Technische Dokumentation und Augmented Reality

Die Bedienungsanleitung als Wettbewerbsfaktor

In vielen Firmen fristet die Technische Dokumentation ein Stiefkind-Dasein. Doch bei der Digitalisierung kann diese Abteilung ganz vorne mitspielen. Denn die dort gespeicherten Informationen digital zur Verfügung zu stellen, bringt Wissen an den Ort, wo es gebraucht wird – und schafft gleichzeitig eine Grundlage für den Einsatz von Augmented Reality-Technologie.

Kein Zukunftsszenario mehr, sondern schnell und einfach einsetzbar: Augmented Reality
Bild: Docufy GmbH

Mitarbeiter in den Industrieunternehmen und ihre Kunden fordern verstärkt, was privat längst Standard ist: eine schnelle Informationsbeschaffung via Smartphone – überall, jederzeit, komfortabel und einfach. Selbstverständlich lässt sich dieses Ziel auf ganz verschiedenen Wegen erreichen. Einer führt jedoch über einen oft vergessenen Schatz im eigenen Unternehmen: die Technische Dokumentation. Dort liegt eine große Menge Unternehmenswissen ab, das zu bergen lohnt. Das Bamberger Unternehmen Docufy bietet Dienstleistungen rund um professionelle Redaktionssysteme für die Technische Dokumentation und hat sich der Frage gewidmet, wie ihre Anwender mehr aus diesem Informationspool herausholen können. „Jeden Tag sind wir mit Unternehmen im Gespräch, die ihre Technische Dokumentation ständig weiter digitalisieren, in Komponenten und Module zerlegen und automatisieren. Uns wurde klar: Wenn man die Speicherung von Daten in ihrer althergebrachten Struktur durch das Denken in topicbezogene Informationen ersetzt; wenn man ein System findet, mit dessen Hilfe sich jegliche Information eindeutig adressieren und damit auffinden lässt, kann man diese Daten unternehmensübergreifend für viele Abteilungen nutzbar machen“, sagt Docufy-Geschäftsführer Uwe Reißenweber. „Wir verwalten dann nicht Informationen in Datenbanken – wir navigieren zu Topics in Informationsräumen.“

Wissenspool und Datenquelle für Augmented Reality

Um dieses Konzept in eine Lösung für mobile Endgeräte zu überführen, hat Docufy die Out-of-the-box-Anwendung Topicpilot auf den Markt gebracht. Das Tool kann Informationen auf mobilen Endgeräten, im Intranet sowie im Web publizieren. Die Plattform ermöglicht den Import aus verschiedenen Quellen und die Ausgabe von Informationen verschiedenster Formate. Jeder unternehmensweit vorhandene Inhalt – seien es Text-, Bild-, Grafik-, Audio- und Video-Daten, Tabellen oder PDF-Dokumente – lässt sich mit dem Tool gerätespezifisch darstellen. Als Herzstück fungiert das XML-Redaktionssystem Cosima des gleichen Herstellers. Im Zusammenspiel unterstützen diese Lösungen auch Augmented Reality-Szenarien (AR): Ein neuer Linktyp erlaubt es, spezielle Verweise mit Ziel AR in Cosima zu erfassen und an Topicpilot sowie eine zusätzliche AR-App zu publizieren. Diese App unterstützt Anwender bei der Suche nach Bauteilen und Komponenten in der erweiterten Realität. Docufy arbeitet dabei mit der Münchner Re’flekt GmbH zusammen.

Augmented Reality bei SIG Combibloc

In der Praxis wurde beim Hersteller von Kartonpackungen und Füllmaschinen für Getränke und Lebensmittel SIG Combibloc aus Linnich eine Füllmaschine mit Augmented Reality-Inhalten verknüpft. Durch die Anbindung der AR-Plattform Reflekt One an die Publikationsplattform von Docufy erweiterte man bestehende Handbücher und Anleitungen mit Augmented Reality-Funktionalität. In Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Kothes wurde die Integration und Bedienung des Handbuchs umgesetzt. Der Anwender kann nun mit seinem Tablet-PC zur Maschine gehen und deren Barcode scannen – damit wird die Maschine eindeutig identifiziert. Hält er nun sein Mobilgerät vor die Maschine, wird das virtuelle Handbuch angezeigt. In der Praxis können gerade die Kunden etwa eines Maschinenherstellers profitieren. Zu den Nutzenaspekten zählen:

  • Fehlerbehebung durch die Erkennung der Fehlfunktion,
  • Identifikation und Lokalisierung von Komponenten,
  • schnelle Ersatzteilbestellung über den angebundenen Online-Shop,
  • im Gegensatz zu früher verringerte Servicekosten,
  • erweiterte Online-Trainingsmodule beim Betreiber.
Kein Zukunftsszenario mehr, sondern schnell und einfach einsetzbar: Augmented Reality
Bild: Docufy GmbH

Hilft beim Kosten sparen

Die Anwenderunternehmen selbst können auch Nutzen aus einer etablierten Augmented Reality-Lösung schöpfen. Werden auftretende Fehler etwa durch den Maschinen- oder Anlagenbetreiber ohne Eingriff des eigenen Service-Teams behoben, entfallen ansonsten erforderliche Serviceeinsätze – das senkt die Reisekosten. Zudem lassen sich in einem weltweit vernetzten System Aktualisierung der internen und externen Informationen zu den Maschinen gleichzeitig und effizient aufspielen. Die internen Prozesse für Ersatzteilbestellung lassen sich ebenfalls verschlanken, wenn sie teilweise automatisiert wurden.

Der digitale Maschinenbau

Auch wenn Augmented Reality noch nicht auf der Wunschliste jedes Maschinen- und Anlagenbauers steht: Die Technologie kann Unternehmen im harten Wettbewerb dabei helfen, sich von anderen Marktteilnehmern zu differenzieren und gleichzeitig die eigene Kostenstruktur zu verbessern. Dazu muss das Informationssilo Technische Dokumentation aufgebrochen und von intelligenter Software benutzerfreundlich in Szene gesetzt werden.