ISG-Studie

SAP S/4Hana-Umstieg in Deutschland weiter zögerlich

Das Angebot an cloudbasierter Infrastruktur für SAP Hana wächst rasant. Zudem haben sich durch die weitere Option auf die Software-as-a-Service-Version S/4Hana Cloud die Rahmenbedingungen für den Umstieg auf S/4Hana signifikant verändert. Doch insbesondere deutsche Unternehmen zögern laut einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens ISG weiterhin, auf die Cloud umzusteigen.

Bild: Information Services Group (ISG)
Bild: Information Services Group (ISG)

Auch insgesamt meldet die Vergleichsstudie, dass SAP S/4Hana-Migrationen generell nur langsam vorankommen. Der Anbietervergleich untersucht die Wettbewerbsstärke und Portfolioattraktivität von 46 Dienstleistern, die im deutschen Markt für SAP-Services und -Lösungen tätig sind.

Wie vorgehen?

„Bei deutschen Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit über das beste Vorgehen bei der S/4Hana-Migration“, sagt Heiko Henkes, Director & Principal Analyst bei der Information Services Group (ISG). Die Serviceanbieter seien deshalb zunehmend gefragt, Positionsbestimmungen mit ihren und für ihre Kunden durchzuführen. „Geht es vor allem um ein Upgrade bestehender Systeme oder um eine umfassende Überarbeitung der Prozess- und Systemarchitektur? Soll der Übergang in eine cloudbasierte Infrastruktur Bestandteil der S/4Hana-Migration sein? Und hat zunächst die Umstellung der Anwendungen Priorität oder erst einmal die Migration auf eine neue Infrastruktur?“, so Henkes weiter.

Das von SAP 2021 etablierte Rise-Programm zur Unterstützung der S/4Hana-Migration wird ISG zufolge von den Unternehmen teilweise als Angebotsergänzung der Serviceprovider betrachtet. Manche globalen Systemintegratoren würden das Programm jedoch auch als Konkurrenz zu eigenen Angeboten sehen. Aufseiten der Kunden würde Rise vor allem bei mittelgroßen Kunden mit überschaubarer Prozesskomplexität auf Interesse stoßen, die bislang noch weniger komplexe SAP-Systemlandschaften nutzen. Die großen Cloud-Anbieter wiederum würden Rise als zusätzliche Möglichkeit betrachten, die Nutzung ihrer jeweiligen Plattformen für SAP-Installationen weiter voranzutreiben, so ISG.

Begrenztes Personal

Die Studie weist explizit auch auf das Problem nur begrenzt verfügbarer personeller Ressourcen hin. Das bislang eher mäßige Tempo der S4/Hana-Umstellungen führe dazu, dass die Anzahl der parallel laufenden SAP-Projekte in den Unternehmen mit Blick auf Ende 2027 signifikant zunehmen werde, da dann die Standardwartung für das Vorläuferprodukt ECC 6.0 auslaufen soll. Bereits heute sei die Verfügbarkeit qualifizierten Personals für viele Serviceanbieter ein limitierender Faktor. „Dies führt derzeit zu verstärkten Anstrengungen, zusätzliches Personal aufzubauen“, so Heiko Henkes. „In vielen Fällen wird Personal auch aus anderen Bereichen abgezogen und durch Qualifizierungsmaßnahmen auf die Mitwirkung in SAP-Transformationen geschult.“

Der Dienstleistermarkt für die S/4Hana-Transformation wird ISG zufolge auch weiterhin von den global agierenden Systemintegratoren dominiert. Insbesondere die in Indien beheimateten Anbieter hätten dabei in letzter Zeit in ihre Onshore-Präsenz in Deutschland investiert, um besser bei den Kunden vor Ort agieren zu können. Da sich aktuell immer mehr SAP-Transformationsprojekte zu Strategieprojekten ausweiten, versuchten nun auch entsprechend die Serviceanbieter, ihr Profil bei der strategischen Beratung zu schärfen. „Dies ist jedoch leichter gesagt als getan“, sagt ISG-Analyst Henkes. „Die notwendige Anzahl an Knowhow-Trägern mit strategischem und gesamtarchitektonischem Weitblick muss erst einmal gefunden oder ausgebildet werden.“ Provider, die auf diesem Feld schnell vorankommen, könnten sich deshalb deutliche Wettbewerbsvorteile verschaffen, so Henkes.