie die Geolocation von Start- und Zielort, den Transportmodus, das Frachtvolumen, die Verpackungseinheit und diverse Transportspezifikationen (z.B. Temperaturführung oder Gefahrengut). Zum anderen werden die Bewegungs- und Verbrauchsdaten der Transportflotte berücksichtigt. Diese können über angebundene Schnittstellen (APIs) aus der Telematik des Verkehrsmittels automatisiert auf die Datenplattform gespielt werden.
Weitere Fahrzeugstammdaten oder Transportinformationen aus dem Transportmanagementsystem (TMS) verbessern die Datenqualität erheblich und ermöglichen zusätzliche Analysen zur Optimierung. Die Kalkulation auf Basis von Primärdaten, also dem tatsächlichen Energieverbrauch während des Transports, ist der Idealfall und vermeidet die Kalkulation basierend auf groben Hochrechnungen und Durchschnittswerten.
Ist dieser energiebasierte Ansatz nur begrenzt möglich, werden die Transportemissionen aktivitätsbasiert berechnet. Das beinhaltet eine präzise Modellierung mithilfe von Parametern, die einen großen Einfluss auf die Emissionsberechnung nehmen. Dazu gehören unter anderem Angaben zu Leerfahrten, Auslastungsfaktoren, Kraftstoffart und Verkehrsträgern.
Sobald die Daten unterschiedlicher Quellsysteme in die Plattform integriert sind, werden sie im System kontinuierlich auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Besteht eine Verbindung zum argentinischen Hafen Buenos Aires, obwohl der jeweilige Carrier nur in Europa operiert? Hier stimmt etwas nicht. Weit über 40 Tonnen Fracht, die von einer einzigen Sattelzugmaschine transportiert wurden? Das ist eindeutig zu viel und muss hinterfragt werden. Die Datenplattform dient somit auch zur Verbesserung der Datenqualität. Transportdienstleister werden so auf fehlerhafte Daten in ihren Systemen hingewiesen und Verlader können auf eine zuverlässige Datenbasis vertrauen.
Dienstleister und Spediteure entscheiden über Datennutzung
Die eigenen Verbrauchsdaten direkt mit dem Auftraggeber teilen – davor schrecken viele Transportdienstleister und Spediteure zurück. Dies ist ein großes Problem für Verlader, die bei ihrer Emissionsberechnung auf Primärdaten zurückgreifen wollen. Die Arbeit mit einem unabhängigen Drittanbieter kann hier für Vertrauen und Datensicherheit sorgen. Das Ziel der Shipzero-Plattform ist es, die Zusammenarbeit zwischen Verladern, Transportdienstleistern und Spediteuren zu fördern.
Zugleich sollen zeitaufwendige oder technologisch anspruchsvolle Prozesse erleichtert und beschleunigt werden.
Spediteure, die Bewegungs- und Verbrauchsdaten ihrer Flotte für die Analyse bereitstellen, teilen lediglich die sendungsspezifischen Emissionswerte. Zur Nutzung dieser Daten wird ihre ausdrückliche Einwilligung benötigt. Dies bedeutet, dass kein vertragliches Recht auf die Ergebnisse besteht. Dienstleister und Spediteure haben somit immer die Datensouveränität und können sich jederzeit gegen die gemeinsame Nutzung der Daten entscheiden.
Wie werden Klimaziele erreicht?
Das Messen von CO2-Emissionen ist eine Grundlage für die Dekarbonisierung. Es stellt zum einen die Transparenz über den eigenen CO2-Fußabdruck her und ermöglicht zum anderen eine datenbasierte Zuordnung der Emissionen zu den jeweiligen Transport- und Logistikaktivitäten. In den nächsten Jahren werden Unternehmen Millioneninvestitionen in eine grüne Lieferkette tätigen. Doch die Wenigsten wissen bisher, ob sie ihre Budgets für die richtigen Reduktionsmaßnahmen mobilisieren. Das lässt sich durch präzise Datenanalyse ändern.
Die Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Lieferkette sind vielfältig. Dazu gehören die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, der Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe, der Wechsel von Transportmodi (zum Beispiel von der Straße auf die Schiene) und die Reduzierung von Leerfahrten – um nur einige zu nennen. Verlader gehen häufig von einem sehr begrenzten Gestaltungsspielraum bei der Dekarbonisierung ihrer Supply Chain aus. Doch auch sie können Einfluss nehmen. Beispielsweise bereits bei der Beschaffung und Transportplanung oder bei der Transportpartnerauswahl und Vertragsgestaltung. Ebenfalls spielt ihre Investitionsbereitschaft in alternative Antriebe eine wichtige Rolle.
Unterstützt bei Zielsetzung
Welche Maßnahmen sich sinnvoll einsetzen lassen, variiert von Fall zu Fall. Jedes Unternehmen ist anders aufgestellt und bedarf eigener Lösungsansätze. Die Datenplattform Shipzero beleuchtet durch ihre Messung und Analyse von CO2-Emissionen individuelle Potenziale zur Reduktion. Dabei haben alle Unternehmen eins gemein: Zur Identifikation von Reduktionsmaßnahmen benötigt es Daten. Die großen Hebel zur Einsparung werden datenbasiert identifiziert, genauso wie sich daran ablesen lässt, ob Investitionen sinnvoll getätigt werden.
Letztendlich ist das Bedürfnis von Verladern, eine hohe Transparenz in ihrer globalen und multimodalen Supply Chain herzustellen. Dafür ist der Datenaustausch mit Transport- und Logistikdienstleistern unumgänglich. Ebenso erfordert sie eine hohe Datenqualität und Präzision der Ergebnisse sowie automatisierte Reports, die in den unternehmensinternen Systemen verarbeitet werden können. Es bewegt sich bereits viel in der Industrie. Grund dafür sind sowohl verstärkte Regularien und Standards wie (CSRD, Lieferkettengesetz, ISO 14083 etc.) als auch höhere Anforderungen der Verlader an ihre Dienstleister. Was es am Ende für die erfolgreiche Dekarbonisierung des Transport- und Logistiksektors benötigt: Gemeinsame Lösungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern.
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