Applets und Microservices

ERP-Software wird agiler

Durch die Verknüpfung von ERP-Software mit der Datenbanklogik dahinter sind Systemanpassungen oft sehr aufwendig. Hier setzen Applets und Microservices an: Die kleinen Tools lassen sich entwickeln und testen, ohne das Kernsystem der Firma zu beinflussen. Wenn die Architektur des ERP-Systems das unterstützt, könnten Anwender mit Applets und Co. einfacher, schneller und kostengünstiger zu neuen ERP-Funktionen kommen, als jemals zuvor.

ERP-Software bleibt auf unabsehbare Zeit das Rückgrat für die kaufmännische Abwicklung von Kundenaufträgen in Unternehmen. In diesen Systemen werden die Ergebnisse der vertraglichen Vereinbarungen zwischen Kunden und Lieferanten digital protokolliert und die Prozesse der Logistik und der Produktion digital abgebildet. Schwierig ist es bis heute vielfach, Veränderungen in Geschäftsprozessen in ERP-Software nachzuführen. Zwar sind die üblichen und maßgeblichen Prozesse der Wertschöpfung in den Lösungen vorgedacht und über die Anpassung von steuernden Parametern im Standard anzupassen. Alles kann jedoch nicht vorgedacht werden und bei sich schnell ändernden Ausprägungen von Geschäftsprozessen kann der Standard häufig nicht folgen und individuelle Anpassungen der Software werden erforderlich. Dies wird dann häufig langwierig, kompliziert und teuer.

Änderungen an der Datenbanklogik

Das liegt daran, dass ERP-Software auf Datenbanken aufgebaut ist, die benötigte Stamm- und Bewegungsdaten verwalten und untereinander verknüpfen, um die Abläufe sicher abzubilden. Funktionale Änderungen erfordern damit klassisch stets Veränderungen der Datenbanklogik. Durch die komplexe Vernetzung der Systemabläufe ist dabei höchste Sorgfalt nötig. Und zwar einerseits in Bezug auf die neue Funktion, als auch auf mögliche unerwünschte Nebeneffekte oder Fehlfunktionen, wenn durch die Änderung etwa eine andere Ablauflogik adressiert wird.

Agil mit Applets und Microservices

Um der veränderten Marktdynamik zu entsprechen und zukünftig agil den Anforderungen an sich schnell ändernde Geschäftsprozesse zu genügen, verändern sich ERP-Programme aktuell in ihrem strukturellen Aufbau. Dabei bleiben die grundsätzlichen Abläufe, die mit der Software abgebildet werden können, im Kern erhalten und werden entweder weiterhin auf Unternehmensrechnern oder ‚on demand‘ über das Internet betrieben. Hier gibt es bereits hybride Lösungsangebote. Zusätzlich können neue Funktionsbausteine als Applets oder Mikroservices, losgelöst von der datenbankbasierten Anwendung, entwickelt und dann zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil ist hierbei, dass diese ‚Satellitenlösungen‘ eigenständig entwickelt und getestet werden können und in sich voll funktionsfähig sind. Sie werden dann bei Bedarf von ERP-Lösungen aufgerufen, erfüllen eigenständig die gewünschte Funktion und geben das Ergebnis gegebenenfalls an die führenden Systeme zurück. Auf diese Weise werden Programmänderungen möglich, die schneller, einfacher und preiswerter sind.


Volker Schnittler ist Fachreferent für kaufmännische Unternehmenssoftwarelösungen beim Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt.