CAD-Einsatz bei Novoplast

Komplexe Formen gemeinsam abgestimmt

Der Schweizer Kunststoffspezialist Novoplast setzt u.a. auf Spritzgussfertigung. Um die Qualität der komplexen Formen genau auf die Anforderungen der Kunden abzustimmen, nutzt der Lohnfertiger das CAD-System PTC Creo, bei dessen Einführung die Firma Inneo unterstützte.

Bild: Novoplast AG
Bild: Novoplast AG

Novoplast mit Sitz im Schweizerischen Wallbach feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Der Kunststoff-Spezialist fertigt neben der Produktion von spritzgegossenen auf Fertigungstechnologien wie etwa beispielsweise das Blasformen, um Schläuche und Behälter herzustellen. Zudem gehören heute das Strangspritzen von Profilen sowie Montageleistungen zu den Kernkompetenzen. Unter anderem liefert das Unternehmen Gehäuse oder Racks für Reagenzgläser aus speziellen Kunststoffen an Kunden in der Medizintechnik und Chemie. „Als Lohnfertiger in einem Hochlohnland wie der Schweiz müssen wir unseren Kunden etwas Besonderes bieten“, sagt Novoplast Marc Mollenkopf. „Deshalb ist bei uns die Entwicklung sehr viel wichtiger als bei typischen Lohnfertigern“, ergänzt Konstruktionsleiter Urs Christ, „denn wir müssen unsere Expertise in die Form des Produkts einbringen können, um optimale Ergebnisse in der Fertigung zu erreichen. Wenn man wie wir an die Grenzen der Fertigungstechnik gehen, muss die Formkavität eben optimal an die Anforderungen angepasst werden. Wir entwickeln also auf Basis der 3D-Daten und Anforderungen, die der Kunde uns liefert, die Formkavität und liefern diese dann an den eigentlichen Formenbauer, der dann die Anbauten ergänzt und die Formen baut.“ Die fertigen Formen gehen dann an Novoplast zurück, wo das Produkt gefertigt wird.

Neues System eingeführt

Früher habe man selbst Formen gebaut, so Christ. Dementsprechend war ein CAD/CAM-System im Einsatz, das auf den Formenbau spezialisiert war. Dieses sollte 2011 ersetzt werden. In der Evaluation setzte sich der PTC-Partner Inneo mit dem System Creo von PTC schließlich durch. „Wir arbeiten viel am Einzelteil und benötigen ausgefeilte Modellierfunktionen“, so Christ, „im Gegensatz zum Formenbau, wo viel in der Baugruppe gearbeitet wird. Da zeigte sich Creo gegenüber den anderen Systemen in der Auswahl überlegen. Zudem ist das Datenverwaltungssystem Windchill für Medizintechnikanwendungen validiert, was für unsere Kunden in diesem Bereich sehr wichtig ist.“

Datenverwaltung per Windchill

Das ebenfalls von PTC stammende PLM-System Windchill wird zur Datenverwaltung und Versionierung genutzt. Zudem kommt die die Creo-Erweiterung Tool Design Extension zum Einsatz, mit der sich u.a. der Schwund berechnen lässt, den Spritzgussteile beim Abkühlen zeigen. Die Formkavität muss also um ein bestimmtes Maß größer sein als das fertige Produkt, um die angestrebte Präzision zu erreichen. Dies ist zudem von der geometrischen Form abhängig, was die Berechnung noch schwieriger macht.

Bild: Novoplast AG
Bild: Novoplast AG

In Abstimmung mit dem Kunden

Ein Beispiel für diesen Prozess ist ein Gehäuse, das aktuell in der Entwicklung überarbeitet wird. Christ lädt das Kundenmodell, das im Step-Format angeliefert wird, in Creo und lässt dort die Schrägenanalyse ablaufen. „Meistens bringen unsere Kunden keine Entformungsschrägen an“, berichtet Christ. „Zudem finden sich oft zu dicke Bereiche, die dünner gestaltet werden müssen und andere typische Geometrien, die im Spritzguss Probleme ergeben. Mit Creo lässt sich die Geometrie – auch auf Basis von Neutralformaten – sehr gut bearbeiten. Manchmal, wenn die Geometrie zu fehlerhaft ist, bauen wir das Modell komplett nach, aber Creo ist erstaunlich tolerant gegenüber problematischen Modellen. „Novoplast arbeitet in enger Abstimmung mit den Kunden und dem Formenbauer an den Modellen, um sie optimal anzupassen. „So nutzen wir die Erfahrung aller Beteiligten“, wirft Mollenkopf ein. „Wichtig ist dabei, zu verstehen, wie wir arbeiten. Die Creo-Anwender arbeiten nur etwa ein Drittel ihrer Zeit am CAD-System, zwei Drittel der Zeit werden für Projektmanagement verbraucht. Da braucht man ein System, das sich auch nach einem Monat Pause wieder schnell und effizient bedienen lässt. Das erfüllt Creo sehr gut.“ In diesem Zusammenhang leisten die Startup Tools, eine von Inneo entwickelte Werkzeugsammlung für Creo, für Novoplast gute Dienste. Sie bieten Bedienungsvereinfachungen wie etwa zusätzliche Tastenkombinationen und angepasste Menüs, aber auch Normteilebibliotheken und vordefinierte Zeichnungsrahmen.

Schulungen und Support

Die Schulungen bei Inneo bewerten die Novoplast-Spezialisten positiv, ebenso die Unterstützung im Bereich Windchill. „Das System wäre für uns alleine viel zu komplex zu administrieren“, so Christ. Die Unterstützung ermögliche es, das System zu nutzen, ohne den administrativen Overhead leisten zu müssen. „Als Revisionsmanagement-System ist es gerade im Medizintechnikbereich unverzichtbar für uns, um Änderungen nachträglich nachvollziehen zu können“, so Christ. Kleinere administrative Aufgaben wie das Korrigieren falsch angelegter Teile erledigt Christ selbst, größere Änderungen oder Anpassungen werden von Inneo durchgeführt. Und auch vom Support zeigt sich Christ überzeugt: „Wir hatten im Frühjahr vor, Windchill auf eine neuere Version zu aktualisieren und wollten uns dazu natürlich Unterstützung von Inneo holen. Wegen Corona war das dann nicht vor Ort möglich, aber die Inneo-Mitarbeiter haben das Update komplett über TeamViewer durchgezogen.“

Immer komplexere Formen

„Wir werden von unseren Kunden mit immer komplexeren Geometrien konfrontiert und wir arbeiten u.a. daran, Formen oder Teile davon mit 3D-Druck herzustellen. Da muss Creo mithalten können, aber auch unsere Mitarbeiter müssen in der Lage sein, diese Entwicklung mitzumachen“, so der Geschäftsführer. Mit Inneo habe man dafür einen einen Partner gefunden.

Bild: Novoplast AG
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