Software vor Produktionsstart schreiben und testen

DKFI stellt RISC-V-Entwicklungsplattform vor

Quelloffene Hardware-Architekturen wie RISC-V gelten als unabhängige und kostengünstige Alternative zu den großen Chip-Herstellern. Jetzt hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine Verifikationsplattform vorgestellt, mit der Entwicklung und Softwaretests für solche Prozessoren vor der Fertigung erlaubt.

Bild: ©Andrey Suslov/stock.adobe.com / DFKI / Lisa Jungmann
Bild: ©Andrey Suslov/stock.adobe.com / DFKI / Lisa Jungmann

Ob Smart Homes oder Smartphones, selbstfahrende Autos oder die Industrie von morgen – all diese Zukunftstechnologien benötigen Computerchips zur Steuerung. Die Systeme, die auf diesen Chips laufen, werden meist als System on Chip (SoC) geschlossen entwickelt und vertrieben. Jedoch erlebt auch Open-Source-Hardware eine zunehmende Popularität. Ein Trend, der insbesondere in Zeiten der Knappheit von Computerchips als ein Schlüssel hin zur digitalen Souveränität, und damit zur Sicherung der Zukunft des Technologiestandorts Deutschland gilt.

Patentfrei verfügbar

Als Vorreiter dieser Entwicklung gilt die RISC-V-Architektur, die aufgrund ihrer Open-Source-Lizenz patentfrei zur Verfügung steht. Merkmale der offenen Befehlssatz-Architektur: Es fallen keine Patentgebühren an und RISC-V bietet Standardisierung, Erweiterbarkeit und Herstellerunabhängigkeit. Die Prozessoren gelten dadurch als besonders zukunftssicher. Mit der neuen Plattform können Entwickler Software für diese Chips schreiben, ohne auf die Produktion warten zu müssen. Professor Dr. Christoph Lüth vom DFKI-Forschungsbereich Cyber-Physical Systems: „In unserem Projekt VerSys haben wir zusammen mit der Universität Bremen eine offene Verifikationsplattform für RISC-V-Systeme entwickelt, die auf einem virtuellen Prototyp für RISC-V-Systeme basiert. Virtuelle Prototypen sind eine Standardtechnik der Industrie für das Problem der frühen Softwareentwicklung. Es handelt sich dabei um einen in Form von Software entwickelten digitalen Zwilling des Chips, der mit dem echten System binärkompatibel ist und damit die Softwareentwicklung für noch nicht gefertigte Systeme erlaubt.“ Gefördert wurde das Projekt VerSys vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Quelltext frei verfügbar

Die Verifikationsplattform ist skalierbar und modular ausgelegt. Ihr Quelltext ist Open Source unter der URL http://www.informatik.uni-bremen.de/agra/projects/risc-v/ frei verfügbar. Ende September ist das Projekt vom Wissenschaftlichen Beirat des DFKI begutachtet worden. Dieser bewertet die Ergebnisse hinsichtlich ihrer industriellen Nutzung als besonders beeindruckend und ist der Ansicht, dass die Verwertung der Ergebnisse von VerSys noch weiter zunehmen wird, je mehr Branchen sich in Folgeprojekten engagieren.

Weiterentwicklung bereits geplant

So wird beispielsweise im Projekt VE-HEP im Rahmen der Leitinitiative ‚Vertrauenswürdige Elektronik‘ an einem gehärteten, formal verifizierten RISC-V-Prozessor geforscht, der kryptographische Operationen mit speziellen Hardwarestrukturen beschleunigen kann. Darüber hinaus wird die Plattform im Projekt ECXL weiterentwickelt, indem sie um eine RT-Ebene vergrößert wird, welche Ebenen übergreifende Verifikation und direkte Synthese des neuen Prototyps ermöglicht. Das Projekt ECXL ist zum 1. August 2022 mit einer Laufzeit von drei Jahren gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert.

 







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