Durchgängige 3D-Integration

Daneben bietet die Anwendung auch eine 3D-Integration. Dazu hat der Software-Hersteller 2013 das Integrationswerkzeug Harness Integration Manager (HIM) erworben, das in Zusammenarbeit mit dem Engineering Center Steyr entwickelt wurde, einer Magna-Tochtergesellschaft. Zusätzlich holte das Unternehmen für die Anwenderbetreuung den Ingenieur-Dienstleister Intec Industrie-Technik GmbH & Co. KG als Partner mit ins Boot. Mithilfe der Anwendung erhält das CAD-System Catia V5 von Dassault Systèmes die elektrologischen Definitionen aus der Engineering-Lösung: Die 3D-Leitungsstrang-Daten, bestehend aus Topologie, Länge und Schutzmaterial, übergibt das Integrationswerkzeug wieder an das Bordnetzplanungstool. Dort findet das Routing der Einzeldrähte statt und es entstehen automatisiert 2D-Leitungsstrang-Ableitungen und Folgedokumentationen.

Automatisierung statt ‚wire-by-wire‘-Planung

Die Software-Unterstützung geht über die Erzeugung der fertigungsrelevanten Dokumente hinaus: Zunächst erhalten die Bordnetz-Hersteller mit der Kabelbaumliste (KBL) die 150-Prozent-Daten aller möglichen Komponenten eines Leitungsstrangs. Mit der Bestellung eines KSK erfährt der Fertiger dann die Teilenummern der zu verarbeitenden Module, mit denen das Engineering-System den passenden 100 Prozent-Strang berechnet. Gibt es noch Topologie-Variationen, zum Beispiel durch Rechts- oder Linkslenkung, wird das über eine gesonderte Modulnummer geregelt. Der größte Aufwand liegt bei der Definition dieser Module, denn jede Leitung muss vorab definierten Modulen zugeordnet werden. Auch die Pflege der Stücklisten stellt in der Praxis immer wieder eine Herausforderung dar. Einige Bordnetz-Hersteller organisieren für sich noch einmal die Leitungsstränge in bestimmte, den diversen Fertigungsstufen angepasste Module. Das bisherige Umarbeiten des 150-Prozent-Plans auf herstellerbezogene Fertigungsbaugruppen kann einige Mannwochen an Zeit kosten. Die Engineering-Software hilft hier unter anderem mit automatisierter Analyse der Modularisierung und daraus resultierender Generierung von Fertigungsmodulen.

Ebenfalls zur Fertigungsvorbereitung zählt die Planung der Produktionskapazitäten. Dabei unterstützt das Werkzeug die Planung der Fertigungsschritte auf Basis der Baugruppen sowie die Berechnung der benötigten Arbeitszeit. Die Ergebnisse sind sowohl zur Preisgestaltung nutzbar als auch für die Zuordnung des Auftrags zu dem Fertigungsstandort, dessen Auslastung die schnellstmögliche Auftragsabwicklung bietet. Die Funktionen der Engineeringanwendung sind darauf ausgelegt, den Kabelstrang-Konfektionären die immer noch vielerorts übliche ‚wire by wire‘-Fertigung des Bordnetzes zu ersparen. Das materialaufwendige Zusammenstecken des Bordnetzes am Formboard ohne Vorberechnungen soll entfallen sowie Zeitkalkulationen, die nur auf Erfahrungswerten basieren. Indem Daten in einem einzigen System vorgehalten werden und viele ansonsten einzelne Arbeitsschritte innerhalb der Lösung automatisiert ablaufen, können Fehler durch Handeingaben und langwieriges Zusammensuchen von Informationen aus vielen Einzel-Dateien vermieden werden. So lassen sich exakt passende Fertigungskonzepte sehr schnell generieren.