IT-gestützte Workflows bei Reiss

Solide Prozesse für solide Büromöbel

Die auftragsbezogene Fertigung erfolgt bei Reiss heute nach Verladeplänen im Tagesrhythmus, so dass keine Lagerware entsteht und die Bestellware umgehend auf den Weg geht. (Bild: Reiss Büromöbel GmbHH)
Die auftragsbezogene Fertigung erfolgt bei Reiss heute nach Verladeplänen im Tagesrhythmus, so dass keine Lagerware entsteht und die Bestellware umgehend auf den Weg geht. (Bild: Reiss Büromöbel GmbHH)

Spezialsoftware installiert

Es war eine anspruchsvolle systemische und logistische Herausforderung, die beiden Werke miteinander zu verknüpfen. „Gerade in der Büromöbelproduktion, die sich durch eine vielfältige Fertigung und die Losgröße 1, wo ein Auftrag kaum dem anderen gleicht, auszeichnet, benötigt man eine losoptimierte Ablaufsteuerung“, erläutert Axel Wachtel, Leiter Datenmanagement bei Reiss. „Um eine flexible Fertigungssteuerung, die automatische Verarbeitung von Produktionsaufträgen im konstruktiven Bereich sowie eine effektive Ansteuerung der Anlagen – z.B. die Versorgung der Fertigungsanlagen mit CNC-Schneidprogrammen und Beschichtungsprogrammen – ohne manuelle Prozesse zu gewährleisten, kommt neben dem ERP-System auch ein MES von 3TEC zur Fertigungssteuerungsowie und die Konstruktions-Software Solidworks mit einem Addon von Pascam zum Einsatz.“ Geht heute ein neuer Produktionsauftrag ein, wird dieser aus VlexPlus exportiert und in der Konstruktions-Software umgesetzt. Über eine vom IT-Partner eingerichtete Schnittstelle werden die in Solidworks generierten Roh-Stücklisten generiert und in ERP-kompatible Stücklisten mit Merkmalen und Merkmalsausprägungen umgewandelt. Nachdem diese im Unternehmenssystem für die betriebswirtschaftlichen Prozesse wie Materialbereitstellung und Logistik weiterverarbeitet wurden, stellt das ERP-System die Grobplanung der Ressourcen und Kapazitäten auf Wochen- und Tagesebene bereit. Der generierte Grobplanungsentwurf wird schließlich an das MES übermittelt, das die Feinplanung des Auftrags etwa für die Platten- und Zuschnittoptimierung erledigt.

Workflows statt coden

„Über die Status-Rückmeldungen können wir in der Workflowsteuerung nach Bedarf Ereignisanstöße im System hinterlegen, ohne einen kostenaufwendigen Programmierauftrag beim Dienstleister zu erteilen“, schildert Senior Specialist ERP System Thomas Schulz bei Reiss. Ein wichtiges Steuerungs- und Optimierungsinstrument stellt dabei die ERP-integrierte Workflow-Engine dar. „Damit sind wir in der Lage, auf gewisse Ereignisse im System mit definierbaren Schritten zu reagieren. Statusrückmeldungen spielen dabei eine wichtige Rolle: wenn wir beispielsweise einen Auftrag in ein externes System einspielen, dann müssen der Sachbearbeiter, Vertrieb oder Mitarbeiter in der Produktion jederzeit erkennen können, ob der Auftrag erfasst ist und in welchem Auftragsstatus er sich befindet – um jederzeit auskunftsfähig zu sein oder um zu bewerten, bis wann noch Änderungen am Auftrag möglich sind“, führt Schulz aus.

IT-gestützte Abläufe

Das Zusammenspiel der IT-Anwendungen ist heute als durchgängiger Prozess angelegt, in dem Daten weitgehend automatisiert und ereignisgesteuert ausgetauscht werden. Im System hinterlegte Plausibilitätskontrollen und Überwachungsmechanismen sorgen dafür, dass die prozessbeteiligten Personen sofort über Fehler informiert werden. Der Import von Stücklisten aus der Konstruktionssoftware ins ERP-System funktioniert zwar schon heute in weiten Teilen automatisch. Kennt das ERP jedoch ein gewisses Merkmal oder eine Merkmalsausprägung einer neuen Stückliste noch nicht, wird eine Fehlermeldung weitergeleitet.

Optimiert und transparent

Auch die Prüfung von Ressourcen und Kapazitäten zum Zeitpunkt der Auftragserfassung laufen im neuen System optimiert ab. Durch störungsfreie Materialabläufe und Rückmeldungen können Materialbewegungen systemseitig automatisiert überwacht werden. Die Anbindung des ERP-Systems an das automatisierte Plattenlager und Zuschnitt-Zentrum erlaubt eine automatische Maschinendatenrückmeldung und integrierte Verschnitt-Optimierung. Mehr- und Minderverbräuche aus der Schnittoptimierung werden in die Bestände gebucht. Damit stellt das Unternehmen eine zuverlässige Basis für Nachkalkulationen bereit und sorgt für insgesamt niedrigen Ressourceneinsatz. Manuelle Inventuren sind in diesem Bereich zudem nicht mehr notwendig, da jederzeit Transparenz beim Lagerbestand und in der Materialbuchhaltung besteht.

Abläufe auf Wachstum gestellt

Mit dieser Digitalinfrastruktur ist Reiss in der Lage, künftig neue Anforderungen bei der Konfigurierbarkeit, dem Datenaustausch, den elektronischen Bestell- und Auftragsprozessen, der elektronischen Rechnungsbearbeitung oder der Anbindung von Webshops umzusetzen. Für den elektronischen Datenaustausch sorgt die OFML-Schnittstelle (Office Furniture Modeling Language) die bei der Systemeinführung eigens geschaffen wurde. „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Büromöbelherstellers hängt entscheidend von seiner Fähigkeit ab, kundenindividuelle Anforderungen ohne großen Mehraufwand umsetzen zu können. Mit der Systemumstellung haben wir einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung unserer Fertigungs- und Organisationsstrukturen geschaffen, um eine Fertigung mit Losgröße 1 sicherzustellen, ohne dass dies zu Lasten der Wirtschaftlichkeit geht“, erläutert Rreiss-Geschäftsführer Hans-Ulrich Weishaupt.







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