Jede Zeile der Kanbantafel zeigt in einem Regelkreis, welches Material in wie vielen Kanbans zwischen Quelle und Verbraucher zirkuliert. Farblich ist gekennzeichnet, in welchem Status sich der Kanban aktuell befindet. Bild: SAP

Vorteile der RFID-Technologie

Werden Kanbans mit RFID-Tags ausgestattet, die durch entsprechende Lesegeräte identifiziert werden, kann der wirtschaftliche Nutzen von Kanban noch erweitert werden. Denn egal ob die Funketiketten mobil, fest oder per RFID-Gate eingesetzt werden, RFID bietet gegenüber der Barcodetechnik mehrere Vorteile.

  1. Es ist kein Sichtkontakt zum Lesegerät nötig, die Erfassung kann robuster und unempfindlicher gegenüber Verschmutzung erfolgen.
  2. Lesegeräte können so konzipiert werden, dass etwa am Umpacktisch kein zusätzlicher manueller Aufwand für den Mitarbeiter entsteht.
  3. Der Produktionsmitarbeiter kann sich auf wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren und muss keine Eingaben am IT-System leisten.

Der Prozess kann so gestaltet werden, dass das RFID-Lesen beim Füllen oder Leeren des Kanbans erfolgt. So werden Bestand und Bestandsinformation zeitnah synchron gehalten. Verbesserte RFID-Tags – etwa EPC gen2 – und Lesegeräte im UHF-Bereich gestatten vielerorts die Pulk-Erfassung von Tags, was die Barcodetechnik prinzipiell nicht leistet. Als Bindeglied zwischen RFID-Hardware, Infrastruktur und ERP-System fungiert die Software ‚SAP Auto ID Infrastructure‘ (AII). Sie ist verantwortlich für die Zuordnung der Kanbankarte und der ID auf dem RFID-Tag, etwa über einen standardisierten Elektronischen Produktcode (EPC) oder einen ’sprechenden Schlüssel‘, der die Kanban-ID aus dem ERP-System enthält. Die AII ‚weiß‘, welcher Statuswechsel (voll, leer) durchzuführen ist, wenn ein bestimmtes Lesegerät die Kanbankarte eines bestimmten Regelkreises erkennt. So kann die gleiche RFID-Hardware sowohl für das Anstoßen als auch für die Quittierung des Nachschubs genutzt werden.

Gerätemanagement planen

Die RFID-Hardware selbst wird in der Praxis üblicherweise durch ein Gerätemanagementsystem verwaltet. SAP AII bietet mehrere standardisierte Schnittstellen, für die sich Hersteller von Gerätemanagementsystemen zertifizieren können. Das Produkt Crosstalk der Firma Nofilis aus München hat dabei die weiteste Verbreitung. Viele Gerätemanagementsysteme kommunizieren direkt mit dem ERP-System, sodass die Verwendung des AII-Moduls nicht zwingend nötig ist.

AII bietet allerdings den Vorteil, dass elektrotechnische und betriebswirtschaftliche Lösung getrennt arbeiten, der Aufwand bei einem Wechsel der Technologie beschränkt sich damit auf die hardwarenahe Schicht, Prozesse wie Behälterverfolgung oder Lieferabwicklung sind vorkonfiguriert. Als Endgeräte stehen zahlreiche praxiserprobte Lösungen bereit, die sich auch für den großflächigen Einsatz von RFID-gestütztem Kanban eignen. Das Angebot reicht von der elektronischen Kanbantafel zur Erfassung des Kartenstatus über Lesegeräte an der Linie bis zum RFID-Gate zum Scannen kompletter Transportfahrzeuge.

Aufwand je nach Anlass

Integrierte RFID-Lösungen können den Erfassungsaufwand gegenüber herkömmlichem Kanban um bis zu 80 Prozent reduzieren. Das gestattet Unternehmen den großflächigen Einsatz des Verfahrens, von dem letztendlich die Bestandstransparenz in der gesamten Produktion profitiert. Das Wissen um die Bestände ist wiederum Voraussetzung für kleinere Sicherheitsbestände und niedrigere Losgrößen – was die Wiederbeschaffungszeit und damit die Gesamtdurchlaufzeit eines Produktes senkt. Ein SAP-Kunde setzt die dargestellte Lösung konzernweit in mehreren Werken ein und bucht aktuell monatlich mehr als eine Million Buchungen bei einer dreistelligen Anzahl von Lesepunkten. Aktuell werden in dem von Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projekt RAN RFID-basierte Automotive Network-Standards und -Projekte implementiert, die den Einsatz von RFID unternehmensübergreifend erleichtern. Auch hierdurch kann in den nächsten Jahren mit weiteren Innovationen gerechnet werden.







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