Lieferketten durch Großbritannien

Vorbereitet auf No Deal, Soft Brexit und Exit from Brexit

Der EU-Austritt Großbritanniens und vor allem dessen Unwägbarkeiten stellen Unternehmen vor Herausforderungen. Mit intelligenter Software können Unternehmen die Folgen dieser Unwägbarkeiten mindern. Die unterschiedlichen Szenarien lassen sich so bereits im Vorfeld durchspielen.

 (Bild: Rudolph Logistik Gruppe GmbH & Co. KG)
(Bild: Rudolph Logistik Gruppe GmbH & Co. KG)

Die Unklarheiten rund um den Brexit halten Europa in Atem und vielen Unternehmen – insbesondere aus Produktion und Logistik – fehlt dadurch die Planungssicherheit für ihre logistischen Netze. Luft-, Schienen-, Auto- und Schiffsverkehr stehen vor unbekannten Herausforderungen. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland, so das Ergebnis einer Frühjahrsumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), sind auf die Folgen des britischen EU-Austritts nicht oder nur wenig vorbereitet. Mit Alternativplänen, das zeigen beispielswesie die gestiegenen Lkw-Transporte ins Vereinigte Königreich, haben Unternehmen zunächst ihre Lager auf der Insel gefüllt, um den Produktionsbedarf vorerst zu sichern. Doch das wird schon mittelfristig kaum reichen. Der Wegfall eines freien Warenverkehrs könnte sich negativ auf die Abfertigungszeiten an den Grenzen auswirken und zu Verzögerungen, Engpässen und Kostensteigerungen für die Unternehmen führen. Schätzungen zufolge werden allein in Großbritannien bis zu 5.000 zusätzliche Kräfte benötigt, um die Transporte zwischen UK und dem EU-Festland sowie Irland abzufertigen. So passieren täglich bis zu 17.000 Lkw die Grenze zwische Calais und Dover. Bei einem zusätzlichen Kontrollaufwand von fünf Minuten pro Lkw, zöge das die Abfertigung um mehr als 1.400 Stunden hinaus. Um das tagesaktuell abzuarbeiten, bedürfte es 60 zusätzliche Abfertigungsstellen, die rund um die Uhr arbeiten müssten.

Unabhängig wie Großbritannien die EU verlässt: Mit SCM-Anwendungen lassen sich die anfallenden Veränderungen bezüglich eigener Lieferketten im Regelfall harmonischer realisieren. (Bild: PSI Logistics GmbH)
Unabhängig wie Großbritannien die EU verlässt: Mit SCM-Anwendungen lassen sich die anfallenden Veränderungen bezüglich eigener Lieferketten im Regelfall harmonischer realisieren. (Bild: PSI Logistics GmbH)

Im Vorfeld analysieren

„Ungeachtet aller Unklarheiten lassen sich insbesondere mit Blick auf die eigene Supply Chain die möglichen Brexit-Szenarien im Vorfeld analysieren, evaluieren – und, von der Mengensteuerung und Verkehrsführung bis hin zum Ressourcenmanagement, probate Strategien und Modelle für das Supply Chain Management und optimale Prozesse auflegen“, sagt Dr. Giovanni Prestifilippo, Geschäftsführer bei PSI Logistics. Der Geschäftsführer führt mit ‚Hard Brexit‘, ‚Soft Deal‘ und ‚Exit vom Brexit‘ drei mögliche Optionen auf, für die sich unterschiedliche Szenarien skizzieren ließen. Bei einem No Deal sei damit zu rechnen, dass erschwerte Transportabwicklung zu steigenden Transfer- und Wiederbeschaffungszeiten für die Supply Chain führten. Bestehenden Lieferketten könnten beibehalten werden, aber erschwerte Abfertigungs- und Zollbedingungen würden die Materialbeschaffung verzögern, die Produktionsversorgung einschränken und die neuen Zölle die Fertigprodukte verteuern. Um diesem Szenario zu begegnen, rät Prestifilippo einerseits zur Einbindung einer zusätzlichen Transportstufe und den Aufbau eines (extern) betriebenen Lagers im Vereinigten Königreich auf. Andererseits könnte der Aufbau eines neuen, eigenen Produktionsstandortes bzw. die Übernahme oder die Kooperation mit dem Produktionswerk eines ansässigen Herstellers die Versorgungskette auf der Insel durch lokale Beschaffung von Vorprodukten (Build to Order) und eine Just-in-Time-Belieferung der Endmontage sichern. „Für beide Szenarien müssten Standortanalysen erfolgen und multimodale Netze gestaltet werden“, sagt Prestifilippo.