Ansatz: Professioneller Umgang mit Schwachstellen

Die Werkzeuge, mit denen Sicherheitsforscher und Hacker gegenüber Industriesystemen auftreten, sind ebenfalls umfangreicher geworden. Viele Programme zur Netzwerkprüfung inkludieren zumindest Module, die Industriesteuerungen am Netzwerk als solche identifizieren und nicht mehr als unbekannte Geräte klassifizieren. Für gängige Hacking-Werkzeuge wie das Metasploit-Framework existieren durchaus auch offensivere Funktionen: Befehle zum Stoppen und Starten von speicherprogrammierenden Steuerungen (SPS) werden nachgebildet oder spezifische Angriffe auf Implementierungs-Schwachstellen bereitgestellt. Automatisierungshersteller haben bereits begonnen, professioneller mit Sicherheitsschwachstellen umzugehen. Die meisten Automatisierungshersteller haben nun endlich die ersten Gehversuche im Umgang mit Sicherheitsschwachstellen hinter sich, in vielen Fällen ist daraus eine eigene Sicherheitsorganisation entstanden. Mitunter ist sogar ein eigenes Geschäftsfeld entwickelt worden, in dem Anlagenbetreibern Zusatzdienste wie Patch- und Update-Management, Risikoanalysen oder der Aufbau von Sicherheitskonzepten angeboten werden. Ein großes Problem liegt weiterhin im Bereich Security Know-how in der Industrie. Die Industrie als Ganzes muss nun lernen, mit Security umzugehen. Security war bisher kein Kernthema der Industrieunternehmen, und wenn dann typischerweise eher den IT-Abteilungen oder -Unternehmen zugeordnet. Durch Industrie 4.0 und eine noch stärkere Durchdringung von Software in Industrieanlagen sowie die stärkere Vernetzung muss Security aber ebenso gut umgesetzt werden. Dies ist nur möglich, wenn das Industriepersonal auch mit dem richtigen Security Know-how ausgestattet ist. Spezialisierte Schulungen und Zertifizierungen zum Thema Industrial Security sind ebenfalls erst in den letzten zwei bis drei Jahren nach Stuxnet entstanden. Besonders hervorzuheben ist beispielsweise die Zertifizierung GIAC Global Industrial Cyber Security Professional (GICSP), für die in Zusammenarbeit mit dem SANS Institute ein Training entwickelt wurde, um Anlagen- und Industrietechniker besser auf Security-Fragestellungen vorzubereiten und IT-Sicherheitsexperten in die Welt der ICS einzuführen. Wichtig ist, dass beide Seiten die gleiche Sprache sprechen und Lösungsansätze zusammen entwickeln, um die Systeme besser zu schützen.

Fazit

Die größte Herausforderung bleibt weiter bestehen: Auch wenn Hersteller begonnen haben, Konzepte wie Security by Design in neue Produkte zu integrieren, läuft der größte Teil von Industrieanlagen noch immer mit der älteren ‚Legacy‘-Technologie nach dem Motto ‚Never Change a Running System‘ (auch bei Updates nicht) und damit eher spärlichem Sicherheitsdesign. Es liegt also in der Verantwortung der Systemintegratoren und Anlagenbetreiber, die Security von bestehenden Anlagen zu verbessern, indem bei entsprechenden Wartungsfenstern auch Sicherheitsmechanismen nachgerüstet werden. Welche Maßnahmen hier am effektivsten für die jeweilige Anlage sind, sollte mit ausreichender Vorbereitung gemeinsam mit internen oder externen Fachleuten in einer Risiko- oder Schwachstellenanalyse geklärt werden. Denn leider belegen die eingangs aufgeführten Bedrohungen, dass sie sich stetig vermehren und immer mehr Angreifer ihre Zeit auf die Weiterentwicklung aufwenden. ICS zu manipulieren, zu sabotieren oder aber in Geiselhaft zu nehmen, bleibt für Angreifer ein lohnenswertes Ziel.







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