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CAD- und ERP-Systeme integriert

Tempo und Transparenz in Konstruktion und Fertigung

Seit die vierte industrielle Revolution ausgerufen wird, steigen die Anforderungen der Kunden an ihre Lieferanten stetig. Fertigungsbetriebe sollen sowohl die Losgröße 1 als auch Massenproduktion gleichermaßen abbilden können. Die heute deutlich agileren Herstellungsprozesse bringen die Abteilungen der Produktplanung und -konstruktion sowie die Produktion näher zusammen. Dabei sorgt die Anbindung eines CAD-Programms an das ERP-System für Transparenz und Tempo.

Bild: ©red1507/stock.adobe.com

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Um Produkte kostengünstig und effizient entwickeln zu können, benötigen Konstrukteure nicht nur technische Informationen, sondern auch kaufmännische, wie Preise und Lagerbestände sowie Verfügbarkeiten von Rohmaterialien und Komponenten. Die meisten dieser Daten sind jedoch nicht im CAD-Programm gespeichert, sondern über die ERP-Software abrufbar. Werden diese Systeme als sogenannte Insellösungen betrieben, müssen Anwender häufig zwischen beiden Systemen hin- und herwechseln – etwa, wenn sie Updates zu Stücklisten oder zur Verfügbarkeit von Werkzeugen oder Maschinen benötigen. Abhilfe schafft die Anbindung der CAD-Software per Schnittstelle an das ERP-System. Durch die Integration beider Lösungen lassen sich Daten in beide Richtungen austauschen.

Zusammenarbeit spart Zeit

Durch diesen Austausch wird der Status eines Produkts über seinen kompletten Lebenszyklus hinweg abgebildet – von der Anfrage des Kunden über die Konstruktion und den Einkauf bis hin zum Verkauf des fertigen Produkts. Die für die betriebliche Disponierung und den Fertigungsprozess benötigte Effizienz und Transparenz über alle Abläufe beginnt somit bereits in der Planungsphase. Denn die Konstruktionsabteilung kann schon während des Design-Prozesses prüfen, welche der benötigten Teile und Materialien auf Lager sind, welche bestellt werden müssen und was sie kosten. Speziell beim Bau von Prototypen oder der Berücksichtigung von Sonderanforderungen stellt dies eine elementare Verbesserung dar. Zudem erspart es viele Rückfragen und erleichtert Projektteams aus Konstrukteuren und technischem Vertrieb den Design-Review.

Automatisierte Prozesse

Durch die automatisierte Übertragung der Konstruktionsdaten an das ERP-System sowie ihre Verknüpfung mit kaufmännisch-logistischen Informationen können Unternehmen, die über eine digitale Produktionsplanung und -steuerung verfügen, im Vergleich meist wesentlich schneller auf Fertigungsaufträge oder Lieferantenanfragen reagieren. Mitarbeitern in der Produktion wird es damit möglich, auf Basis von ressourcenbezogenen Echtzeitdaten, wie der zur Verfügung stehenden Manpower oder Maschinenkapazitäten, relativ genau vorherzusagen, wann das jeweilige Produkt fertiggestellt wird. Darüber hinaus müssen Produktionsmitarbeiter nicht mehr auf das Ende des Konstruktionsprozesses warten, sondern können früh mit der Fertigung der Baugruppen beginnen, wenn CAD-Daten live in das ERP-System eingespeist werden. Dies führt zu einem schrittweisen Produktionsprozess mit hoher Effizienz und Zeitersparnis. Die einzelnen Komponenten entstehen dabei nach und nach und werden erst am Ende des Herstellungsprozesses zum fertigen Produkt zusammengefügt.

ERP-System als Kommunikationstool

Als Voraussetzung für die Anbindung des CAD-Programms muss das ERP-System über standardisierte Schnittstellen verfügen. Damit lassen sich unterschiedliche Anwendungen von der Finanzbuchhaltung über die Warenwirtschaft bis hin zum CRM-System integrieren und so Abläufe und Ressourcen durchgängig steuern – über Abteilungen und Bereiche hinweg. Vor allem Unternehmen, die Teil einer komplexen Lieferkette sind, benötigen eine sehr genaue Disposition der jeweils benötigten Formen, Werkzeuge und Maschinen. Der Aufwand dafür ist umso größer, je kleinteiliger sich der Produktionsprozess gestaltet – bis hin zur Einzelfertigung. Ein Automobilhersteller beispielsweise bezieht bei der Produktion einer Rückleuchte zahlreiche Bauteile von einem oder mehreren Partnern, die dafür wiederum diverse Ausgangskomponenten bei ihren Lieferanten einkaufen. Wenn diese einzelnen Abläufe in ein ERP-System integriert sind, lässt sich der Gesamtprozess flexibel steuern. Standardisierte Schnittstellen sind aber nicht nur die Voraussetzung für eine systemübergreifende Prozesssteuerung. Bei komplexeren Lieferketten lassen sich darüber auch beteiligte Parteien und Hersteller integrieren. Dort dient das ERP-System als unternehmensübergreifendes Kommunikationstool, über das die Betriebe in der Lieferkette Prozesse koordinieren können.

Erfolgreiche ERP-Einführungen

Die ERP-Einführung bleibt komplex. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Datenmigration. Viele ERP-relevante Daten liegen zwar bereits vor – allerdings meist in sehr heterogenen Formaten wie Excel-Listen oder in anderen Programmen. Der Aufbau einer einheitlichen ERP-Datenbasis stellt erfahrungsgemäß die größte Herausforderung und zugleich den wichtigsten Erfolgsfaktor einer ERP-Einführung dar. Dabei übernehmen Integrationspartner oder der Hersteller des ERP-Systems auf Wunsch die komplette Implementierung bis zur Inbetriebnahme des Systems. Ein enger Kontakt der Projektteilnehmer stellt dabei sicher, dass ein Wissenstransfer in Gang kommt. Ebenfalls wichtig sind Schulungen, um die künftigen Anwender bestmöglich auf den Live-Start vorzubereiten. Das gilt auch für den Fall, dass Fragen oder gar Irritationen in der Belegschaft aufkommen, weil gewohnte Abläufe und Zuständigkeiten zur Disposition stehen. Hier kommt es darauf an, die bevorstehenden Veränderungen im Zuge der ERP-Einführung im gesamten Unternehmen rechtzeitig zu kommunizieren.


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