Kostenkontrolle im Cloud Computing

Cloudausgaben zuordnen und optimieren

Waren Cloudkosten verschwendet oder sinnvoll? Wer Ausgaben keinen Verursachern zuordnet, kann dies kaum hinlänglich beantworten. Erst die interne Verrechnung legt die Ursachen für die Ausgaben offen – und somit das Potenzial für Optimierungen.

 (Bild: ©I Believe I Can Fly/shutterstock.com)
(Bild: ©I Believe I Can Fly/shutterstock.com)

In Unternehmen weiß oft niemand so recht, welche Cloudkosten im Detail gerechtfertigt sind, wer dafür verantwortlich ist und inwieweit mit den Ausgaben auch Wertschöpfung erzielt wird. Der erste Schritt dahin ist: Sehen und verstehen, wer genau welche Kosten verursacht. Ein noch größerer Hebel entsteht, wenn die Kosten den Verursachern auch in Rechnung gestellt werden, etwa über unternehmensinterne Verrechnung. Die zentralen Fragen im Cloudkostenmanagement sind daher:

  • • Wer verantwortet Kosten und an wen werden sie verrechnet?
  • • Lassen sich Kosten zuordnen?
  • • Wie können Cloud-Commitments auf Cloud-Accounts verteilt werden?
  • • Ist die monatliche Betrachtung der Kosten detailliert genug?
  • • Wie lassen sich Kosten von Shared- und Container-Umgebungen verteilen?
  • • Wie werden Data-Transfer-Kosten gerecht verteilt?
  • • Wie werden Lizenzkosten gehandhabt?
  • • Wie werden SaaS-Applikationen aufgeteilt?

Wer diese Fragen beantwortet, kann Cloudkosten langfristig wertorientiert steuern.

Verursacher und Kosten

So können etwa Tags und Labels genutzt werden, um Cloudressourcen zuzuordnen. Daher sollte jede Cloudressource die Information besitzen, welches Team verantwortlich ist und zu welcher Applikation diese gehört. Genauso können Cloud-Accounts, Ressource-Gruppen oder Container-Ressourcen mit Tags oder Labels versehen werden. Neben einer guten Tagging-Strategie sind Tag-Compliance-Regeln wichtig, wodurch überprüft werden kann, wenn noch Tags fehlen. Retro-aktives Tagging hilft, dass Reports automatisch aktuell sind, falls Tags später hinzugefügt werden.

Mindestabnahme nutzen

Über Cloud-Commitments (Reserved Instances, Savings Plans, Committed Use Discounts) lassen sich Kosten sparen. Diese Commitments werden meistens zentral beschafft und in unterschiedlichen Cloud-Accounts angewendet. In welchen Accounts und auf welche Cloudressourcen sie angewendet werden, bestimmen die Cloud-Provider im Hinblick darauf, wo das größte Einsparungspotential existiert. Das ist zwar gut, aber nicht verursachergerecht und auch nicht genau nachvollziehbar. Die Lösung: Man erfasst die ‚On-Demand-Kosten‘ (also die Kosten ohne Commitments) und ordnet diese den Verursachern zu. Dazu zählt man dann die Kosten der Commitments und subtrahiert die erzielten Einsparungen. Auf diese Weise werden alle Verursacher gleichermaßen an den Kosten beteiligt bzw. profitieren von den Einsparungen.

Geteilte Umgebungen

Nicht immer können Cloudkosten eindeutig zugeordnet werden. Typisch dafür sind Umgebungen, die von mehreren Beteiligten genutzt werden – etwa eine Datenbank, auf die mehrere Anwendungen zugreifen. Oder es betrifft System-Ressourcen, wie Monitoring-Systeme oder andere technische Werkzeuge, die für den Betrieb der Infrastrukturen benötigt und übergreifend genutzt werden. Hier gibt es verschiedene Ansätze der Kostenverteilung: Die Gleichverteilung, eine proportionale Aufteilung, die Teilung nach Prozentsätzen und weitere Metriken wie User-Anzahl oder Transaktionen.

Klarheit für die Black Box

Eine Cloudrechnung weist nur die Gesamtkosten für die Container-Infrastruktur aus, nicht aber für einzelne Container-Cluster, Namespaces, Services oder gelabelte Container-Ressourcen. So lassen sich Kosten nicht verursachergerecht teilen. Mit weiteren Werkzeugen sind jedoch Informationen über die Container-Umgebung verfügbar, um zu identifizieren, wer welche Ressourcen (CPU, Memory, Disk, Network) verbraucht und damit welchen Anteil an den Gesamtkosten der Container-Umgebung hat.

