In fünf Leitprojekten wollen die Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Spitzencluster it´s OWL neue Technologiefelder für den Mittelstand erschließen. Schwerpunktthemen sind maschinelle Intelligenz, Big Data in der Produktion, digitaler Zwilling, digitale Plattformen und die Arbeitswelt der Zukunft. Als wichtige Treiber und Impulsgeber sind die Weltmarktführer der Automatisierungstechnik Beckhoff Automation, Harting, Lenze, Phoenix Contact, Wago Kontakttechnik und Weidmüller mit im Boot. Auf der SPS IPC Drives diskutierten sie Potenziale, Ansätze und Wirkungen in den neuen Technologiefeldern.

Das Technologie-Netzwerk it´s OWL – Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen-Lippe gilt bundesweit als eine der größten Initiativen für Industrie 4.0. Seit 2012 haben 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in 47 Projekten Lösungen entwickelt, mit denen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen die Zuverlässigkeit, Ressourceneffizienz und Benutzerfreundlichkeit ihrer Maschinen und Anlagen steigern können.

Fünf neue Leitprojekte

Insgesamt sollen fünf neue Leitprojekte entstehen, die im Rahmen der SPS IPC Drives in Nürnberg vorgestellt wurden. Das Gesamtvolumen der Projekte liegt bei insgesamt 15 Mio.€. Insgesamt sollen mit Unterstützung von Land, Bund und EU bis 2022 Projekte im Umfang von 200 Mio. Euro auf den Weg gebracht werden. Die 24 Kernunternehmen von it´s OWL werden dafür 100 Mio. Euro investieren. Die Weltmarktführer der Automatisierung sind dabei wichtige Treiber und stehen für die Innovationskraft des Spitzenclusters. So ist der Umsatz der sechs Unternehmen seit dem Start von it´s OWL 2012 um 42 Prozent auf 6,03 Mrd.€ gestiegen, die Anzahl ihrer Beschäftigten um 33 Prozent auf 41.415. Sie sind in allen fünf Leitprojekten wichtige Impulsgeber für die Technologieentwicklung.

Maschinelle Intelligenz für die Produktion

Das Unternehmen Lenze erarbeitet beispielsweise in einem Leitprojekt gemeinsam mit Benteler, KEB, Hanning Elektrowerke, Miele, Weidmüller und fünf Forschungseinrichtungen Lösungen für maschinelles Lernen in der Produktion, die auf einer Plattform für weitere Clusterunternehmen verfügbar gemacht werden. Frank Maier, Vorstand Lenze SE, erläutert: „Uns beschäftigt schon lange die Frage, wie wir unser umfangreiches Domänen- und Anwendungswissen softwaretechnisch in eine modulare Maschine einbringen. Mit neuen, maschinellen Lernverfahren sind wir in der Lage, Anomalien – die beispielsweise als Folge von Verschleiß oder Schädigungen auftreten – im Verhalten von Maschinen zu erkennen und so frühzeitig eine veränderte Qualität der produzierten Güter oder eine notwendige Wartung vorherzusagen. Das führt zu höherer Verfügbarkeit bei gleichzeitig reduzierten Wartungskosten.“

Beckhoff Automation ist es in den abgeschlossenen it`s OWL Projekten bereits gelungen, die Intelligenz von vernetzten Maschinen und Anlagen zu steigern. Durch den Einsatz von Twincat Analytics und Twincat IoT können Unternehmen beispielsweise ihre Energieeffizienz um 17 Prozent steigern und ihren Ausschuss um 50 Prozent reduzieren. „Um die immer komplexer werdenden Produktionssysteme zu realisieren und zu steuern, sind Verfahren des maschinellen Lernens erforderlich. Die PC-basierte Steuerung ist eine ideale Basistechnologie, um Verfahren des maschinellen Lernens zu integrieren. Im Spitzencluster wollen wir nun geeignete Kommunikationslösungen für die wachsende Menge an zu übertragenden Daten definieren. Zur Beherrschung der Komplexität und Unsicherheiten in der Entwicklung von Produktionssystemen mit maschineller Intelligenz ist zudem ein durchgängiges Engineering, mit begleitenden Simulationen unabdingbar“, unterstreicht Dr. Ursula Frank, Leiterin Forschungs- und Entwicklungskooperationen bei Beckhoff Automation.

Große Datenmengen und neue Services

Wie große Datenmengen erfasst und genutzt werden können, ist Schwerpunkt des Leitprojekts „Industrial Automation Plattform für Big Data“. Dazu arbeiten Weidmüller, Lenze, KEB, Benteler und Kannegiesser mit vier Forschungseinrichtungen zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Bausteine für IT-Plattformen, die selbstorganisierend Daten sammeln, aufbereiten, transportieren und speichern können. „Es geht dabei um die Entwicklung von technischen Grundlagen für die Automatisierung und in der Produktion. Diese sind die Enabler für zukünftige Software-Services und daher von zentraler Bedeutung. Wir wollen in dem Projekt die Grundlage für Value Based Services in modularen, wandlungsfähigen Produktionsanlagen schaffen. Wesentliche Anforderungen dafür sind Sicherstellung von IP und Security, Automatisierung der Integration und der Zugriffssteuerung, Unterstützung der relevanten Geschäftsmodelle sowie Integration heterogener Datenquellen. Die Services sollen anhand konkreten Pilotfertigungsanlagen der beteiligten Projektpartner zur Validierung der Datenintegration umgesetzt werden,“ erklärt Jörg Timmermann, Vorstandssprecher Weidmüller Gruppe.

