Wie steht es um Industrie 4.0 in der Praxis? Dieser Frage geht der Marktanalyst IDC im Auftrag von Dassault Systèmes über einen Zeitraum von vier Jahren nach. Das Ergebnis: Aktuell ist jedes zweite befragte Unternehmen mit einem Industrie 4.0-Projekt beschäftigt. Im Jahr zuvor war das nur bei einer von sechs Firmen der Fall.

 (Bild: Dassault Systemes Deutschland GmbH)
(Bild: Dassault Systemes Deutschland GmbH)

Auf dem 3DExperience Forum in Leipzig hat Dassault Systèmes die Ergebnisse der IDC-Studie mit dem Titel ‚Die nächste Stufe der digitalen Transformation in Deutschland: Mit Cloud-PLM zu mehr Produktinnovation und Effizienz‘ vorgestellt. IDC soll im Auftrag des französischen Softwarekonzerns die Entwicklung von Industrie 4.0-Aktivitäten über einen Zeitraum von vier Jahren untersuchen. Der Studie zufolge arbeitet jedes zweite befragte Unternehmen aktuell an einem Industrie 4.0-Projekt. In der vergleichbaren Erhebung im Jahr 2016 war nur jedes sechste Unternehmen mit einem entsprechenden Vorhaben beschäftigt.

Es geht beispielsweise um eine stärkere Vernetzung des Shop Floors, ein durchgängig gestalteter digitaler Wertschöpfungsprozess oder neue Geschäftsmodelle und Industrie 4.0-Produktentwicklungen. Dieser gestiegene Industrie-4.0-Reifegrad liegt der Studie zufolge unter anderem im verbesserten Informationsaustausch begründet – sowohl firmenintern als auch mit Partnern, Lieferanten und Kunden. Trotzdem berichten 90 Prozent der Befragten, dass noch zu viel Zeit für die Abstimmung zwischen Abteilungen und Prozessschritten benötigt wird. Hier könnte Software für das Product Lifecycle Management (PLM) weiterhelfen, schreiben die Autoren. Gerade der Softwarebezug aus der Cloud könne sich als Innovationsbeschleuniger erweisen.

Die Ergebnisse im Detail:

1. 86 Prozent der Befragten setzen sich mit Industrie 4.0 auseinander. Sie wollen mit digitalen Technologien und Daten nicht nur die operative Performance verbessern, sondern vielmehr die Innovationskraft im gesamten Unternehmen steigern. Mangelte es 2016 noch an der Umsetzung der Initiativen, werden 2017 drei Mal mehr Projekte in die Tat umgesetzt.

2. Die Verwendung von PLM-Plattformen wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich ausgeweitet, so dass die Anzahl an Fachbereichen mit Zugriff auf eine einheitliche Datenplattform signifikant gestiegen ist (Design 41 Prozent, Entwicklung 51 Prozent, Fertigungsvorbereitung 40 Prozent, Fertigung 35 Prozent, Wartung/Service 34 Prozent, Marketing 36 Prozent). Dass dennoch Ausbaubedarf besteht, zeigt ein weiteres Ergebnis: 32 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ihr Unternehmen aufgrund der schlechten Zusammenarbeit zwischen Abteilungen Umsatz verliert.

3. 56 Prozent der befragten Unternehmen beziehen einen Teil ihrer PLM-Dienste aus der Cloud. Die Bedenken vieler Unternehmen sind gesunken – dennoch hat die lange anhaltende Zurückhaltung dafür gesorgt, dass deutsche Unternehmen US-Unternehmen bei der Cloud-PLM-Nutzung etwa 18 bis 24 Monate hinterher sind. IDC prognostiziert für die kommenden Jahre einen gemischten, hybriden Ansatz aus Cloud- und On-Premise-Diensten in vielen deutschen Unternehmen. Dabei ist es 83 Prozent der Befragten in Zukunft wichtig, dass sich die in einer Cloud gespeicherten PLM-Daten in Deutschland befinden.

4. Für weiterführende Digitalprojekte sollten Datensilos entlang des Wertschöpfungsprozesses aufgebrochen werden, um die Zusammenarbeit zu erleichtern. Dafür könnte eine einheitliche Plattform den Weg ebnen. Außerdem gilt es zu prüfen, welche PLM-Dienste sich am besten aus der Cloud beziehen lassen und welche On-Premise.

IDC hat im Oktober 2017 im verarbeitenden Gewerbe 100 Unternehmen in Deutschland befragt. Das Stichprobendesign ist mit IDC Industrie-4.0-Studien der letzten Jahre vergleichbar, so dass Entwicklungen ab dem Jahr 2014 aufgezeigt werden können.