Wozu brauchen wir eigentlich unsere Dokumentation? Das war eine der zentralen Fragen, die sich der Zuckerhersteller Südzucker AG stellte, als er vor einiger Zeit seine Engineering-Situation analysierte und das Projekt Prozess-Optimierung in diesem Bereich startete. Neben den üblichen behördlichen Auflagen, Sicherheitsaspekten, dem Thema Wartung und Instandhaltung oder der Prozess-Dokumentation für Anlagenplanung und -betrieb war eine Antwort: zur Know-how-Sicherung. Daraus ergaben sich entscheidende Anforderungen an passende Software-Systeme.
Bild: Südzucker AG
Die Herausforderung: sehr inhomogene Dokumentationen insbesondere der verfahrens- und elektrotechnischen Anlagen in unterschiedlichsten Formaten und Qualitäten. Diese Inhomogenität wuchs im Lauf von Jahrzehnten in den verschiedenen, international verteilten Produktionsstandorten durch den Einsatz diverser Tools und Standards. Die Historie von Südzucker ist lang: 1926 schlossen sich fünf Einzel-Gesellschaften zur Südzucker AG in Mannheim zusammen. Die älteste dieser Gesellschaften war bereits 1837 gegründet worden. Heute produziert das Unternehmen mit rund 18.500 Mitarbeitern neben jährlich etwa 4,7 Millionen Tonnen Zucker auch Fruchtzubereitungen, Spezialitäten wie alternative Kohlenhydrate sowie Bioethanol. Ob Verfahrensfließbilder (PFD), Rohrleitungs- und Instrumentierungsschemata (PID), Equipment- und Armaturenlisten, MSR-Übersichten, Elektropläne oder Funktionsbeschreibungen: „Es fehlte Verbindlichkeit – und eine zentrale Ablage der Dokumentation. Unser historisch gewachsenes Know-how ist sehr vielfältig, das wollten wir zusammenfassen und vereinheitlichen.“, sagt Josef Jakob, Projektleiter in der zentralen Engineering-Abteilung (CED) bei Südzucker. Wichtige Informationen lagen zum Teil in kleinen Einzeldatenbanken, zum Teil in separat gehaltenen Zeichnungs-Files. Von den unterschiedlichen Formaten ganz zu schweigen. Die Abteilungen Konstruktion, Verfahrens- und E-Technik verbrachten viel Zeit mit Abstimmungen.
Für die Dokumentation seiner Basic- und Detail-Engineering-Prozesse suchte Südzucker 2011 nach einem disziplinübergreifenden Software-System. Eine reine Zeichnungsverbesserung mit CAD kam nicht in Frage. Datenbankgestütztes CAE war eine Grundvoraussetzung. Es sollte von der verfahrenstechnischen 2D-Darstellung über Rohrleitungslisten und MSR-Übersichtspläne bis zum elektrotechnischen Detail-Engineering alle Gewerke übersichtlich zusammenführen, Wartung inklusive. Damit wollte die CED gleichzeitig verbindliche Standards für Engineering und Dokumentation einführen. Unter dem Motto ‚Zusammen verwalten, was zusammengehört‘ machten sich die Engineering-Fachleute auf die Suche nach einem geeigneten System. Fündig wurden sie bei der Aucotec AG, einem Softwarehaus mit fast 30 Jahren Erfahrung.
