Beitrag drucken

Assistenzsysteme für die intelligente Instandhaltung industrieller Maschinen

Lemgoer Forscher vom Institut für industrielle Informationstechnik setzen für die intelligente Instandhaltung industrieller Maschinen auf anpassungsfähige Assistenzsysteme. Die Frage im Hintergrund: Wie können Unternehmen die Instandhaltung von industriellen, vernetzten Anlagen vereinfachen, um schnellstmöglich auf Störfälle zu reagieren, Stillstandszeiten zu minimieren oder Wartungsarbeiten zu reduzieren? Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Assistenzsystems, das Wartungsinformationen basierend auf maschinellen Lernalgorithmen selbstständig aus dezentral erfassten Maschinendaten generiert.

Unternehmen produzieren und exportieren oft weltweit ihre Maschinen und Anlagen, haben aber in den seltensten Fällen überall auch einen Wartungstechniker vor Ort. Mittels zukunftsweisender Technologien könnte die Instandhaltung der immer komplexer werdenden Anlagen über intelligente Assistenzsysteme erheblich erleichtert werden. Die Idee dahinter: Vernetzte Maschinen, Einsatz von intelligenten Assistenzsystemen und Verringerung der Schulungsarbeiten für Instandhalter. Wie dies in der Praxis funktionieren könnte, daran forschen derzeit Lemgoer Wissenschaftler am Institut für industrielle Informationstechnik (Init) gemeinsam mit Partnern aus der Industrie. Gefördert werden sie dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 600 000 Euro.

Instandhaltung vereinfachen

Wer kennt es nicht, die Waschmaschine funktioniert nicht und man findet den Ursprung des Fehlers nicht. Vor diesem Problem stehen nicht nur Privathaushalte, sondern beispielsweise auch industrielle Großwäschereien. Die Fehlerursache zu finden ist hier sogar noch schwerer, da oft verschiedene Maschinen, wie zum Beispiel Waschmaschinen, Trockengeräte und Mangeln in Form einer großen vernetzen Anlage aufgebaut sind. Wie können Unternehmen die Instandhaltung von industriellen, vernetzten Anlagen vereinfachen, um schnellstmöglich auf Störfälle zu reagieren, Stillstandszeiten zu minimieren oder Wartungsarbeiten zu reduzieren? Die Wissenschaftler am Init stellen sich gemeinsam mit den Industriepartnern Kannegiesser und ISI Automation im Forschungsprojekt 'Adima' genau dieser Fragestellung. Geht es nach den Lemgoer Forschern, sollen industrielle Anlagen zukünftig ihre Fehler selbst erkennen und den Monteuren geeignete Wartungs- und Fehlerbehebungsinformationen mittels mobiler Geräte, Datenbrillen oder Projektionen anzeigen. So kann ein Kunde gleichzeitig schneller auf mögliche Fehler reagieren, die Verfügbarkeit seiner Anlagen signifikant steigern und den Einsatz von Servicetechnikern zur Instandhaltung reduzieren.

Informationen generieren und visualisieren

Der Projektname Adima steht für 'Adaptives Assistenzsystem für die Instandhaltung intelligenter Maschinen und Anlagen'. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Assistenzsystems, das Wartungsinformationen basierend auf maschinellen Lernalgorithmen selbstständig aus dezentral erfassten Maschinendaten generiert und so visualisiert, dass Instandsetzungsarbeiten von lokal ansässigen Technikern auch ohne maschinenspezifisches Wissen schnell und erfolgreich durchgeführt werden können. Das Projekt wird durch drei Arbeitsgruppen des Inits interdisziplinär bearbeitet. "Wir möchten eine einfache Instandhaltung und gezielte Fehlerdiagnose von Anlagen mit multimodalen Mensch-Maschine-Schnittstellen realisieren, um weniger Stillstandzeiten und gleichzeitig mehr Arbeitskomfort durch intelligente Assistenzsysteme für den Monteur zu ermöglichen", erläutert Professor Carsten Röcker, Projektleiter und Vorstand am Init. Für die Lemgoer Wissenschaftler sind computergestützte Assistenzsysteme der Schlüssel, um die steigende Komplexität der Anlagen für Menschen handhabbar zu machen. Beschäftigte können so effizienter, sicherer und komfortabler arbeiten.