Teure Datenübertragungen

Die meisten Cloud-Provider addieren die Data-Transfer-Kosten auf den Cloud-Service, bei dem die Data-Transfer-Kosten anfallen – also auf die Compute Resource (virtuelle Maschine) bzw. den Server, der die Daten sendet. In der Regel ist aber der Konsument (derjenige, der die Daten abruft) der Verursacher der Kosten und nicht der Server. Ein Beispiel: Auf einem Server liegen große Video-Dateien, die verschiedene Nutzer betrachten. Die Data-Transfer-Kosten erscheinen auf der Cloudrechnung als Bestandteil der Server-Kosten und nicht bei den Betrachtern. Dies widerspricht dem verursachergerechten Ansatz. Dafür bedarf es weiterer Metriken, die so nicht in der Cloudrechnung zu finden sind. Eine geeignete Metrik ist in diesem Beispiel, wie viel Terabyte Video-Daten welches Team konsumiert hat.

In vielen Unternehmen steigen die Ausgaben für Cloud-Services stetig an. Monitoring und Controlling helfen, die Kosten im Rahmen zu halten. (Bild: ©GaudiLab/shutterstock.com)
In vielen Unternehmen steigen die Ausgaben für Cloud-Services stetig an. Monitoring und Controlling helfen, die Kosten im Rahmen zu halten. (Bild: ©GaudiLab/shutterstock.com)

Lizenzkosten – anteilig für alle

Virtuelle Maschinen in der Cloud werden häufig inklusive Lizenzen angeboten (z.B. Windows-Server). Möglich ist aber auch, eine virtuelle Maschine in der Cloud ohne Lizenz zu beziehen und dann eine eigene Lizenz einzuspielen. Die virtuellen BYOL-Maschinen werden auf der Cloudrechnung eindeutig als solche ausgewiesen und unterscheiden sich im Preis von den Maschinen, die eine Lizenz mitbringen. Für eine Verursacher-gerechte Kostenverrechnung müssen also etwa die Windows-Lizenzen, die nicht auf der Cloudrechnung zu finden sind, auf die BYOL-Maschinen anteilig (je nach Maschinengröße bzw. Lizenzmodell) hinzugerechnet werden.

Charge für Gemeinkosten

Interne und externe Mitarbeiter, die an der Cloudumgebung arbeiten, müssen ebenfalls gerecht auf die Verursacher der Cloudkosten verteilt werden. Dazu erstellt die interne IT häufig ein Preismodell und verrechnet einen Service-Charge. In der Praxis sind dafür zumeist zwei Verrechnungsmodelle zu finden:

Einfacher Aufschlag – Auf alle Cloudkosten kommen beispielsweise fünf Prozent Aufschlag für die interne IT zur Kostendeckung.

Nach Nutzungsdauer – Je nachdem, wie viele Stunden bestimmte Cloud-Services genutzt wurden, gibt es pro Stunde Nutzung einen Preisaufschlag für den IT-Support.

SaaS-Kosten integriert

Wurde früher oft lediglich die Infrastruktur, also die virtuelle Maschine, in der Cloud bezogen und die Software wie eine Datenbank dann dort installiert, bieten Cloud-Provider schon längst auch PaaS, also z.B. komplette Datenbanken in der Cloud an. Viele der Cloud-Services sind schon eher SaaS, also eine Software, die in der Cloud vom Public-Cloudanbieter vollständig gemanagt und betrieben wird. IaaS, PaaS und SaaS-Software eines Public-Cloudanbieters erscheinen typischerweise alle auf der Cloudrechnung und können über die oben aufgeführten Methoden den Verursachern zugeordnet werden. Es gibt jedoch auch immer noch SaaS-Software, die direkt von den SaaS-Anbietern bezogen wird. Für eine Gesamt-Cloudkostenbetrachtung und -Verrechnung muss jegliche SaaS-Software, unabhängig von ihrer Bezugsquelle, mit einbezogen werden.

Auf Wertschöpfung gerichtet

Hohe Kosten sind nicht per se kritisch – etwa, wenn sie durch erfolgreiche Geschäftsmodelle verursacht oder durch neue Entwicklungen getrieben werden. Wichtig ist, das zu wissen und analysieren zu können. Denn erst dann kann sinnvoll steuernd eingegriffen werden, statt sich nur auf Sparziele zu fokussieren.







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