Von der Idee bis zum Sensor im Feld
„Der ganzheitliche Ansatz der Plattform Engineering Base war für uns eines der wichtigsten Entscheidungskriterien“, berichtet Josef Jakob. „Mit dem disziplinübergreifenden Ansatz können wir alles abdecken, von der ersten Idee für eine Anlage bis zum letzten Sensor im Feld.“ Das System verbindet alle beteiligten Disziplinen auf einer gemeinsamen Plattform: von der verfahrenstechnischen Basisplanung über das darauf aufbauende Detail-Engineering mit EMSR-Technik, prozesstechnischen Details, dazugehörigen Dokumententypen und dem Funktionsplan bis zur Wartung und Instandhaltung. Damit ist nicht nur die Definition von Anlagen, Teilanlagen, Prozesseinheiten, Maschinen und Apparaten oder Messstellen samt ihrer Spezifikationen abgedeckt. Das System bietet gleichzeitig die Erstellung von PFDs, PIDs und den daraus abgeleiteten Listen (Equipmentlisten, Datenblätter, Armaturenliste, Rohrleitungs-Codes, PLT-Stellenblätter et cetera), die auch an korrespondierende Autorensysteme weitergegeben werden können, zum Beispiel an 3D-CAD- oder Prozessleitsysteme. „Einmal erstellte Vorlagen für diese Zeichnungen und Dokumente können gemeinsam genutzt werden“, erzählt Projektleiter Jakob, „außerdem ist die Mehrsprachigkeit eine große Hilfe.“ Alle beteiligten Disziplinen greifen auf dieselbe Datenbasis zu und jeder Nutzer erkennt die Änderungen der anderen unmittelbar. Wird in der Grafik etwas hinzugefügt, so ist das automatisch auch im Explorer und den korrespondierenden Listen sichtbar. „Wir sparen deutlich an Absprache-Aufwand und es gibt viel weniger Übertragungsfehler, da keine mehrfachen Eingaben von Daten mehr nötig sind, wie sonst mit verschiedenen Tools für einzelne Aspekte. Die Objektorientierung bei EB macht unsere Arbeit wesentlich schneller und einfacher.“, sagt Projektleiter Jakob.
Eine Installation, eine Integration, ein Training
Ein gemeinsames Werkzeug für die Dokumentation aller Aufgabenstellungen hat noch weitere Vorteile: „Durch den Einsatz der Citrix-Technologie benötigen wir nur noch eine zentrale Installation im Rechenzentrum, eine Datenbank, ein Training“, erklärt der Engineering-Experte, „das setzt übergreifende Standards.“ Auch die zentrale Wartbarkeit der Software sieht er als besonderen Vorteil. So werden die Lizenzen auf einem Server verwaltet und sind je nach Bedarf auf den verteilten Clients nutzbar. Integrationen, zum Beispiel in SAP ERP, müssen nur für dieses eine System entwickelt werden, sodass auch bei Updates die IT entlastet ist. Nutzer aller Standorte erhalten ein einheitliches Training. Das heißt außerdem, dass sie flexibel zwischen den Standorten eingesetzt werden können. Flexibilität schätzt Südzucker aufgrund der vielfältigen Anlagen-Historien auch bei der Anbindung an die Prozessleittechnik, über die die Engineering-Verantwortlichen des Unternehmens zurzeit nachdenken. Die Unabhängigkeit und Offenheit der Plattform Engineering Base erlauben enge Anbindungen an gängige Automatisierungssysteme zum Beispiel von Emerson, Siemens oder ABB.
Nach dem ersten Pilotprojekt, der Errichtung einer Trocknungsanlage, und einer anschließenden Customizing-Phase nutzt Südzucker jetzt die Software erstmals für ein Greenfield-Projekt: die Planung und Umsetzung einer 2016 in Betrieb gehenden Stärke-Produktionsanlage im Umfeld eines existierenden Bioethanolwerks und einer Zuckerfabrik. 2014 begann Südzucker mit der Dokumentation zweier bestehender Werke und seit Mitte 2015 wird Engineering Base für die Dokumentation aller europäischen Werke eingeführt. Dabei sei es sehr hilfreich, dass ältere Grafiken und vorhandene Altdaten integrier- und nutzbar seien, sagt Jakob, der für die geplante europaweite Implementierung zuständig ist. Bei der Einführung setzt die Abteilung CED auf das Key User-Konzept, bei dem ein bereits geschulter Anwender die Interessen am Standort für das dortige Projektteam bündelt, sein Wissen weitergibt und als Kontaktperson fungiert für Kollegen, Administratoren und Projektleitung. Als nächste Projekte hat Josef Jakob Integrationen in Richtung 3D und Unternehmenssystem im Visier. Dafür sieht er die Offenheit von Engineering Base als gute Voraussetzung. Sein Fazit: „Mit der zentralen Datenhaltung wird unser Know-how endlich gesichert und übersichtlich zusammengefasst. Damit ist eines unserer wichtigsten Ziele erreicht!“
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