Der digitale Zwillinge

Ziel des Leitprojekts ‘Technische Infrastruktur für digitale Zwillinge‘ ist es, eine interoperable Interaktion und Nutzung der digitalen Modelle eines Produkts oder Produktionssystems während dessen Lebenszyklus zu ermöglichen – und das unter Berücksichtigung industrierelevanter Standardisierungsaktivitäten. Besondere Herausforderungen dabei sind die möglichst automatisierbare Erstellung der digitalen Zwillinge sowie deren Erreichbarkeit für Netzwerke, Plattformen und die damit verbundenen Geschäftsmodelle. Projektpartner sind Phoenix Contact, KEB, Lenze, Weidmüller und Bosch Rexroth sowie die Hochschule OWL und Fraunhofer IOSB-INA. In einem abgeschlossenen it´s OWL-Projekt hat Phoenix Contact eine durchgängige Gestaltung von digitalen Zwillingen erprobt und unter dem Dach des Projekts ‘Smart Engineering and Production 4.0 (SEAP 4.0)‘ gemeinsam mit Eplan und Rittal weiterentwickelt. „In dem neuen Leitprojekt werden wir eine Referenzinfrastruktur entwickeln. Damit können wir den hohen Aufwand reduzieren, der beim Einsatz neuer Produktversionen oder Funktionsänderungen im Lebenszyklus von Maschinen und Anlagen anfällt, um deren Verfügbarkeit aufrechtzuerhalten. Durch die Verwendung des digitalen Zwillings sowohl der Maschinen und Anlagen als auch der in ihnen verbauten Produkte werden Einsparpotenziale von über 50 Prozent im Betrieb sowie weitere Einsparungen im Rahmen der Inbetriebnahme und des Service erwartet“, verdeutlicht Hans-Jürgen Koch, Executive Vice President Business Area Industry Management and Automation Phoenix Contact Electronics GmbH. Darüber hinaus geht es um die energetische Abbildung der Fabrik über digitale Zwillinge sowie deren Interaktion mit den Engineering- und Laufzeitsystemen über ein innerbetriebliches gleichstrombasiertes Smart Grid.

Neue Kunden und neue Märkte

Wie Unternehmen aufbauend auf dem technologischen Fundament neue Services entwickeln und Märkte erschließen können, ist Schwerpunkt des Leitprojekts ‘Digital Business‘. Wago Kontakttechnik, Denios, GEA und Unity erarbeiten dazu gemeinsam mit Fraunhofer IEM und der Universität Paderborn Ansätze, um die Potenziale digitaler Plattformen für kleine und mittlere Unternehmen zu erschließen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Kundenzugänge zu erhalten, müssen produzierende Unternehmen ihre Produkte immer stärker mit Services verzahnen. Durch digitale Plattformen können sie vom Auftragseingang über Produktion bis zur Logistik eine durchgehende Lösung für den Kunden anbieten. „Ein zentraler Aspekt im Business 4.0-Umfeld sind für uns neue Plattformen und Ecosysteme, die zunehmend auch Einfluss auf die B2B-Branche nehmen. Ihnen gelingt es, die Kundenschnittstelle zwischen Kunden und Produktanbieter zu besetzen.“, erläutert Jürgen Schäfer, Mitglied der Geschäftsleitung Wago Kontakttechnik. „Mit dem Projekt verfolgen wir das Ziel, gemeinsam mit der Expertise der Hochschulen eine Plattformstrategie mit den für uns relevanten Ecosystemen aufzubauen. Langfristig wollen wir digital vernetzte Wertschöpfungsketten mit neuen Services generieren, deren Bausteine auch kleinere Unternehmen auf ihrem Weg zum Business 4.0 inspirieren können,“ so Schäfer weiter.

Digitale Arbeitswelten

In der digitalisierten Fabrik rücken zunehmend die sozialen Aspekte der Arbeitsplatzgestaltung in den Vordergrund. Um die Arbeitsplätze der Zukunft zu gestalten, müssen Unternehmen bei der Einführung neuer Technologien die konkreten Anwendungsbereiche berücksichtigen und dabei die Beschäftigten aktiv einbinden. In einem weiteren Leitprojekt entwickeln und erproben Unternehmen, Hochschulen und die IG Metall neue Lösungen für die Digitalisierung der Arbeitswelt. Dabei geht es um Lernplattformen, kognitive Assistenzsysteme, partizipative Technologiegestaltung sowie agile Führung und Personalentwicklung. „Eine digitale Transformation ist nur dann erfolgreich, wenn die Mitarbeitenden im Mittelpunkt dieses technologischen Wandels stehen. Es gilt im Unternehmen insbesondere die kulturellen, organisationalen und arbeitsplatz- und kompetenzbezogenen Herausforderungen zu meistern, die Bedenken der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und mit professionellem Management und wirkungsvoller Führung zu verändern. Das geht nicht von heute auf morgen. Dabei ist es wichtig, Produktivität und Effektivität der Beschäftigten zu erhöhen, sie auf wertaddierende Tätigkeiten auszurichten und sie dafür umfassend aus- und fortzubilden, denn die Komplexität von Industrie 4.0 erfordert qualifizierte Menschen“, verdeutlicht Sonja Roth, Zentralbereichsleiterin Personal bei der Harting Technologiegruppe.







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