ERP-Update bei Werkzeughersteller Gedore

Offener Standard für firmenspezifische Prozesse

18 Jahre lang konnte der schwäbische Spezialmaschinenhersteller Gedore sein ERP-System mit nur einem Releasewechsel erfolgreich nutzen. Nicht nur die Situation in der aktuellen Pandemie machte allerdings die Notwendigkeit weiterer Digitalisierungen deutlich.

Bild: Industrial Application Software GmbH
Bild: Industrial Application Software GmbH

Gedore ist ein international tätiger Hersteller von Premium-Werkzeugen, der in 70 Ländern aktiv ist. Mit mehr als 16.000 Produkten bietet das Familienunternehmen eines der breitesten Angebote aller europäischen Werkzeughersteller. Die Gedore Torque Solutions GmbH in Vaihingen an der Enz bündelt die Kompetenz des Unternehmens im Bereich der Schraubtechnik. Dort entwickeln und fertigen 50 hochspezialisierte Fachkräfte drehmomentpräzise Hochmomentschrauber für den Bereich von 60 bis 54.000 Newtonmeter. Die Schrauber kommen vor allem im Maschinen- und Anlagenbau, in der Schwerindustrie, der Wasserwirtschaft sowie beim Bau von Kraftwerken und Windanlagen zum Einsatz. Außerdem stellt man in Vaihingen neben sogenannten Schiebermaschinen zum sanften Öffnen und Schließen von Schiebern auch Prüfstände für Hochmomentschraubtechnik her. „SEW-Eurodrive, ein Hersteller von Antriebstechnik, der auch große Industriegetriebe zusammenbaut, verschraubt mit unseren Hydraulikgeräten ebenso wie mit unserem Highseller, den Akkumaschinen. Auch der klassische Stahlbau gehört zu unseren Kunden, etwa die Dachkonstruktion des Stadions in Hoffenheim“, nennt Nicole Gsenger, zuständig für Vertrieb und Organisation, Anwendungsbeispiele.

Auf Ideen gekommen

Im Jahr 2003 führte der Werkzeughersteller das erste ERP-System ein. „Damals führten wir nach dem üblichen Auswahlverfahren den ERP-Standard CaniasERP von IAS ein“, sagt Gsenger. Seit dieser Zeit ist das ERP-System der Karlsruher IAS Industrial Application Software GmbH im Einsatz. „Wir arbeiten wirklich schon sehr lange und erfolgreich damit und haben in all den Jahren jetzt erst den zweiten Releasewechsel auf die neueste Version von Canias4.0 mitgemacht. Unsere individuellen Anpassungen erforderten das vorher einfach nicht“, offenbart Gsenger. In Lean Workshops dachte man jedoch eine ganze Reihe neuer Prozessoptimierungen an. „Dabei haben wir schnell gemerkt, dass Vieles, was wir manuell erledigen, digitalisiert gehört“, schildert Gsenger. Als man sich bei IAS nach Sonderanpassungen erkundigte, wurde deutlich, dass mit dem neuesten Release jede zweite Anpassung gar nicht erforderlich wäre. „Da war die Entscheidung rasch gefällt“, erläutert Gsenger, „bevor man sich viele Sonderanpassungen programmieren lässt und danach immer noch auf dem alten Systemstand ist, sollte das neue Release her, zumal uns auch die Einführung von Homeoffice-Arbeitsplätzen aufgrund der Pandemie zwang, digitaler zu werden.“

Nicole Gsenger ist bei Gedore für Vertrieb und Organisation verantwortlich. (Bild: Industrial Application Software GmbH )
Nicole Gsenger ist bei Gedore für Vertrieb und Organisation verantwortlich. (Bild: Industrial Application Software GmbH )

Individueller Standard

Seit der Einführung von CaniasERP werden damit die Lagerwirtschaft, also Warenein- und -ausgang und Bestellungen, sowie der Vertrieb mit Angeboten, Auftragsbestätigungen, Lieferscheinen und Rechnungen gesteuert. Nach dem ersten Releasewechsel hat man auch die Produktion mit eingebunden. Stücklisten, Arbeitspläne und Fertigungsaufträge liefen vorher alle außerhalb des ERP-Systems. In der Produktion brauchte man keine Individualisierungen, denn: „Stücklisten und Arbeitspläne, das ändert sich auch in 3.000 Jahren nicht. Die Struktur, die grundlegende Idee, die dahintersteckt, bleibt“, ist Annabell Vorwerk, verantwortlich für die Arbeitsvorbereitung und das Lager, überzeugt. Eine weitere individuelle Anpassung bestand in einer von Nicole Gsenger entwickelten Verbrauchsdatenbank: Man gibt einen Artikel ein und erhält eine Verbrauchshistorie des Artikels über die letzten Jahre etwa bezüglich der Aufträge oder Auslieferungen. Zuvor hatte der ERP-Standard in dieser Form nicht unterstützt, allein durch Eingabe der Artikelnummer alle vorhandenen Informationen aufzulisten. Vor der Anpassung mussten diese Informationen aus dem ERP-System extrahiert und umständlich in Excel-Tabellen mit Formeln ermittelt werden. „Dank der raschen, problemlosen Anpassung können wir neben der gesamten Artikel-Historie tagesaktuell die benötigten Losgrößen feststellen. Und alles mit einer einzigen Transaktion“, stellt Vorwerk klar.