Studie untersucht 120 ERP-Systeme

Mehr ERP aus der Cloud

Der Umsatz mit ERP-Software hat sich in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Während der hiesige Umsatz laut Statista 2016 noch bei rund 1,71Mrd.€ lag, wurde 2019 ein Umsatz von rund 1,88Mrd.€ erzielt. Bis 2021 soll der Umsatz mit ERP-Lösungen bereits 1,99Mrd.€ betragen. Doch die Corona-Pandemie hat auch die Business Software Branche, allen voran die ERP-Anbieter getroffen. Dabei können ERP-Systeme ein Treiber der Modernisierung sein.

(Bild: ©tadamichi/stock.adobe.com)
(Bild: ©tadamichi/stock.adobe.com)

Die Corona-Krise hat viele Unternehmen kalt erwischt und ihnen vor Augen geführt, wo es in Sachen Digitalisierung, IT-Sicherheit und Collaboration mangelt. Wer bereits seine ERP-Software und andere Operativsysteme über die Cloud bezog, hatte allerdings weniger Einschränkungen in seinem gewohnten Arbeitsumfeld zu befürchten, so die Autoren der ERP-Studie 2020, die von der Unternehmensberatung Softselect veröffentlicht wurde. Darin hat das Beratungshaus mehr als 100 ERP-Lösungen untersucht. „Zu beobachten ist, dass die hierzulande in den letzten Jahren immer noch latent spürbare Skepsis gegenüber Cloud-Lösungen und Daten außerhalb der Unternehmensgrenzen seither spürbar rückläufig ist. Tatsächlich ist bei Softwareauswahlprojekten eine deutliche Zunahme der Cloud-Fähigkeit als Kernanforderung zu verzeichnen“, so SoftSelect Geschäftsführer Michael Gottwald. Die Notwendigkeit, Kosten zu senken, zwinge viele Unternehmen dazu, die vorhandenen IT-Infrastrukturen auf den Prüfstand zu stellen. Auch seien Unternehmen eher dazu bereit, Prozesse zu verändern und Kompromisse einzugehen.

Vielfältiges Angebot

Das Angebot an ERP-Lösungen ist durch neue Cloud-, Mobil- und Branchenlösungen vielfältiger als je zuvor, auch die Frage nach der optimalen Technologie und das individuell passende Bereitstellungsmodell beschäftigt heute Anwenderunternehmen, die vor Investitionsentscheidungen stehen. 89 Prozent der in der Softselect-Studie untersuchten ERP-Systeme werden klassisch als Inhouse-Variante angeboten, während 76 Prozent der Lösungsangebote über die Cloud als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt werden – 11 Prozent mehr als in der Vergleichsstudie 2018. SaaS gilt als Nachfolger des Application Service Providing (ASP) und gehört somit zu den On-Demand-Verkaufsmodellen. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass beim ASP eine Lösung für einen Anwender extern gehostet und bereitgestellt wird, während beim SaaS eine Plattform vielen unterschiedlichen Anwendungsunter­nehmen zur Verfügung gestellt wird, was den Serviceaufwand und Kosten, aber auch die Individualisierbarkeit reduziert. Abgerechnet wird dabei nur die tatsächliche Nutzung und die Lösung ist leichter skalierbar. Zu den Nachteilen zählen jedoch die Abhängigkeit vom Anbieter, etwaige Infrastrukturprobleme (langsame ­Internetverbindung) oder auch Sicherheitsbedenken. Wie aus der Studie je­doch hervorgeht, wächst bei IT-Verantwortlichen die Akzeptanz von SaaS-Lösungen. 2016 zeigten sich im Softselect-Report nur 7 Prozent aufgeschlossen, in der ak­tuellen Studie ist dieser Wert auf 34 Prozent gestiegen — die Voraussetzung dafür ist laut Studie jedoch eine Datenverarbeitung innerhalb der EU. Viele der untersuchten Lösungen sind zudem auf spezifische Branchensegmente wie Industrie (71 Prozent), Handel (65 Prozent) oder Dienstleistungen (63 Prozent) fokussiert. Im industriellen Anwendungsumfeld werden zudem eine Vielzahl von Fertigungsarten unterstützt – von der Einzelfertigung, Kleinserienfertigung, und Variantenfertigung über die Losgrößenfertigung und Serienfertigung bis zur Fließfertigung, Prozessfertigung und Kanban-Fertigung. 62 Prozent der ERP-Systeme sind laut Anbieterangaben branchenunabhängig einsetzbar.

Die Integration von IoT-Devices, IoT-Daten oder IoT-Workflows in das ERP wird bislang von gut einem Drittel der Lösungen ermöglicht. (Bild: SoftSelect GmbH)
Die Integration von IoT-Devices, IoT-Daten oder IoT-Workflows in das ERP wird bislang von gut einem Drittel der Lösungen ermöglicht. (Bild: SoftSelect GmbH)

Von CRM bis PPS

Zu den gängigsten Kernbereichen, die von den untersuchten ERP-Systemen abgedeckt werden, gehören u.a. die Waren- und Materialwirtschaft (98 Prozent), CRM (92 Prozent), DMS (88 Prozent) und Business Intelligence (82 Prozent). Während Personalverwaltung (66 Prozent), Personalabrechnung (55 Prozent) oder das Advanced Planning & Scheduling (54 Prozent) zur Optimierung der Ressourcenplanung noch von mehr als der Hälfte der Lösungen abgebildet werden, werden Entwicklung/Konstruktion (34 Prozent), MES-Lösungen (29 Prozent) und das Computer Integrated Manufacturing (CIM, 24 Prozent) nur von wenigen Systemen unterstützt.