Gemeinsame Sache machen
Entwicklung und Produktion verbinden
Klassische Lösungen für Product Lifecycle Management sind optimiert für die Verwaltung und Steuerung aller Vorgänge, die mit einem Produktentstehungs- und Fertigungsprozess verbunden sind. Entsprechende Werkzeugunterstützung wird von namhaften Unternehmen angeboten und hat einen hohen Reifegrad erreicht. Erst langsam erkennt man aber, dass die Verknüpfung dieser IT-Umgebungen mit ‚benachbarten‘ Domänen im Unternehmen weiteres Potenzial für die Optimierung betrieblicher Abläufe beinhaltet.
Als Schnittstelle zwischen Produktlebenszyklusmanagement (PLM) und anderen Fachbereichen kristallisiert sich besonders die Verbindung zur Forschung und Entwicklung als kritisch für den Erfolg heraus. Dabei kann das durchgängige Management der Anforderungen von Kunden und Märkten eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz des Produktes spielen – und damit eine wichtige Grundlage für das Erzielen dauerhafter Wettbewerbsvorteile darstellen. Idealerweise sind dabei die Anforderungen an das Produkt über den gesamten Lebenszyklus von Entwicklung und Produktion transparent und nachverfolgbar. Dies gelingt nur, indem man allen beteiligten Diszplinen eine gemeinsam nutzbare Plattform bietet, auf die Experten aus verschiedenen Bereichen, beispielsweise Produktmarketing, System- und Softwareentwicklung, Maschinenbau sowie Elektonik und Elektrik zugreifen können.
Die Entstehung von Software und Systemen ist geprägt von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit und Kommunikation in zwei Dimensionen: ‚horizontal‘ über die verschiedenen Phasen und Iterationen des Entstehungsprozesse hinweg und ‚vertikal‘ über alle Projektbeteiligten aus verschiedenen Spezialistenteams und anderen Unternehmensbereichen, die in das Projekt eingebunden werden müssen. Mit den Software-Werkzeugen, die oft unter dem Begriff Lifecycle Management zusammengefasst werden, verbindet man die Projektphasen und die beteiligten Teams über das ganze Unternehmen hinweg. Es entsteht eine Art Infrastruktur für den automatischen Austausch von Informationen und für die Synchronisation von Projektdaten über das gesamte Projektteam. Typische Disziplinen, die erfolgreiche Projekte kennzeichnen, sind Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
- Anforderungsmanagement inklusive der durchgängigen Verfolgbarkeit von Anforderungen über die verschiedenen Realisierungsstufen bis hin zum Test
- Änderungsmanagement inklusive der Möglichkeit, für die Änderung an Anforderungen einen konsistenten und nachvollziehbaren Prozess zu bieten
- Qualitätsmanagement und Test, inklusive der Rückmeldung bis zu den Anforderungen
Dem Anforderungsmanagement kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu als Steuerungsinstrument für das Entwicklungsprojekt. Diese Disziplin unterstützt Designentscheidungen unter Berücksichtigung von Marktdaten und Trends und stellt sicher, dass das entstehende Produkt genau die Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringt, die das höchste Marktpotenzial haben – und die den spezifischen Kundenbedürfnissen entsprechen. Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren. ‣ weiterlesen
Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise
Informationsfluss zwischen Prozessbereichen etablieren
Schon innerhalb des reinen Entwicklungsvorgangs zahlreicher heutiger komplexer Produkte finden sich in der Praxis noch häufig große Synchronisationsschwierigkeiten zwischen den Entwurfsprozessen für die Mechanik, Elektronik und Steuerungssoftware. Hier wird oft in verschiedenen ‚Fachsprachen‘ gesprochen, und das gegenseitige Prozessverständnis lässt zu wünschen übrig. Anforderungen werden gerade an den Schnittstellen zu benachbarten Prozessbereichen oft unterschiedlich interpretiert. Methodiken, wie die Abhängigkeiten der einzelnen Entwicklungsschritte in den unterschiedlichen Disziplinen besser miteinander abgestimmt und durchgängig dokumentiert werden können, sind noch recht rudimentär und setzen sich nur langsam in der Praxis durch.
Erfolg versprechen hier neue Ansätze wie eine Initiative der TU Darmstadt, der eine Erweiterung des aus dem Systems Engineering bekannten ‚V-Modells‘ in Richtung eines sogenannten W-Modells darstellt, durch das eine zweistufige virtuelle und physische Absicherung des Systemverhaltens möglich wird. Erst recht wird dazu eine domänenübergreifende, frühzeitige und kontinuierliche Abstimmung zwischen Entwicklung und Produktion unverzichtbar, um schlummernde Effizienzpotenziale zu heben. Denn auch hier gibt es heute stark fragmentierte und arbeitsteilige Vorgehensweisen, die zu zeit- und kostenaufwändigen Iterationen führen.
Eine permanente Synchronisation zwischen den Domänen hat den Vorteil, dass der Zugang zu Anforderungen und anderen Entwicklungsartefakten unternehmensweit für alle Beteiligten rollenspezifisch ermöglicht werden kann, bis hin zu Lieferanten und Kunden, falls erforderlich. Damit wird beispielsweise eine Änderung an stücklistenrelevanten Eigenschaften durch das Entwicklungsteam praktisch sofort im Produktionsbereich sichtbar und kann bearbeitet werden. Umgekehrt können Änderungsanforderungen, die sich aus dem Produktionsablauf ergeben, sofort in den Entwicklungsbereich zurückfließen und dort entsprechend berücksichtigt werden. So kann unter anderem sichergestellt werden, dass jede Komponente das vorgegebene Bedarfs-, Funktions- und Kostenprofil einhält und dass gleichzeitig die Kompatibilität mit der Lösung als Ganzes erhalten bleibt.