Planen und steuern in der Einzelfertigung

Zeitdruck als Erfolgsfaktor

Schon die Verzögerung eines einzigen Arbeitsganges kann den Liefertermin verzögern. Adaptive Planung reduziert dieses Risiko deutlich. (Bild: PSI Automotive & Industry GmbH)
Schon die Verzögerung eines einzigen Arbeitsganges kann den Liefertermin verzögern. Adaptive Planung reduziert dieses Risiko deutlich. (Bild: PSI Automotive & Industry GmbH)
 (Bild: PSI Automotive & Industry GmbH)
(Bild: PSI Automotive & Industry GmbH)

Der kritische Pfad im Fokus

Hier können die adaptiven Erweiterungsmodule der ERP-Software glänzen. Sie simulieren kontinuierlich die künftige Auslastung, um automatisch und schnell auf veränderte Produktionsbedingungen reagieren zu können. Dafür gleichen sie diese kontinuierlich mit den Zielvorgaben des ERP-Systems ab und passen sie dynamisch an. Als Königsdisziplin der adaptiven Anpassung gilt der dynamische Produktionsabgleich. Er regelt und synchronisiert unter Sicherstellung der Materialdeckung alle Produktionsprozesse mit dem Ziel, vorgegebene Liefertermine auch bei Störungen in der Lieferkette einzuhalten. Diese Simulationsoption nutzt Lödige schon, bevor ein Auftrag fertig angelegt ist. Direkt nach Eingang einer Kundenbestellung legt das System Platzhalter für den eigentlichen Auftrag, sogenannte Typenvertreter an – mit einer angestrebten Deckungsgenauigkeit von 75 Prozent. Anhand dieser Vergleichsaufträge simuliert das Modul die zu erwartenden Kapazitätsbedarfe und informiert etwa über erforderliche Zukaufteile mit besonders langer Wiederbeschaffungszeit. Die Bestellungen können dann im ERP-Kern spezifiziert und ausgelöst werden. „Den richtigen Typenvertreter, also den passenden Vergleichsauftrag auszuwählen, ist die bleibende Herausforderung für die Arbeitsvorbereitung. Denn sie muss genau den Auftrag aus der Historie als Platzhalter bestimmen, der hinsichtlich der technischen Paramater, aus denen sich unter anderem die Stücklisten und Arbeitsplanstrukturen ergeben, den höchst möglichen Deckungsgrad erreicht“, schildert Grimme. Das System errechnet die Bedarfstermine für die Kaufteile auf Basis der Fertigungsstücklisten, der für den Artikel gepflegten Wiederbeschaffungszeit sowie auf Basis des vorgegebenen Fertigstellungstermins für den Auftrag und übergibt die dem Einkauf als Zielvorgabe. Zum Tragen kommt hier als weitere Funktion die Materialpflicht. Sie soll Materialengpässe in der Fertigung vermeiden helfen. Im Fokus steht auch hier der kritische Pfad. „Sämtliche Handlungsschritte sind darauf ausgerichtet, die vorgegebenen Termine einzuhalten. Erkennt das System zum Beispiel Kaufteile, die einen Verzug verursachen könnten, erhält der Einkauf das Signal, diese als erste zu bearbeiten“, erklärt Grimme. Ähnlich wie bei den Typenvertretern steht und fällt die Präzision dieser Berechnungen mit der Qualität der Daten bei der Artikelanlage im System – in diesem Fall mit dem Hinterlegen möglichst realistischer Wiederbeschaffungszeiten. PSIpenta Adaptive versetzt Lödige in die Lage, auf die verschiedenen, fast täglich ändernden Einflussfaktoren zu reagieren. Das betrifft zum Beispiel schwankende Auftragsstände, Lieferengpässe von Zulieferern, aber eben auch interne Faktoren wie verspätet fertiggestellte Baugruppen. Das System führt daher jede Nacht alle relevanten Informationen aus der Produktion zusammen und errechnet automatisch neue Termine sowie einen neuen Fertigungsplan. Michael Grimme: „Das System versieht die Fertigungsaufträge – als Teilfabrikate, Baugruppen und so weiter – immer wieder mit neuen Bearbeitungs- oder Fertigstellungsterminen, die für die Einhaltung des Plans erforderlich sind. Bei einem kritischen Verzug versieht es die betreffenden Aufträge mit Prioritätskennziffern.“

85 Prozent Liefertermintreue

Der Nutzen des ERP-Systems zeigt sich in verschiedenen betriebswirtschaftlichen Zahlen, allen voran in der Liefertermintreue: Lag Lödige vor Einführung von PSIpenta Adaptive noch bei etwa 60 Prozent, bewegt sich das Unternehmen heute bei über 85 Prozent Liefertermintreue. Dazu trägt eine Reduzierung von Ad-hoc-Beschaffungen von früher 30 pro Woche auf heute maximal zehn im Monat bei. Auch die Produktivität konnte so um fast zehn Prozent gesteigert werden und liegt inzwischen bei über 83 Prozent. Dazu tragen wiederum die niedrigeren Lager- und Umlaufbestände, die bessere Ordnung sowie deutlich reduzierte Such- und Liegezeiten bei. 2019 konnte das Unternehmen zudem die Umsätze um 20 Prozent steigern. „Der Erfolg steht und fällt damit, dass wir schon sehr früh Prognosen über die Auslastung der beteiligten Abteilungen machen können. Denn hierdurch steht uns einfach mehr Zeit zur Verfügung, um zusätzliche Kapazitäten aufzubauen oder geeignete Zulieferer auszuwählen“, erläutert Grimme. Wesentlich ist darüber hinaus der Fokus auf die Bearbeitung des kritischen Pfads, auf den sich alle Abteilungen konzentrieren können. Auch dass die Mitarbeiter fast nur in der Oberfläche des ERP-Systems arbeiten und nicht zwischen Anwendungen wechseln müssen, trägt zur Effizienz der Arbeitsprozesse bei. So verwundert es kaum, dass die Mitarbeiter dem ERP-System in einer Zufriedenheitsumfrage 2019 Bestnoten geben. „Zwar werden andererseits Unzufriedenheiten und Probleme gerne auch auf das ERP geschoben. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber in aller Regel, dass die Probleme vielmehr im Prozess liegen. Diese Analyse gibt uns die Möglichkeit, unsere Abläufe kontinuierlich zu optimieren. Das ist natürlich deutlich nachhaltiger“, ergänzt Grimme. Aktuell arbeitet Lödige an einer weiteren Optimierung der adaptiven ERP-Erweiterungsmodule. Dabei sollen die Stammdaten bereinigt und ihre Qualität verbessert werden. Denn die Leistungsfähigkeit jedes ERP-Systems hängt in hohem Maße von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab.

Zahlen statt Bauchgefühl

Lödige ist mit dem ERP-System PSIpenta Adaptive gut gerüstet, um auch künftig auf sich mitunter schnell ändernde Fertigungs- und Marktbedingungen reagieren zu können. Mit seiner Branchenfunktionalität und den adaptiven Modulen kann das Unternehmen vorausschauend planen. Statt auf Basis des berühmten Bauchgefühls fällt das Unternehmen Entscheidungen auf der Grundlage seiner IT-Lösungen. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern spiegelt sich in den betriebswirtschaftlichen Zahlen wider.







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