Europavergleich

Hohe Stromkosten für deutsche Rechenzentren

Die Stromkosten für deutsche Rechenzentrumsbetreiber sind mit 113,11€ pro Megawattstunde am höchsten. Der große Unterschied zu den Nachbarländern ergibt sich dabei aus den Nebenkosten.

 (Bild: BITKOM e.V.)
(Bild: Bitkom e.V.)

Rechenzentren in Deutschland müssen europaweit am meisten für Strom bezahlen. Die Kosten liegen bis zu sechsmal höher als in Nachbarländern. Dies geht aus einer einer Preisanalyse des Digitalverbands Bitkom hervor, bei der die Stromnebenkosten verglichen wurden. Demnach bezahlten Rechenzentrumsbetreiber 2019 in Deutschland 113,11€ pro Megawattstunde (MWh) an Steuern, Abgaben und Netzentgelten. Am günstigsten sind die Preise in den Niederlanden mit 17,08€ pro MWh. Knapp dahinter liegt Schweden (17,70€ pro MWh) gefolgt von Finnland (21,97€). Auch in Frankreich (29,31€) sind die Stromnebenkosten für Rechenzentren sehr niedrig und liegen bei rund einem Viertel des deutschen Werts. Großbritannien kommt mit 67,01€ auf die Hälfte und Italien mit 82,89€ auf Dreiviertel des deutschen Werts. „Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen rund 70 Prozent der Stromkosten aus, die wiederum oftmals die Hälfte der gesamten Betriebskosten betragen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Preistreiber EEG-Umlage

Während die Grundpreise für Strom in Europa recht ähnlich sind, werden die Nebenkosten aus Abgaben, Steuern und Netzentgelten von der Politik festgelegt. Größter Preistreiber in Deutschland ist die EEG-Umlage. Wie der Bitkom mitteilt, sind deutsche Rechenzentren, im Gegensatz zu anderen energieintensiven Sektoren, nicht davon befreit. „Rechenzentren tragen einen großen Anteil zur Finanzierung der Energiewende bei und haben in den vergangenen Jahren ihre Energieeffizienz immer weiter gesteigert. Um noch klimafreundlicher zu werden, sollte die Politik Anreize setzen, etwa durch eine am individuellen CO2-Ausstoß der Stromerzeugung orientierte Bepreisung“, sagt Rohleder. Im Interesse des Klimaschutzes müssten und wollten Betreiber ihre Energiebilanz weiter verbessern. „Zugleich muss die Politik der strategischen Bedeutung von Rechenzentren für die digitale Souveränität Rechnung tragen und die Standortbedingungen verbessern, sonst werden immer mehr Kapazitäten ins Ausland abwandern.“

Bitkom unterstützt das Ziel, digitale Souveränität zu erlangen, und setzt sich für faire Bedingungen für deutsche Rechenzentren und deren internationale Wettbewerbsfähigkeit ein. Rohleder: „Unser Vorschlag ist, die entsprechenden Leitlinien und Gesetze auf europäischer und nationaler Ebene zu überarbeiten und zu prüfen, inwieweit zumindest besonders klimafreundliche Rechenzentren bei Stromsteuer und weiteren Abgaben entlastet werden können.“