Angriffe gegen Industrie und Ingenieurswesen: ‚Operation Ghoul‘ auch in Deutschland

Der Anbieter von Lösungen für IT-Sicherheit Kaspersky Lab haben eine neue Cyber-Angriffswelle aufgedeckt. Ziel der Kriminellen ist es offenbar, sensible Daten aus Organisationen abzugreifen, um sie dann auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Kaspersky Lab hat eine neue Welle zielgerichteter Angriffe gegen Organisationen aus den Bereichen Industrie und Ingenieurswesen entdeckt. Die Kriminellen greifen mittels Spear-Phishing-E-Mails und Malware auf Basis eines käuflich verfügbaren Spyware-Kits an und haben es auf wertvolle Unternehmensdaten innerhalb der anvisierten Netzwerke abgesehen, die anschließend auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.

Hauptmotiv der ‚Operation Ghoul‘ ist finanzieller Profit. Die dahinter stehenden Angreifer haben vermutlich noch weitere Aktionen durchgeführt und sind immer noch aktiv. Bisher wurden über 130 Organisationen in 30 Ländern weltweit angegriffen – darunter Spanien, Pakistan, Vereinigte Emirate, Indien, Ägypten, Großbritannien, Deutschland und Saudi-Arabien.

Manager bekommen Post

Im Juni 2016 haben Mitarbeiter von Kaspersky Lab eine Reihe Spear-Phishing-E-Mails mit schädlichen Anhängen entdeckt. Diese E-Mails wurden in erster Linie an Manager in höheren und mittleren Positionen in zahlreichen Unternehmen verschickt. Die von den Angreifern versendeten E-Mails schienen von einer Bank aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu stammen. Sie sahen wie eine Zahlungsaufforderung der Bank mit einem angehängten SWIFT-Dokument aus, das in Wahrheit aber Malware enthielt.

Weitere Nachforschungen ergaben, dass die Spear-Phishing-Kampagne höchstwahrscheinlich von einer Gruppe Cyberkrimineller organisiert wurde, welche IT-Sicherheitsexperten seit März 2015 beobachten. Die Angriffe im Juni scheinen die neuesten Attacken der Gruppe zu sein.

Spyware aus dem Darknet

Die Malware in den E-Mail-Anhängen basiert auf der kommerziellen ‚Hawkeye‘-Spyware, die im Darknet verkauft wird und verschiedene Tools für die Angreifer enthält. Nach der Installation beziehungsweise Infektion werden relevante Daten vom Computer des Opfers gesammelt wie Tastenanschläge, Daten aus dem Zwischenspeicher, FTP-Server-Anmeldeinformationen, Kontodaten aus Browsern, Kontodaten von Messengern (Paltalk, Google talk, AIM et cetera), Kontodaten von E-Mail-Programmen (Outlook, Windows Live Mail et cetera) oder Informationen über installierte Anwendungen (Microsoft Office).

Diese Daten werden an die Command-and-Control-Server (C&C) der Hintermänner geschickt. Basierend auf den Informationen, die von einer ‚Sinkhole‘-Aktion dieser Server stammen, kommt der Großteil der Opfer aus den Bereichen Industrie und Ingenieurswesen. Weitere attackierte Organisationen finden sich in den Bereichen Transport, Pharmazie, Produktion, Handel und Bildung.

Hauptmotiv: Profit

„In der alten Folklore ist der Ghoul (dt. Ghul) ein böses Fabelwesen, das menschliches Fleisch frisst und Jagd auf Kinder macht. Ursprünglich war es ein Dämon aus Mesopotamien. Heutzutage wird dieser Begriff manchmal auch für habgierige oder materialistische Personen verwendet“, erklärt Mohammad Amin Hasbini, Sicherheitsexperte bei Kaspersky Lab.

„Dies ist eine ziemlich genaue Beschreibung der Gruppe hinter der Operation Ghoul. Denn ihr Hauptmotiv ist finanzieller Profit, der entweder durch den Verkauf von gestohlenem geistigen Eigentum und Business Intelligence entsteht, oder durch Angriffe auf Bankkonten. Anders als staatlich-finanzierte Akteure, die ihre Ziele sorgfältig auswählen, könnte jedes Unternehmen Opfer dieser Gruppe sein. Auch wenn sie ziemlich einfache bösartige Tools verwenden, sind ihre Attacken doch sehr effektiv. Unternehmen, die solche Attacken nicht erkennen, werden sehr darunter leiden.“

Einige Sicherheitstipps

Kaspersky Lab gibt folgende Sicherheitstipps:

– Mitarbeiterschulungen, um Spear-Phishing-Mails oder Phishing-Links von echten Mails und Links unterscheiden zu können

– IT-Sicherheitslösungen für Unternehmen sollten mit Speziallösungen kombiniert werden. So werden Angriffe durch Analyse von Netzwerkanomalien erkannt

– Das IT-Sicherheitspersonal sollte Zugang zu den neuesten Informationen über Cyberbedrohungen – zum Beispiel über Threat Data Feeds – erhalten, um gezielte Angriffe vorzubeugen und entdecken zu können. Hierzu gehören Kompromittierungsindikatoren oder YARA-Regeln.

(Quelle:Kaspersky Lab)