Demonstrator soll System auf Praxistauglichkeit testen

"Die Entwicklungen im Projekt sollen kontinuierlich auf deren Praxistauglichkeit getestet werden, daher wird im Laufe des Projektes ein Demonstrator des Assistenzsystems in Verbindung mit einer realen Anlage aufgebaut", erklärt Professor Oliver Niggemann, Vorstand am Init, das Vorgehen. "Dieser Demonstrator wird zukünftig in der Smart Factory OWL zu sehen sein, also in einer Fabrikumgebung, die die zukünftige Produktion im Kontext von Industrie 4.0 zeigt." Professor Jürgen Jasperneite, Institutsleitung des Init, ergänzt: "Das angestrebte Assistenzsystem beruht auf dem Internet der Dinge, mit dem wir die Daten aus sehr unterschiedlichen Quellen einer Maschine und dessen Umfeld in der notwendigen Qualität erfassen und für die anschließende Wissensgenerierung aufbereiten." Bei einer Reduktion der notwendigen Serviceeinsätze könnten sich die Anlagenhersteller im Instandhaltungsbereich auf das profitable Ersatzteilgeschäft konzentrieren, so Röcker. Die Lemgoer versprechen sich erste Einsätze bereits in 2019.

(Quelle:Institut für industrielle Informationstechnik/Bild:Centrum Industriel IT (CIIT))


Das könnte Sie auch interessieren:

Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wird der 11. Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und löst Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer nach fast elf Jahren ab.‣ weiterlesen

Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender bei DMG Mori, hat am Donnerstag sein Amt niedergelegt. Sein Vertrag wurde im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung einvernehmlich beendet. Alfred Geißler wurde vom Aufsichtsrat zum Nachfolger bestellt.‣ weiterlesen

Microsoft feiert 40. Geburtstag in Deutschland und eröffnet ein europäisches Experience Center in München. Es ist eines von vier Experience Centern weltweit.‣ weiterlesen

Expertinnen und Experten der Plattform Lernende Systeme beleuchten in einem neuen Whitepaper, wie es um die Entwicklung europäischer bzw. deutscher KI-Sprachmodelle bestellt ist.‣ weiterlesen

Cyber-physikalische Systeme (CPS), wie etwa Autos oder Produktionsanlagen, stecken voller elektronischer und mechanischer Komponenten, die von Software gesteuert werden. Jedoch ist es eine Herausforderung, die Systemarchitekturen solcher Systeme fortwährend konsistent zu halten. Neue Methoden dafür soll ein Sonderforschungsbereich (SFB) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeln.‣ weiterlesen

Mit der Akquisition der Pod Group hat G+D bereits 2021 sein Portfolio im IoT-Bereich erweitert. Durch den Erwerb von Mecomo geht das Unternehmen nun einen weiteren Schritt in Richtung IoT-Komplettanbieter im Transport- und Logistikbereich.‣ weiterlesen

Die Grimme-Gruppe produziert individuell konfigurierte Landmaschinen. Was für den Wettbewerb Vorteile bringt, ist allerdings mit großem Aufwand verbunden - so verwaltete Grimme Kundenanfragen lange über ein Excel-Tool. Mit dem Softwareanbieter Slashwhy zusammen wurde dies durch ein webbasiertes Anfragemanagement-Programm abgelöst.‣ weiterlesen

Die Software Moryx hilft der Fertigungssteuerung, Maschinen schnell auf einen neuen Kurs zu bringen oder sie für den nächsten Auftrag anzupassen. Mit seinen einheitlichen Bedienoberflächen und seiner niedrigen Einstiegshürde ist das Tool von Phoenix Contact insbesondere auf den Einsatz in Fertigungen mit der Losgröße 1 ausgerichtet.‣ weiterlesen