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ERP-Lösungen im Urteil der Anwender

Die zehn wichtigsten ERP-Trends aus Sicht der Anwender. (Bild: Trovarit AG)
Die zehn wichtigsten ERP-Trends aus Sicht der Anwender. (Bild: Trovarit AG)

Gewinner und Verlierer

Die Ergebnisse der aktuellen ERP-Studie bestätigen die grundlegende Erkenntnis, dass Lösungen für größere Unternehmen bzw. breit aufgestellte Generalisten insgesamt kritischer bewertet werden als solche für kleinere Unternehmen und/oder Branchenspezialisten. Ursächlich hierfür ist etwa, dass bei kleineren Unternehmen viele Problembereiche von ERP-Installationen weniger gravierend ins Gewicht fallen. So weisen die Installationen in der Regel eine deutlich geringere Komplexität auf. Die Software ist zudem oft einfacher gehalten, wird nahe am Standard eingesetzt bzw. bietet die erforderliche Flexibilität. Gleichzeitig ist die ERP-Software in eine einfachere Software-Landschaft eingebettet bzw. wird als Stand-Alone-Lösung betrieben. Auch muss die Software auf die Belange von weniger Anwendern zugeschnitten werden und es müssen weniger Anwender geschult werden. Schließlich fallen bei kleineren Installationen, die oft nahe am Software-Standard betrieben werden, Release-Wechsel leichter. Dabei finden sich in diesem Segment sehr unterschiedliche ERP-Lösungen: Angesiedelt sind hier schlanke ERP-Lösungen mit deutlichem Fokus auf dem Finanzwesen und der kaufmännischen Auftragsabwicklung, wie HS (Hamburger Software) oder BMD. Von diesen Lösungen finden sich im deutschsprachigen Raum oft über 10.000 Installationen. Auf der anderen Seite finden sich hier – zum Teil hoch spezialisierte und dabei fachlich durchaus breit aufgestellte – ERP-Lösungen, die von einem sehr überschaubaren Kundenkreis genutzt werden, wie Syslog, Issos Pro, WinWeb-Food oder RPS. Das Segment der sehr anspruchsvollen ERP-Installationen (Einsatzschwerpunkt über 100 User) findet sich aufgrund der Komplexität der Installationen in der Gesamtschau des Zufriedenheitsportfolios seit jeher tendenziell im hinteren Bereich wieder. In diesem Jahr haben sich die Schwergewichte aber besonders schwergetan. Die Lösungen von Microsoft und SAP liegen recht stabil im Bereich der Bewertung aus der Vorstudie aus dem Jahr 2018. Infor LN und IFS Applications verlieren dagegen im Hinblick auf die Zufriedenheit mit dem Wartungspartner spürbar an Boden. Nach recht guten Bewertungen in den Vorjahren kommt die im Vergleich zur Vorstudie deutlich schlechtere Bewertung von IFS Applications vielleicht etwas überraschend. Mit einem Gut bewegt sie sich zwar noch im Mittelfeld des Segmentes der größeren ERP-Installationen, liegt aber auch signifikant unter den Vergleichswerten aus 2018. Und dies, obwohl die Software in vielen relevanten Punkten wie der ‚Ergonomie‘, ‚Mobilen Einsetzbarkeit‘ oder auch der ‚Internationalität‘ sogar positiv heraussticht.

Die anspruchsvollsten ERP-Benutzer arbeiten in der Industrie. (Bild: Trovarit AG)
Die anspruchsvollsten ERP-Benutzer arbeiten in der Industrie. (Bild: Trovarit AG)

Themen und Trends

Von Themen und Trends im ERP-Umfeld halten rund 60 Prozent der befragten Anwender die ‚Daten- bzw. Informationssicherheit‘ für sehr relevant. Die Einhaltung ‚Rechtlicher Vorgaben‘ wie GoBD, EU-DSGVO oder Branchenregularien wie die EU-Richtlinie 2011/62/EU zur Serialisierung im Pharmabereich halten immerhin etwa 51 Prozent der Anwenderunternehmen für sehr relevant, wenn es um den Einsatz der ERP-Lösung geht. Aus beiden Themenkreisen resultieren vor allem fachlich-funktionale Anforderungen, die durch die ERP-Software bedient werden müssen, sei es im Bereich der Zugriffssteuerung und des Identity Management, der rechtssicheren Archivierung von Auftrags- und Rechnungsbelegen, dem Nachweis der Gestattung zur Nutzung personenbezogener Daten oder der Verwaltung von Seriennummern in Verbindung mit Produktidentifikation GTIN/NTIN/PPN, Verfallsdatum sowie Chargennummern. Auf den Plätzen folgen die Themen der ‚Software-Ergonomie‘ (45%) und des ‚Mobilen ERP-Einsatzes‘ (43%), bei denen es durchaus Schnittmengen wie das ‚Responsive Design‘ gibt, zumindest wenn es um die Bedienung der ERP-Lösung über mobile Endgeräte wie Smartphone oder Tablet geht. Auch im Zusammenhang mit der mobilen Nutzung von ERP-Software spielt ein weiterer Trend eine große Rolle: Die ‚Echtzeitübertragung mobiler Daten‘ (41%). Dabei geht es zum einen sicherlich auch um den performanten Einsatz der ERP-Software in mobilen Anwendungsszenarien. Noch wichtiger ist aber sicherlich die Möglichkeit, Zustands- und Steuerungsdaten in Echtzeit im Rahmen der Auftragsabwicklung verarbeiten zu können. Bewerkstelligt wird dies durch den Mobilfunkstandard 5G, der sich derzeit in der frühen Phase der Einführung befindet und dessen Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Datenübertragungsrate, die verfügbare Bandbreite sowie im Hinblick auf Verzögerungen bei der Datenübertragung (Latenzzeit) im Vergleich zum Vorgängerstandard 4G völlig neue Größenordnungen erreicht.