Investitionen in Produktionsanlagen wollen gut überlegt sein. BI-gestütze Kapazitätsszenarien können helfen, auf Nachfrageschwankungen schnell mit den passenden Maßnahmen zu reagieren. Bild: CIM Aachen

Kapazitätenszenarien anforderungsgerecht planen

Um diese Unwägbarkeiten in einem Kapazitätsszenario zu berücksichtigen, ist es sinnvoll im Rahmen einer Sensitivitätsbetrachtung bestimmte ‚Was-wäre-wenn‘-Analysen durchzuführen. Hiermit können die Auswirkungen steigender Produktionszahlen auf das Kapazitätsangebot unter Berücksichtigung unterschiedlicher Parameter ermittelt werden. Dies erfolgt auf Basis des Kapazitätsbedarfs, der sich aus der geplanten Menge über die Zeitschiene sowie aus den Stücklisten und Arbeitsplänen der im Ramp-up geplanten Erzeugnisse ergibt.

Demgegenüber steht das Kapazitätsangebot, das sich aus Faktoren wie Anlagenkapazitäten, geplantem Schichtmodell und OEE je Anlage zusammensetzt. Der Abgleich von Kapazitätsbedarf und -angebot zeigt dann auf, zu welchem Zeitpunkt in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht, sei es in Form der Einbindung verlängerter Werkbänke oder durch Investition in Maschinenkapazitäten. Um hier schnell einen Überblick zu bekommen, die vorhandenen Systeme wie Enterprise Resource Planning (ERP) oder Feinplanungslösungen (APS) nicht zu belasten, eignen sich Business Intelligence-Lösungen (BI). Insbesondere Systeme der zweiten Generation mit In-Memory-Technologie verursachen nicht nur einen relativ geringen Aufwand für die Erstellung eines solchen Kapazitätsmodells, sondern können mit kurzen Antwortzeiten schnell die Auswirkungen veränderter Parameter auf das Kapazitätsprofil zeigen.

Um ein solches Modell zu erstellen, werden einerseits die Daten der relevanten Stücklisten und Arbeitspläne eingelesen, andererseits die über die Zeit geplanten Stückzahlen benötigt. Während Stücklisten und -zahlen der geplanten Fertigartikel Informationen zu den Stückzahlen je Einzelteil und Komponenten ergeben, wird über die Arbeitspläne die Relation zu den erforderlichen Maschinen und Anlagen hergestellt. Somit lässt sich nicht nur eine kapazitive Momentaufnahme zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft aufzeigen sondern die Entwicklung der Maschinenkapazitäten über die Zeit des Ramp-ups verfolgen.

Abgesicherte Entscheidungen treffen

Mit Hilfe von BI-Analysefunktionen lässt sich dann die Belegung der Arbeitsplätze nachvollziehen – und so etwa ermitteln, welche Einzelteile welche Auswirkungen auf die Maschinenkapazitäten haben. Hieraus lassen sich wiederum unmittelbare Maßnahmen ableiten: Entweder muss der Maschinenpark zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgestockt werden, oder die Fremdfertigung ressourcenintensiver Teile in Betracht gezogen werden.

Die im IT-System abgebildete Stücklistenstruktur ermöglicht auch Aussagen darüber, welche Auswirkungen die Fremdvergabe ganzer Baugruppen auf die jeweiligen Maschinenkapazitäten haben. So kann beispielsweise entschieden werden, bis zu welchen Stückzahlen eine Eigenfertigung möglich ist und bis wann entsprechende Lieferanten aufzubauen sind. Die einzige Unsicherheit, die dann noch verbleibt, ist die Wahrscheinlichkeit, mit der die geplanten Stückzahlen tatsächlich eintreten. Die Produktion kann dann aber im Bedarfsfall die Auswirkungen veränderter Stückzahlen ‚auf Knopfdruck‘ bewerten.

Verschiedene Aufgaben mit einer Lizenzierung lösen

Solche Kapazitätsmodelle lassen sich mit verschiedenen Systemen erstellen. Der Einsatz von BI hierfür bietet aber zwei zentrale Vorteile: Zum einen ist der Aufwand für die Erstellung solcher Modelle geringer als in klassischen Simulationstools. Zum anderen lassen sich BI-Systeme ohne zusätzliche Lizenzkosten auch für andere Aufgaben im Unternehmen einsetzen: Vertriebs-, Controlling- oder Produktions-Cockpits sind nur einige Beispiele dafür.