Mit der Vernetzung der verschiedenen Stationen in der Wertschöpfungskette können sich neue Geschäftsmodelle ergeben. Dabei verspricht vor allem die vertikale Integration bis in die Geschäftssysteme umfassenden Nutzen. Bild: Bosch Pressebildarchiv

Werksnahe Cloud

Mit Vorfiltrierung und Aufbereitung der Daten lässt sich sicherstellen, dass nur relevante Daten und Informationen in die Cloud weitergeleitet werden. Dies kann Information in Form eines einfachen Events sein, das auf Basis der Sensordaten an der Maschine generiert wurde oder eine Sammlung von Daten, die erst in der Cloud zu Informationen ausgewertet wird. Welche Aktionen in der Cloud auf Basis eines Events oder beim Eintreffen neuer Daten angestoßen werden, muss in der Cloud definiert sein. Die Menge der Daten, die in die Cloud gelangt, sollte so groß wie nötig aber so klein wie möglich gehalten werden, um eine Skalierung des Gesamtsystems zu ermöglichen. Ein Effekt der Datenverarbeitung in der Cloud: Mitarbeiter können durch die Anbindung der Business-IT, wie Customer Relationship Management-, Enterprise Resource Planning- oder Logistik-Systeme, Geschäftsprozesse direkt vor Ort an der Maschine anstoßen. Um Mitarbeitern weltweiten Zugriff auf die Informationen und Anwendungen in der IT-infrastruktur zu ermöglichen, sollte die Benutzeroberfläche standortunabhängig zugänglich sein. Zur Absicherung vor unberechtigtem Zugriff lässt sich ein Cloud-Netzwerk beispielsweise auf die Fabrik- oder Unternehmensgrenzen beschränken.

Analyse in der Produktion

Drei Beispiele illustrieren das Anwendungsspektrum, das durch Datenanalysen innerhalb eines Cloud-Infrastruktur möglich wird: Beim adaptiven Testverfahren kann durch die Auswertung von Daten des Produktionsprozesses festgestellt werden, wie der Umfang der Schlussprüfung ausfallen sollte. Die einzelnen Testschritte können je nach Qualität des Produktionsprozesses dynamisch zusammengestellt und somit der Umfang des Testprogramms minimal ausgelegt werden. Im Bereich der Energienutzung kann durch die Analyse von Produktionsdaten Geld gespart werden. So werden stillstehende Anlagen bei Bedarf automatisch in den Stand-by-Modus gesetzt. Maschinenhersteller können beispielsweise durch die Auswertung von Felddaten Erkenntnisse über den Energieverbrauch von Maschinen gewinnen. Mit diesem Wissen lässt sich im Anschluss auf Wunsch in der Entwicklung der Maschinen deren Energieverbrauch langfristig senken. Das dritte Beispiel ist die vorausschauenden Instandhaltung, die Stillstände durch eine frühzeitige Erkennung von Maschinenstörungen vermeiden hilft.

Das geschieht, indem Maschinenzustände erfasst und automatisch auf Muster überprüft werden, die auf eine zukünftig eintretende Störung hinweisen. So können Ausfälle bereits im Vorfeld erkannt und korrigierende Maßnahmen geplant und eingeleitet werden. Besonders am Beispiel der vorausschauenden Instandhaltung wird deutlich, dass Industrie 4.0-Anwendungen ihr Potenzial erst dann ausschöpfen, wenn sie mittels Schnittstellen in die Business-IT des Unternehmens integriert sind. Denn mit der Integration können auch die administrativen Möglichkeiten der Werkzeuge genutzt werden, wie die automatisierte Beauftragung eines Service-Technikers oder die Bestellung von Ersatzteilen über entsprechenden Systeme.

Neue Geschäftsmodelle

Langfristig bieten sich Cloud-Technologien dafür an, klassische Wertschöpfungsketten schrittweise zu Wertschöpfungsnetzwerken auszubauen. Partner, Lieferanten sowie Endkunden können direkt in die Prozesse eingebunden werden. Durch die engere Vernetzung der einzelnen Teilnehmer entstehen Möglichkeiten für innovative Anwendungen und Geschäftsmodelle. Durch technische Fähigkeiten, wie der Fernzugriff auf Maschinen und die Analyse von Maschinendaten, können etwa Maschinenhersteller ihren Kunden neue Dienstleistungen anbieten und ihr Service-Portfolio gewinnbringend erweitern.