Ifo-Studie ’Benchmarking – Digitalisierung in Deutschland’

Mittelmaß bei der Digitalisierung

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland bei der Digitalisierung keine Spitzenposition, sondern tendiert eher zum Mittelfeld. So zumindest legt es eine Studie des Ifo Instituts nahe. Demnach sei nicht nur die Politik, sondern auch die Unternehmen selbst gefragt.

 

(Bild: Ifo Institut / ©SFIO CRACHO/stock.adobe.com)

Das Ifo Institut sieht in Sachen Digitalisierung viel Handlungsbedarf für die neue Bundesregierung. Laut einer Ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern befindet sich Deutschland im internationalen Vergleich eher im Mittelfeld.

„Damit Deutschland ein führendes Innovationsland bleibt, muss die Regierungskoalition jetzt dringend die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche digitale Transformation in den kommenden Jahren setzen“, sagt IHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „An etlichen Stellen liegt es allerdings auch an den Unternehmen selbst, die Chancen der Digitalisierung in ihrer ganzen Breite zu erkennen und zu nutzen.“ Großer Nachholbedarf bestehe vor allem bei digitalen Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung sowie bei der digitalen Innovationsfähigkeit der Betriebe.

Enger Regulierungsrahmen

Auch alle anderen in der Studie ’Benchmarking – Digitalisierung in Deutschland’ untersuchten Digitalisierungsfelder müssten angepackt werden. Demnach werde die Wirtschaft durch einen zu engen Regulierungsrahmen für digitale Innovationen sowie fehlende digitale Kompetenzen behindert. Verbreitete Datenschutz-Bedenken und schwacher digitaler Gründergeist bremsen den digitalen Aufbruch, so die Studie.

Unterdurchschnittlich schneidet Deutschland im internationalen Vergleich des Ifo Instituts vor allem bei digitalen Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung ab. Nachholbedarf gebe es bei der Nutzerfreundlichkeit der digitalen öffentlichen Dienstleistungen, beim Datenaustausch zwischen den Behörden und bei den digitalen öffentlichen Dienstleistungen für Unternehmen. Hauptursachen hierfür seien fehlende Entscheidungskompetenzen in den föderalen Strukturen, mangelnde innovationsorientierte Beschaffung im öffentlichen Sektor und die fehlenden digitalen Kompetenzen in der öffentlichen Verwaltung.

Großer Hebel

Die Wirtschaftsforscher sehen insgesamt einen großen Hebel in der besseren Anwendung digitaler Schlüsseltechnologien und Daten für neue Produkte und Dienstleistungen. Zu selten würden jedoch digitale Innovationen in marktfähige Geschäftsmodelle umgesetzt. Schwachpunkte seien dabei die seit Jahren rückläufige Gründungsrate in der IT-Branche sowie die untergeordnete Rolle stark skalierbarer, plattformbasierter Geschäftsmodelle. Digitale Anwendungskompetenzen seien zwar insgesamt gut verbreitet, bei den für Innovationen entscheidenden Spitzenkompetenzen schneide Deutschland aber deutlich schlechter ab. Die Ifo-Autoren fordern daher den Ausbau digitaler Kompetenzen im ganzen Bildungssystem, einen vereinfachten Regulierungsrahmen für die Digitalwirtschaft, weniger Bürokratie und bessere Zugänge zu Wagniskapital.

Die Ifo-Studie mahnt außerdem mehr Offenheit in Bezug auf Datenschutz an. Die Bereitstellung anonymisierter persönlicher Daten beispielsweise durch die öffentliche Hand habe großes Potenzial, Impulse für Innovationen zu geben. Bei der digitalen Infrastruktur wie Breitband und Mobilfunk sieht die Studie noch Lücken, wobei der Ausbauzustand oft besser sei als die öffentliche Meinung vermuten lasse. Teilweise gebe es kein Angebots- sondern ein Nachfrageproblem, das heißt vorhandene Infrastruktur werde nicht annähernd ausgeschöpft.