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Minus 7,5 Prozentpunkte in der Industrie

Ukraine-Krieg drückt die Umsatzerwartungen

Unternehmen korrigieren Umsatzerwartung aufgrund der Folgen des Ukrainekriegs nach unten – laut einer Befragung der Managementberatung Horváth um durchschnittlich 3,7 Prozentpunkte. Die Industrie reduziert ihre Erwartungen sogar um 7,5 Prozentpunkte.
Aufgrund der direkten und indirekten Folgen des Ukrainekriegs hat sich die Umsatzerwartung großer deutscher Unternehmen eingetrübt. Wie die Managementberatung Horváth mitteilt, rechnete vor Kriegsbeginn lediglich jedes vierte Unternehmen für 2022 mit einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. In einer aktuellen Befragung geht branchenübergreifend mit 47 Prozent fast jedes zweite Unternehmen von schrumpfenden Umsätzen aus. Für die Studie wurden 100 Topmanager- und managerinnen aus Unternehmen ab 200Mio.€ Jahresumsatz befragt.

„Trotz der wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs, insbesondere der steigenden Energie- und Rohstoffkosten, gehen deutsche Unternehmen branchenübergreifend davon aus, das laufende Jahr noch mit einem leichten nominalen Umsatzplus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abzuschließen“, so Studienleiter Ralf Sauter, Partner bei Horváth. „Aufgrund der hohen und noch steigenden Inflationsrate kann in diesem Jahr nicht von einem realen Wachstum ausgegangen werden.“

Korrigierte Umsatzerwartungen

Im Durchschnitt haben die Unternehmen ihre Umsatzerwartung um 3,7 Prozentpunkte nach unten korrigiert – die Industrie sogar um 7,5 Prozentpunkte. „Die Industrie ist von den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekriegs am stärksten betroffen“, so Sauter. „Drei Viertel der deutschen Industrieunternehmen kämpfen mit steigenden Rohstoffpreisen, 70 Prozent sind von Lieferkettenunterbrechungen betroffen, etwa 60 Prozent machen die hohen Energiekosten stark zu schaffen.“

Der Verlust von Russland als Absatzmarkt spielt für die befragten Unternehmen branchenübergreifend eine geringe Rolle. Für eine Mehrheit der befragten Unternehmen hat dieser Aspekt kaum oder überhaupt keine Auswirkungen. Es seien vor allem die indirekten wirtschaftlichen Folgen des Kriegs, die die Wirtschaft eintrüben, so Sauter weiter.

Unternehmen schränken Russlandgeschäft ein oder setzen es aus

Fast neun von zehn Befragten geben in der Horváth-Studie an, vor dem Krieg relevantes Russlandgeschäft betrieben zu haben. Davon haben 95 Prozent bereits entschieden, ihre Geschäfte einzuschränken oder auszusetzen. Die meisten setzen auf einen temporären Rückzug aus dem Markt. 21 Prozent haben diesen bereits vollzogen und weitere 16 Prozent planen ihn. Jedes dritte Unternehmen will sich langfristig komplett zurückziehen oder hat dies bereits getan (7 Prozent bzw. 25 Prozent). Ein Viertel schränkt die Geschäfte zumindest ein oder hat dies bereits getan. Nur eine Minderheit von fünf Prozent lässt das Russlandgeschäft weiterlaufen wie bisher.

Im Fall des Szenarios, dass sich China aktiv auf russischer Seite im Ukrainekrieg beteiligt, hält weniger als die Hälfte der Befragten Sanktionen ähnlicher Dimension wie jene, die gegen Russland verhängt wurden, für umsetzbar (45 Prozent). Weitere 36 Prozent rechnen mit eher schwachen Sanktionen, ein Fünftel geht von gar keinen Sanktionen aus.

Auf die Frage, welche staatlichen Maßnahmen die Unternehmensverantwortlichen zur Abfederung der wirtschaftlichen Kriegsfolgen von der Bundesregierung fordern, fallen die Antworten heterogen aus. An erster Stelle stehen Entschädigungs- beziehungsweise Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen, die besonders hohe kriegsbedingte Preissteigerungen bewältigen müssen (von 42 Prozent gefordert). Dahinter folgen Entschädigungen beziehungsweise Unterstützungsangebote für Unternehmen, für die die Ukraine ein besonders relevanter Markt war (32 Prozent). Jeweils 30 Prozent fordern vereinfachte Regelungen zur Beschäftigung ukrainischer Fachkräfte beziehungsweise unbürokratische Sofort-Kredite wie in der Pandemie. Eine pauschale Unterstützung von Branchen, die stark vom Russlandgeschäft abhängig sind, befürworten nur 29 Prozent. „Es gibt sicherlich Härtefälle, die besonders stark betroffen sind und Unterstützung benötigen. Es scheint aber so, dass die überwiegende Mehrheit der Unternehmen die bisherigen Folgen des Krieges aus eigener Kraft bewältigen kann“, so Sauter.


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