Komplexe Produkte online konfiguriert

Angebote und Bestellungen weltweit beschleunigt

Rund 200 Nutzer aus fünfzig Ländern setzen den mehrsprachigen Produktkonfigurator der Otto Christ AG – Wash Systems – ein, um Fahrzeugwaschanlagen zu konzipieren. Die Nutzung des selbsterklärenden Konfigurators führt durch die integrierten Machbarkeitsprüfungen und Berechnungen schnell zum Angebot und zur Bestellung.

(Bild: Otto Christ AG, Memmingen)
(Bild: Otto Christ AG, Memmingen)

Die Christ Gruppe ist ein Unternehmensverbund unter dem Dach der Otto Christ AG – Wash Systems in Memmingen. Das traditionsreiche Unternehmen, gegründet 1963, ist heute einer der führenden Hersteller von Autowaschanlagen in Europa. Das Produktprogramm reicht von Portalwaschanlagen und Selbstbedienungsanlagen in Waschparks für PKWs bis zu diversen Waschanlagen für Nutzfahrzeuge wie LKWs und Busse sowie Schienenfahrzeuge. Hinzu kommen Wasser-Rückgewinnungsanlagen, Autowasch- und Pflegeprodukte. Der Exportanteil beläuft sich auf etwa 55 Prozent. Die Stützen des weltweiten Vertriebs bilden das internationale Händlernetz sowie die Tochterunternehmen aus Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn.

Anlage aus dem Baukasten

Den vielseitigen Varianten der Anlagen, unabhängig davon, ob es sich um eine neue Einrichtung oder um eine Modernisierung handelt, liegt ein flexibles Baukastensystem mit Modulen und Elementen zugrunde. Dies erfolgt unter Berücksichtigung einzelner Produktgruppen wie beispielsweise einer Waschstraße. Hinzu kommen Direktantriebe, Abstandshalter, Führungen, Kettenzüge und Sensoren sowie diverse Waschtools wie Deckenkreisel, Bürsten, HD-Lanzen/Düsen usw. In der Vergangenheit nutzte der vertriebliche Außendienst bei Christ etwa 25 unterschiedliche unter Excel geführte Preislisten. Sie mussten regelmäßig erneut generiert werden. Dies war stets mit einem beachtlichen Aufwand verbunden, denn die Waschanlagen enthalten jeweils eine große Anzahl an einzelnen Komponenten. Die Kombinationsvielfalt und die Vielzahl der wechselseitigen Abhängigkeiten unter bestimmten Voraussetzungen wie technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit entzieht sich einer nutzbaren Abbildung in Excel. Daher entstanden in der Angebotsphase und in besonderem Maße auch im Rahmen der Bestellung Fehler. Sie führten mitunter zu teuren Nachbesserungen und zeitlichen Verzögerungen.

Fehlerfrei durch die Bestellung

Diese für alle Beteiligten nachteilige Situation sollte mit der Implementierung eines Produktkonfigurators verbessert werden. Die Vorstellungen dazu konkretisierte die Firma nach der Auswertung einer Marktanalyse mit einem Anforderungsprofil:

  • • Prüfung auf Machbarkeit der gewünschten Produktlösung
  • • Ausschluss von fehlerhaften Angeboten und Bestellungen
  • • Senkung des zeitlichen Aufwands für den Innen- und Außendienst sowie der Händleraktivitäten im internationalen Vertrieb
  • • Bessere Multilingualität und unmittelbarer Übertrag der Resultate in eine andere Zielsprache
  • • Durch hohen Nutzungsgrad eine Steigerung der Produktivität und des Umsatzes im Export
  • • Integration in die vorhandene IT-Infrastruktur, insbesondere Kopplung zum ERP-System
  • • Transparente und stabile bzw. belastbare Prozesse

Eingabe strukturiert Den Zuschlag für das IT-Projekt erhielt die Orisa Software GmbH aus Jena, die auf Produktkonfigurationen mit individuellem Zuschnitt spezialisiert ist. Der eigenentwickelte Konfigurator enthält die Werkzeuge für das Management der Produktdaten und zur Konfiguration der Produkte. Das integrierte Produktdatenmanagement (PDM) dient zur Beschreibung der Komponenten sowie Module einer Produktfamilie und deren Verwaltung in einer Datenbank. Dabei werden Informationen aus Konstruktion, Fertigung und Vertrieb sowohl konfigurations- als auch prozessorientiert, entsprechend der zu konfigurierenden Komponenten, zusammengeführt. In diesem Rahmen erfolgt die Formulierung von Optionen, Abhängigkeiten und Regeln zur Modellierung sowie für den Konfigurationsprozess einzelner Produkte. „Der Konfigurator selbst bildet die Softwarebasis, in der das Konfigurationswissen dem Anwender zur Verfügung steht. Durch seine Anfragen an das System wird der Nutzer während des Konfigurationsvorgangs schrittweise geführt“, erläutert Dipl.-Inf. Michael Stanek, zuständiger Projektleiter der Orisa Software GmbH.

Prototyp erfolgreich

Im Sommer 2013 vereinbarte Christ den Start eines Pilotprojektes. Eine Portalwaschanlage sollte zusammen mit den verfügbaren Waschprogrammen im Konfigurator abgebildet und konfiguriert werden. Das schließt sowohl die Festlegung der jeweils erforderlichen technischen Komponenten als auch die Auslegung der Waschprogrammschritte ein. Hinzu kam die Integration von Berechnungen, beispielsweise wie viel Wasser, Strom und Zeit pro Waschprogramm insgesamt und innerhalb der einzelnen Phasen benötigt werden und welche Kosten die jeweiligen Waschprogramme verursachen würden. Im eigenen Haus modelliert Nach dem Abschluss des Pilotprojektes startete das Projekt Ende des Jahres. Sukzessive nahm der Auftraggeber die Modellierungsaufgaben selbst vor. Hierzu erhielten die Modellierer, ein Team von zwei bis drei Mitarbeitern, im Rahmen ihrer Schulung entsprechende Anleitungen. Somit lassen sich die Modelle unabhängig vom Softwarehersteller entwickeln und pflegen. Die Produkte wurden in Hauptgruppen unterteilt, die je mehrere Modelle aufweisen. Diese Modelle unterliegen in der Regel einem Ranking innerhalb ihrer Gruppe. „So kann beispielsweise während eines Verkaufsgesprächs unter Nutzung des Konfigurators ein Modell bzw. Produkt konfiguriert werden, welches der geforderten Funktionalität und dem geplanten Budget entspricht. Quasi per Tastendruck lässt sich eine kostengünstigere und 100%ig technisch ausgereifte Waschanlage ermittelten“, schildert MBA Simon Zettler, Area Sales Manager, Otto Christ AG. „Also was früher etwa 20 Minuten in Anspruch nahm, vollzieht sich heute im Sekundenbereich“. In der Vergangenheit musste in solchen Situationen eine zweite Excel-Preisliste heruntergeladen und alles musste abgeändert werden.Insgesamt wurden etwa 2.500 Komponenten mit ihren Abhängigkeiten bzw. wechselseitigen Beziehungen zueinander mit Hilfe der PDM-Tools in dem Produktkonfigurator abgebildet. Hierbei handelt es sich im Prinzip um eine regelbasierte Umstrukturierung der Vertriebsstückliste mit ihren Artikeln, zugehörigen Artikel-Nummern, Preisen usw.







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