Fraunhofer stellt Materials Data Space vor

In einer neuen Plattform will die Fraunhofer-Gesellschaft künftig Daten zu Werkstoffen und Materialien zur Verfügung stellen. Darin werden unter anderem die Informationen gebündelt, die in den 15 materialwissenschaftlich orientierten Instituten der Gesellschaft anfallen.

Die Fraunhofer-Gesellschaft will Anwendern den Zugang zu digitale Daten von Materialien und Werkstoffen erleichtern. Dazu stellt der Fraunhofer-Verbund Materials die Plattform Materials Data Space zur Verfügung. Im Verbund werden die Kompetenzen von 15 materialwissenschaftlich orientierten Instituten der Gesellschaft gebündelt. Die Informationen sollen Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette dabei helfen, Entwicklungszeiten zu verkürzen und lernende Fertigungsverfahren sowie neue Geschäftsmodelle aufzusetzen. Vorgestellt wurde die Plattform zur Hannover Messe 2016.

Von Materialentwicklung bis Recycling

Die Daten der Materials Data Space zu einem Werkstoff beziehungsweise Bauteil können insbesondere Materialentwicklern, Werkstoff-, Halbzeug- und Bauteilherstellern sowie Anwendern nutzen. Auch das strategische Recycling könnte davon profitieren. An jedem Schritt eines Prozesses werden in Echtzeit dynamische Materialeigenschaften erfasst und in die Plattform eingespeist. Durch die Vernetzung können sich selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke etablieren, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen. Informationstechnisches Fundament der Plattform sind Datendienste, die derzeit im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts zum Industrial Data Space entwickelt und pilotiert werden.

Werkstoff als variables System

„Der Materials Data Space stellt alle relevanten Informationen zu den Werkstoffen und Bauteilen digitalisiert in einer leistungsfähigen und unternehmensübergreifenden Plattform zur Verfügung“, sagt Professor Dr. Peter Elsner, Vorsitzender des Verbunds. „Wir wollen es Entwicklern und Ingenieuren ermöglichen, die eingesetzten Werkstoffe in den jeweiligen Entwicklungsschritten als variable Systeme mit einstellbaren Eigenschaften zu begreifen und zu nutzen.“ Am Ende der Entwicklung könnte ein virtueller Raum stehen, in dem sich Werkstücke und Produkte autonom bewegen, das heißt in Wechselwirkung mit den Herstellungs- und Bearbeitungsmaschinen und -anlagen stehen und ihren eigenen Gestehungsprozess steuern.

Verschiedene deutsche Unternehmen, darunter auch Mittelständler, haben bereits Interesse an Use-Cases zum Aufbau und zur Nutzung des Materials Data Space signalisiert. Gemeinsam mit Industriepartnern sollen zunächst drei Pilotprojekte im Bereich der Automobilindustrie umgesetzt werden. Konkret geht es dort um Metalle, Faserverbundwerkstoffe sowie Funktionsmaterialien und deren Recycling.

(Quelle:Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit / Fraunhofer Materials/Bild:Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit / Fraunhofer Materials)