(Bild: BITKOM e.V.)
(Bild: Bitkom e.V.)

Datenschutz-Anforderungen als Bremse

Die Unternehmen erleben aktuell eine Vielzahl von Hemmnissen, die den Einsatz von Industrie-4.0-Anwendungen erschweren. So würden 77 Prozent gerne mehr investieren und klagen über fehlende finanzielle Mittel. 61 Prozent fühlen sich durch Datenschutz-Anforderungen behindert. 57 Prozent von Anforderungen an die IT-Sicherheit. In jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) fehlt es an Fachkräften, ähnlich viele (52 Prozent) fühlen sich durch die Komplexität des Themas überfordert, 48 Prozent bemängeln die Störanfälligkeit der Systeme.

29 Prozent fehlt es am Austausch mit anderen Unternehmen und jedes vierte Unternehmen hat nicht genügend Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Nur eine geringe Rolle spielen demgegenüber ein Mangel an externer Beratung (14 Prozent), fehlendes Wissen über Best-Practice-Lösungen (12 Prozent), fehlende Standards (elf Prozent) oder eine zu geringe Verfügbarkeit von marktfähigen Lösungen (zehn Prozent). Gerade einmal neun Prozent beklagen eine zu geringe Akzeptanz in der Belegschaft. Überhaupt kein Hinderungsgrund sind ein zu geringer Automatisierungsgrad im eigenen Unternehmen, um Industrie-4.0-Anwendungen einsetzen zu können oder eine Unsicherheit über den wirtschaftlichen Nutzen.

Forderungen an die Politik

Entsprechend formulieren die Industrieunternehmen sehr konkrete Wünsche. 84 Prozent plädieren für einen Abbau von rechtlichen Unsicherheiten beim Datenaustausch mit anderen Unternehmen, die Förderung von Investitionen (80 Prozent) und einen beschleunigten Breitbandausbau (78 Prozent).

Rund zwei Drittel (63 Prozent) erwarten mehr und bessere Informations- und Beratungsangebote, jedes Zweite (53 Prozent) eine Integration von Industrie 4.0 in Ausbildung und Studium. 48 Prozent würden Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Mitarbeiter helfen, 47 Prozent Förderprogramme für Forschung und Entwicklung und 34 Prozent die Etablierung von Standards.

Derzeit glaubt nicht einmal jedes dritte Unternehmen (31 Prozent), dass in der Politik ein ausreichendes Verständnis für die Bedeutung von Industrie 4.0 vorhanden ist. Zugleich sagen 91 Prozent, dass Industrie 4.0 die Voraussetzung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie darstellt. 86 Prozent halten vor diesem Hintergrund eine neue Industriepolitik in Deutschland für notwendig, um Industrie 4.0 voranzubringen.

Gaia-X noch vielen unbekannt

Ein Projekt, um das größte Industrie-4.0-Hemmnis – den Datenaustausch mit anderen Unternehmen – anzugehen, ist die europäische Cloudinitiative Gaia-X. Derzeit steht ihm die Industrie allerdings noch gespalten gegenüber. 33 Prozent sehen es als Ergänzung zu bisher genutzten Angeboten, 26 Prozent gehen davon aus, dass damit ganz neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet werden. Umgekehrt halten aber 28 Prozent Gaia-X für irrelevant für das eigene Geschäftsmodell, Elf Prozent sehen keinen Bedarf an einer solchen Infrastruktur und fünf Prozent fühlen sich durch Gaia-X in ihrem Geschäftsmodell bedroht.

Gleichzeitig gilt, dass Gaia-X für viele Unternehmen noch eine große Unbekannte ist: Nur gut jedes dritte Industrieunternehmen (39 Prozent) hat bereits davon gehört und weiß auch, was sich dahinter verbirgt. 20 Prozent haben zwar schon den Begriff gehört, haben aber keine konkrete Vorstellung davon und 37 Prozent haben noch nie von Gaia-X gehört oder gelesen.

Wer bereits von Gaia-X gehört hat, entwickelt oft ein hohes Interesse an dem Projekt. So kann sich jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) vorstellen, auf Basis von Gaia-X sicher Daten und Datennutzungsrechte zu teilen. 41 Prozent würden Gaia-X nutzen wollen, um einfache und unkritische Geschäftsprozesse in die Cloud zu migrieren, 28 Prozent können sich das für geschäftskritische und sicherheitsrelevante Prozesse vorstellen. 32 Prozent hoffen, so ein sicheres und einfaches Identitätsmanagement umsetzen zu können. 28 Prozent erwarten, dass durch die Gaia-X-Infrastruktur Lock-In-Effekte bei der Cloud-Technologie vermieden werden, 22 Prozent hoffen, Cloud-Anbieter einfacher wechseln zu können. 28 Prozent der Industrieunternehmen, die Gaia-X kennen, können sich aber in keiner Weise vorstellen, es auch zu nutzen.

„Gaia-X kann bei Cloud- und Dateninfrastrukturen eine Schlüsselrolle zukommen. Ganz offensichtlich gibt es dafür großen Bedarf in der deutschen Industrie“, so Rohleder. „Europa hat mit Gaia-X die Möglichkeit, in einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft und Politik zu den führenden Standorten aufzuschließen.“

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 551 Produktionsleiter, Vorstände oder Geschäftsführer von Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern in Deutschland im Februar und März 2021 telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

www.bitkom.org